Eine Botschaft für alle

348. Verlobter Tag: Konflikt zwischen Kirchenrecht und Realität als Herausforderung / Freundlicher Empfang für neuen Kaplan

Der große Blumenteppich aus Rosenblättern beeindruckte die Gläubigen. In diesem Jahr zeigte er Kreuz, Herz und Anker in einem Kreis.?(Fotos: R. Dörhöfer)

 

FLÖRSHEIM (drh) – „Der christliche Glaube ist eine Botschaft der Freude“, so Pfarrer Frank-Peter Beuler in der Festpredigt zum 348. Verlobten Tag, der am Montag traditionsgemäß mit zwei Frühmessen, einem Festgottesdienst mit Prozession und einer Abschlussandacht gefeiert wurde. Etwa 1.000 Gläubige nahmen an der Prozession teil und erfüllten damit das Gelöbnis, das Pfarrer Laurentius Münch einst zur Pestzeit in Flörsheim im Jahre 1666 geleistet hatte.

 

„Wir haben keinen Grund, unseren Glauben zu verstecken und es ist schön, ein Christ zu sein“, meinte Beuler, für den das Thema des Verlobten Tages „Eine frohe Botschaft bringen“ kaum passender hätte sein können. Schon als Ortspfarrer setzte er sich stets für die Freude am Christsein ein und auch wenn es in den Evangelien Worte von der Verdammnis oder vom Heulen und Zähneknirschen gebe, so würden diese doch als Inhalt der Frohen Botschaft relativiert. Die Zeiten von Höllenpredigten seien lange vorüber und vermutlich seien die heutigen Auslegungen dem Evangelium gemäßer denn je. Dennoch müsse der Inhalt der Verkündigung auch heute kompatibel mit dem kirchlichen Leben sein und Beuler gestand hier gewisse Gegensätze ein: „Wenn Äußerlichkeiten wichtiger sind als der geistige Inhalt, wenn Gesetze und Vorschriften höher bewertet werden als die menschliche Realität und wenn das Kirchenrecht in Konflikt gerät mit der Bestimmung der Befreiung, dann ist dies ein ungelöstes Dilemma der Kirche“, so Frank-Peter Beuler. Nach Beuler bleibt es eine große Herausforderung der Kirche, die Frohe Botschaft auch jenen Menschen annehmbar zu machen, die den moralischen Regel-Vorgaben der Kirche nicht entsprechen. Als Beispiel nannte er die wiederverheirateten Geschiedenen oder auch Homosexuelle. „Die christliche Botschaft ist nicht für einen Exklusivkreis von Menschen, sondern eine Botschaft für alle“, so Beuler, der sich damit auch öffentlich gegen eine Messbuchänderung aussprach, die im Hochgebet bei den Wandlungsworten die Worte „für euch und für alle“ in „für euch und für viele“ vorsieht.
Er selbst finde Unterstützung in den Worten und im Handeln von Papst Franziskus, der selbst viel lache und lächle und eben mit einer ungezwungenen, natürlichen Art überzeuge, so Beuler. „Seine Lockerheit ist Ausdruck einer tiefen Gelassenheit, die dem Glauben an das Evangelium der Freude entspringt“, sagte Beuler, der gleichzeitig darum bat, dass alle ein Stück der Gelassenheit übernehmen mögen, ohne gleichgültig zu sein.
Pfarrer Sascha Jung dankte seinem Vorgänger für die treffenden Worte und die Gläubigen applaudierten, erkannten sich die lebenslustigen Flörsheimer doch selbst in der Predigt wieder.

Glaube, Liebe, Hoffnung
Die vier Altäre waren jeweils einem Evangelisten gewidmet, Aussagen des Evangelisten Lukas wurden am ersten Altar an der Christkönigskapelle vom Flörsheimer Musikverein näher beleuchtet. Musik könne ein wichtiger Begleiter auf dem Weg des Menschen zu sich selbst und zu Gott sein, könne den Menschen aus der Geschäftigkeit des Alltags herausreißen. Das Lukasevangelium lasse sich mit folgendem Ausspruch auf den Punkt bringen: „Singen von Gottes Wegen.“
„Ökumene wird in Flörsheim aus tiefstem Herzen gelebt“, hatte Pfarrer Sascha Jung schon in den Begrüßungsworten zum Festgottesdienst betont und so war der zweite Altar am Pestkreuz von der evangelischen Gemeinde thematisch zum Johannesevangelium vorbereitet worden. An alle Christen gerichtet, wurden Johannes-Zitate wie „Ich bin die Auferstehung und das Leben“ vorgetragen.
Die Flörsheimer DJK, der christliche Sportverein feiert in diesem Jahr sein 90-jähriges Bestehen, übernahm die Gestaltung des dritten Altares. Der Evangelist Markus stand hier im Mittelpunkt. „Der beste Trainingsplan taugt nichts, wenn er nicht ernst genommen wird. Dies gilt auch für die Worte Jesu“, so die Sportler, die eingestanden, dass sowohl die sportlichen als auch die „biblischen Trainingspläne“ nicht geschrieben seien, um den Menschen zu gängeln, sondern um menschliche Fähigkeiten und Kräfte zu wecken.
Der vierte Altar am Mainufer war von den Ministranten, die erst vor Kurzem eine Wallfahrt nach Rom unternommen hatten, gestaltet worden. Der große Blumenteppich aus Rosenblättern zeigte in diesem Jahr die Symbole Kreuz, Herz und Anker. Das Kreuze steht für den Glauben, das Herz für die Liebe und der Anker repräsentiert die Hoffnung. Ein Kreis umschloss die Symbole und zeigte die Einheit und die Unendlichkeit in Gott.
Am vierten Altar wurde auch eine Fürbitte vorgetragen, die von den Kindern der katholischen Ferienfreizeit anlässlich des Verlobten Tages als Botschaft nach Flörsheim gesandt worden war.

„Dich, Gott, loben wir“
Beim festlichen Abschlusssegen in der Galluskirche wurden die Impulse des Tages gebündelt und die Gläubigen lobpreisten gemeinsam mit der Kantorei, den 20 Geistlichen, den Ministranten und Bannerträgern. Die 348. Erfüllung des Gelöbnisses mündete traditionsgemäß ins „Te Deum“ – „Dich, Gott, loben wir“ – und spätestens dann waren alle Unstimmig- und Ärgerlichkeiten über nicht vorhandene Himmelträger oder Zerstörungsaktionen (der privat hergerichtete Blumenteppich am Gasthaus zum Hirsch war in den frühen Morgenstunden mutwillig zerstört worden) zumindest für einen Moment vergessen. „Das Himmeltragen könnte mein künftiger Beitrag für den Flörsheimer Verlobten Tag werden“, gestand beispielsweise ein Neuling an den Himmelsstangen, der Gefallen am Amt gefunden hatte und somit auch im kommenden Jahr wieder mitanpacken möchte.
Für einen ganz jungen Priester war der Verlobte Tag die Feuertaufe in Flörsheim. Kaplan Wojciech Kaszczyc feierte seinen ersten Gottesdienst in seiner neuen Heimat mit dem Hochamt und wurde von Sascha Jung besonders begrüßt. Die Gemeinde empfing den neuen Seelsorger mit Applaus, der sichtlich gerührt von dem Empfang sich nun auf seine neue Wirkungsstätte ab September freuen darf.

 

 

 

 

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