Buchvorstellung in Kulturscheune

Mit modernen Möglichkeiten Wege in die Geschichte gefunden

FLÖRSHEIM (ak) – Am Mittwoch, 18. April, stellte Dr. Bernhard Thomas in der voll besetzten Flörsheimer Kulturscheune mit seinem Buch „Flörsheim 1656 – Eine Rekonstruktion“ interessierten Zuhörern den ersten von drei Bänden seiner Buchreihe im Rahmen der Rubrik „Geschichte vor Ort“ des Verlages Buchkontor Sievers in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt Flörsheim vor.

 

Wer durch die Flörsheimer Altstadt (oder auch einen anderen Ort mit offensichtlicher „Geschichte“) spaziert, hat sich vielleicht beim Anblick der engen Gassen mit ihren altehrwürdigen Häusern schon so manches Mal gefragt, was die historischen Gebäude einem erzählen könnten, wer darin gelebt haben mag und wie das Leben vor einigen hundert Jahren so ausgesehen haben mag.
Der Autor von „Flörsheim 1656 – Eine Rekonstruktion“, Dr. Bernhard Thomas, wurde in Flörsheim geboren, er weiß, dass seine eigenen Vorfahren hier über Jahrhunderte zu Hause waren – dementsprechend groß war auch sein Interesse daran, mehr über ihr Leben, ihren Besitz und ihre wirtschaftliche Lage zu ihrer Zeit zu erfahren. Die Methoden, die ihm als Naturwissenschaftler (er ist von Haus aus Physiker) heute sonst mittels moderner Computertechnik und ihrer Auswertung zur Verfügung stehen, konnte er aber in diesem Fall wegen fehlender Grundlagen nicht anwenden: Die alten Bücher hielten ihre interessanten historischen Daten und Fakten zur Flörsheimer Geschichte noch für sich ganz alleine in ihrem Inneren fest verborgen, als er anfing nachzuforschen, man konnte sie nicht einfach per Mausklick anschauen, teilen oder gar durchsuchen.
Also hat der Autor zunächst mit viel Arbeitsaufwand die wertvollen, alten Flörsheimer Gerichtsbücher digitalisiert, ihre Texte analysiert, interpretiert und in heutiger Schrift festgehalten, um daraus eine umfangreiche Text-Datenbank zu erstellen. Erst danach konnte er dann etwa alle Daten zu einem bestimmten Namen, einem bestimmten Ort oder einer bestimmten Zeit suchen um sie „nebeneinander“ zu betrachten. Die Analyse und Auswertung dieser so zusammengestellten Datenbank hat es ihm ermöglicht, tatsächlich Flörsheim im 17. Jahrhundert zu rekonstruieren: Er konnte damit Pläne erstellen, wo welche Häuser standen, wer darin wohnte, wie alte Straßen und Wege verliefen, wie die Fluren um das Dorf Flörsheim herum hießen und wie sie aufgeteilt waren, an welchen Stellen es schon damals Brücken gab, wo die damalige Kirche stand und wo der Dorfplatz lag.
Wie wichtig es dem Autor ist, das der Leser nicht nur seine Schlüsse aus der Auswertung der Daten zur Kenntnis nimmt, sondern sie auch nachvollziehen kann, machte er während der Vorstellung seines ersten Buches sehr deutlich: „Mein Anspruch ist es, das der Leser die Möglichkeit hat, meine Schlussfolgerungen anhand der Original-Texte nachzuvollziehen!“ erklärt er mit einem deutlichen Hinweis auf das umfangreiche Literaturverzeichnis, die vielen Abbildungen von Original-Seiten und die originalgetreue Wiedergabe von Textstellen in seinem Buch. Wer sich auf den neu erschlossenen Weg in die Vergangenheit einlässt, wird als Flörsheimer vertraute Namen und Flure finden. „Der Verlauf von Wegen und Gassen ist etwas sehr stabiles, auch Flure ändern ihre Lage nur in besonderen Fällen,“ weiß Thomas Bernhard nun zu berichten, „wenn sie möchten, können sie nun mit der Karte im Buch durch Flörsheim spazieren und selbst sehen, welche der alten Wege es noch gibt und von welchen man zumindest noch den Verlauf erkennen kann!“
Auch erstaunliche Erkenntnisse hat ihm die Erforschung der Flörsheimer Geschichte gebracht, so konnte er zum Beispiel im alten „Rügenregister“ (in welchen Straftaten und ihre „Folgen“ notiert wurden) lesen, dass damals mit die höchsten Strafen für das unbefugte Abschneiden von Weiden ausgesetzt waren. „Das mag zunächst verwundern, aber Flörsheim lebte zu der Zeit vom Weinbau, und das sehr gut, mit 1 Morgen Weinberg konnte eine 5-köpfige Familie gut ernährt werden. Zum Weinbau und Weinhandel gehörte aber auch die Fassbinderei, in der Weidenzweige benötigt wurden – Weiden spielten daher zu dieser Zeit eine ganz große Rolle in der Flörsheimer Wirtschaft!“
Mit diesen Gedanken konnten die Zuhörer schon neugierig werden auf die nächsten Bände der Reihe, die sich mit dem Zusammenleben, der Sozialstruktur im Dorf und mit seinen wirtschaftlichen Verhältnissen beschäftigen werden. Bis die beiden nächsten Bücher erscheinen, kann diese Neugier beim nächsten Vortrag von Dr. Bernhard Thomas am Mittwoch, 2. Mai, in der Kulturscheune, schon einmal befriedigt werden, Thema wird dann die wirtschaftliche und soziale Struktur der Bevölkerung Flörsheims im 17. Jahrhundert sein.
Das Buch „Flörsheim 1656 – eine Rekonstruktion“ von Bernhard Thomas ist fest gebunden, in seinem Inneren zahlreich farbig bebildert und trägt auf seinem Einband die Abbildung des ältesten erhaltenen Siegels des Flörsheimer Gerichtes. Es ist im Buchhandel unter der ISBN 978–3–9815118–0–2 oder direkt beim Verlag auch im Internet unter www.buchkontor-sievers.de zu bestellen.
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