Buntes Treiben „auf dem Gipfel“

Begeistertes Publikum bei der Premierensitzung des Flörsheimer Carneval Clubs

Athletische Tanzakrobaten – das Ballett „Mann o Mann“ als Indianer.

 

FLÖRSHEIM (ak) – Die vielen hübschen Dirndl und zünftigen Lederhosen in der am letzten Samstag, 24. Januar, zur Premierensitzung des Flörsheimer Carneval Clubs (FCV) bis auf den letzten Platz besetzten Flörsheimer Stadthalle zeigten es deutlich – das diesjährige Motto „Närrisch auf dem Gipfel“ kam bei den Besuchern sehr gut an, von Anfang an wurde begeistert mitgeklatscht und mitgeschunkelt und auch wenn man inbrünstig sang: „I will wieder hoam“, so war das sicher keineswegs ernst gemeint.

 

Auch in diesem Jahr wurde das Publikum wieder mit einem turbulenten „Eröffnungsspiel“ auf das umfangreiche Programm des Abends eingestimmt – von den erhöhten Plätzen einer rustikalen „Almwirtschaft“ hatte der Elferrat einen guten Blick auf das Geschehen „auf dem Gipfel“, wo offenbar „Flerschemer Mädcher und Buwe“ von einem original bayrisch sprechenden „Zwockl“ begrüßt wurden und sogar die singende „Helene Fischer“ (Christian Greb) trafen.
Selbst „Protokoller“ Gregor Stark, der seit 20 Jahren auf der FCV-Bühne steht, grüßte in diesem Jahr mit Helm und Seil als „Gipfelstürmer“ – er freute sich darauf, in der Fassenacht „so richtig abzustürze“. Zuvor nahm er jedoch nicht nur Ulli Hoeneß, Dobrindt und Schäuble sowie den Thüringer Linken Ramelow gehörig auf den Arm, auch die Frauenquote, „Wetten dass“ und die EU bekamen ihr Fett weg: sollte man dort noch mal versuchen, den „Heiligen Bembel“ zu verbieten, käme sicher Heinz Schenk als Racheengel aus dem Grab und die EU-Bürokraten würden dazu verdonnert, in Handkäs zu versinken und Äbbelwoi aus Pappbechern zu trinken versprach er unter großem Beifall.
Als „Veganerin sucht einen Mann“ beschäftigte sich Dr. Patricia Lowin im offenbar selbst gehäkelten lila Rautenrock eindrucksvoll hintersinnig mit „Massenmannhaltung“, „Bestäubung“ und – Sellerie. Dr. Marcel Biegler hatte in diesem Jahr zum ersten Mal den grauen Kittel des Bundestags-Hausmeisters gegen den dunklen Anzug eines Moderators im Fernsehen getauscht. Anhand von effektvoll aufgepeppten Video-Clips auf der großen Leinwand über der Bühne zeigte er unter dem Motto „Das ist doch der Gipfel“ fiktive und echte „Auftritte“ prominenter Politiker und kommentierte sie sehr zur Freude der Zuschauer mit scharfem, manchmal ziemlich schwarzem Humor.
Einen „Musikantenstadl der untalentiertesten Sängerinnen und Sänger“ ließ die „Gruppe ohne Namen“ (GON) ihr Publikum miterleben. „Britta unn Annitta“ präsentierten während eines mit gegenseitigen Nettigkeiten gespickten „liebevollen“ Zwiegespräches „Die Weilbachschisser“, „Die Wickerer Berghexen“ und auch die „Toten Hosenanzüge“.
„Das muss ich vielleicht den Auswärtigen hier erklären – ich spiele nicht den Pfarrer von St. Gallus, ich BIN der Pfarrer!“, schickte Sascha Jung seinem musikalischen Vortrag im bunten Clownskostüm mit ernstem Gesichtsausdruck voraus, bevor er überzeugt verkündete: „Schwarz ist sexy!“ Als „Osservatore Romano“ berichtete er dem sich bald vor Lachen biegenden Sitzungspublikum von der neuen Dreifaltigkeit „Liebe, Sex und Zärtlichkeit“ im Vatikan. Als von Rom dazu berufener „Fachmann“ erzählte der „Womanizer von der Mainmetropole“ etwa von seinem Lieblingsfilm „Die Dornenvögler“ und gab auch gute Ratschläge: „Lieber Präservativ als konservativ!“ Die vor Staunen und Lachen nach Luft japsenden Zuschauer wies er mit ernster, fast strenger Mine zurecht: „Sie unterschätzen die Situation – wir befinden uns in einem Gottesdienst!“ Allerdings trug dieser Tadel keineswegs dazu bei, das allgemeine Vergnügen zu dämpfen, ganz im Gegenteil. Mit Musikeinlagen wie „So ein Mann, so ein Mann“ oder ein auf Pfarrer umgetextetes „Macho Macho“ gelang es ihm mühelos, die Stimmung tatsächlich bis zum Gipfel zu bringen. Bei seinem „Herr, erbarme Dich!“ brachte er den ganzen Saal dazu –fast wie eine riesengroße Kirchengemeinde- zusammen „Kyrie eleison“ zu singen. Den vom Lachen erschöpften und ziemlich perplexen Sitzungsgästen gab er zum Abschluss mit auf den Weg: „Die Fassenacht muss sauber bleiben – aber nicht mit mir!“ Selbstverständlich wurde vehement nach einer Zugabe verlangt – allerdings mussten sich die Zuschauer mit einem Video-Clip, angeblich bei einem Hausbesuch des Pfarrers in Weilbach aufgenommen, begnügen. „Und wem das nun nicht reicht, der kann ja morgen früh in die Gallus-Kirche kommen“, lachte Pfarrer Sascha Jung zum Abschied unter tosendem Beifall.
Mit einem wunderbar getanzten „Schneeweißen Gipfeltraum“ erfreute das FCV-Ballett Cassiopeia in wunderbaren Kostümen die Zuschauer, bevor Hans-Joachim Greb als „Hobbes“ von seiner „Nachbarschaft“ erzählte. „Mit Nachbarn verhält sich’s so – merr braucht se net, doch sinn se do!“, schickte er seiner mit eindringlichen „Hobbes-Gesten“ effektvoll unterstützten Erzählung von den Laub blasenden, Helene Fischer singenden, „Popöchen“ suchenden, veganen und nicht immer so ganz monogamen Menschen in seiner Nachbarschaft voraus. Das amüsierte Publikum konnte oftmals seine Sätze lachend mit vollenden.
Schon im letzten Jahr hatte Rüdiger Schlesinger als „Red Akteur“ mit seiner scharfsinnigen und musikalischen Betrachtung der Dinge des Weltgeschehens die Sitzung des FCV bereichert. Als „kritischer Zeitungsmann“ im roten Outfit wagte er sich auch dieses Jahr an schwierige Themen wie die desolate Bundeswehr, Edathy und „Babys on the rocks“ heran – sein charmanter, nonchalanter Gesang kam auch diesmal beim Publikum sehr gut an.
„Ein Indianer kommt selten allein“ heißt die tolle Showtanz-Nummer, die vom 19 Mann „starken“ Finthener Männerballett „Mann o Mann“ in dieser Saison gezeigt wird. Mit prächtigem Kopfschmuck und athletischer Artistik fliegt dabei zu bekannten „Indianer-Liedern“ auch schon mal der eine oder andere „Indianer“ durch die Luft – die tolle Leistung der Truppe wurde mit frenetischem Beifall bedacht.
Vor elf Jahren stand Andy Ost zum ersten Mal auf der FCV-Bühne, und auch in diesem Jahr war sein Auftritt wieder ein „Heimspiel“ für ihn und ein Sitzungshöhepunkt für die Zuschauer. Sein unnachahmlich trockener Witz und vor allem sein Talent, neue Texte zu bekannten Melodien zu finden, ließ die Lachmuskeln des Publikums nicht zur Ruhe kommen – sein „Schulterbeißer von Uruguay“ (frei nach Roberto Blanco) und sein „Sie macht Musik nur wenn sie Kraut isst“ sorgte für so manchen Lachanfall bei den Zuschauern. Stehend wurde dafür applaudiert, „Andy, Andy“ skandierte man lauthals im Publikum – und natürlich durfte Andy Ost nicht ohne Zugabe von der Bühne: „Der Koch hat Mumps“ gab er allen noch gesungen mit auf den Weg, bevor er ging.
Die jungen Damen des Balletts „Incognito“ ließen für das Fastnachtspublikum in der Flörsheimer Stadthalle mit ihrer Choreografie „So tanzt der Sommer“ charmant die Sonne scheinen – sie waren ein „erwärmender“ Anblick und vertrieben die Gedanken an den Schneeregen vor den Türen des Saales noch für ein paar schöne Momente.
Den Abschluss der Vorträge auf der FCV-Sitzung macht seit „gefühlten 100 Jahren“ der „Stadthallen-Hausmeister“ Peter Beck als einmaliger „Begge Peder“. Der hatte diesmal, neben (selbstverständlich haarsträubenden) Geschichten über Österreicher und „es Marlies“, der Fastnachtsgemeinde auch etwas Handfestes mitgebracht: „Geschenke die die Welt nit braucht – aus’m Tschiehboh!“ Sein Gesichtsausdruck bei der Vorführung des (echten!) „Tortenhebers mit Musik“, der sogar zu verschiedenen Anlässen verschiedene Melodien spielt und des „Krawatten-Karussells“ (von ihm mit seinem einzigen Schlips, der „Beerdigungskrawatte“ bestückt, die tatsächlich einsam ihre Kreise zog) verursachten Lachtränen beim Publikum. Mit ordentlicher Verspätung (das kommt davon, wenn so viel geklatscht wird!) zogen zum großen Finale noch einmal alle Aktiven des Abends auf und vor die Bühne, bevor Sitzungspräsident Hans-Joachim Kunz – genauso wie das Publikum in bester Stimmung und vollauf zufrieden – alle mit guten Wünschen auf den Nachhauseweg entließ.
Der Premiere werden noch fünf weitere Sitzungsabende folgen – ein Besuch ist wirklich zu empfehlen, beim FCV kann man „Fassenacht vom Feinsten“ erleben!

 

 

 

 

Weitere Artikelbilder:

Noch keine Bewertungen vorhanden


X