Fest im Flörsheimer Boden verwurzelt

Wanderstäbe aus „echtem Flerschemer Holz“ für die Franziskanerinnen – Bewegender Abschied

Die drei „Flörsheimer Franziskanerinnen“ verlassen die Mainstadt – sie lassen traurige, aber sehr dankbare Gemeinden zurück.    ?(Foto: A. Kreusch)

 

FLÖRSHEIM (ak) – Was schon einige Zeit feststand und mittlerweile auch allen bekannt war, wurde für die Flörsheimer am letzten Samstag, dem Festtag des Heiligen Franz von Assisi, mit einem Gottesdienst in der voll besetzten Kirche St. Josef wehmütig, dankbar und sehr feierlich endgültig besiegelt: die „Flörsheimer Franziskanerinnen“, Irmina, Claudine und Richilde Maria vom Orden „von den Armen Schwestern vom Heiligen Franziskus“, wurden verabschiedet.

 

Der Gottesdienst wurde musikalisch mitgestaltet von der Flörsheimer Kantorei unter der Leitung von Diözesankirchenmusikdirektor Andreas Großmann und dem Flörsheimer Salonensemble. Pfarrer Sascha Jung ging in seiner Predigt darauf ein, wie sehr der „Wanderstab“ der vor 17 Jahren nach Flörsheim ausgesendeten Schwestern seitdem im Flörsheimer Boden verwurzelt ist. „Heute nun versuchen wir sehr vorsichtig, diesen Wanderstab aus der heimatlichen Erde zu lösen, um Sie erneut ,auf Reisen' gehen zu lassen. Wir tun das vorsichtig, um ja nicht das zu beschädigen, was drum herum an Gutem gewachsen ist. Und wir wissen ebenso, dass dort, wo der Stab für viele Jahre im Boden stand, ein Loch bleiben wird, welches uns schmerzlich an das erinnert, was wir mit Ihnen nun auch gehen lassen müssen“, fasste er die Gefühle der Gemeinde beim Abschied von den Franziskanerinnen mit symbolischen Worten zusammen und überreichte an jede von ihnen tatsächlich einen echten Wanderstab – aus „Flerschemer Holz“.
Der Gottesdienst endete an diesem Tag nicht mit einem „Gehet hin in Frieden“, sondern mit der von Pfarrer Jung ausgesprochenen Einladung, noch Platz zu behalten und die Reden zum anschließenden Verabschiedungs-Empfang in der Kirche anzuhören. „So viele Plätze wie wir jetzt bräuchten, haben wir nicht in unserem Gemeindezentrum“, begründete er seine Bitte lächelnd.
Nachdem die Generaloberin der Franziskanerinnen, Mutter Katharina Maria Finken, noch einmal den Weg beschrieben hatte, der die drei „Flörsheimer Schwestern“ vor 17 Jahren in die Stadt am Main geführt hatte und all die Aufgaben Revue passieren ließ, die sie in der Gemeinde St. Josef seitdem wahrgenommen hatten, überbrachte eine Vertreterin der Ordensleute im Bistum Limburg die Grüße des Apostolischen Administrators des Bistums Limburg, Manfred Grothe. Mit den Worten „Pax et bonum“, dem Segen des Hl. Franziskus, übergab sie den Schwestern als Abschiedsgeschenk einen Anhänger mit dem symbolträchtigen Fisch.
Bürgermeister Michael Antenbrink brachte eine blaue Einkaufstasche mit der Aufschrift „Stadt Flörsheim“ mit ans Rednerpult, damit man auch sah, dass er an dieser Stelle für die ganze Stadt sprach. „Es ist schwer, all das in Worte zu fassen, was Sie für die Stadt Flörsheim getan haben“, erklärte er und zitierte auch einen Freund mit Worten, die sicher viele Flörsheimer so bestätigen könnten: „Für mich war es immer ein Vergnügen, wenn ich hier auf der Straße den Schwestern begegnete – diese Begegnungen haben immer ein Lächeln in mein Gesicht gebracht und mir den Tag verschönt!“ Das sich in Flörsheim zwar keiner Sorgen macht, wenn die Schwestern nun weiter „wandern“, aber dass alle Flörsheimer halt nun mal sehr neugierig seien und sie deshalb doch immer mal an die „an ihrer Neugier notleidenden Flörsheimer“ denken und ihnen mit Berichten dazu, wie es ihnen geht, „helfen“ sollten, gab er ihnen allerdings schmunzelnd mit auf den Weg.
Auch der evangelische Pfarrer Martin Hanauer kam mit einer großen pinken Tasche nach vorne, um sich zu verabschieden. Er bedankte sich ebenfalls für ihr segensreiches Wirken in Flörsheim und packte aus der Tasche drei große musizierende weibliche Figuren aus. Mit den Worten: „Die drei Statuen sind aus unserer Fundgrube – sie gehören eigentlich zusammen, aber falls Sie getrennte Wege gehen, ist jede einzelne von ihnen eine Erinnerung an die Zeit hier in Flörsheim!“, brachte er sie zu den Schwestern und sorgte damit für Erheiterung bei den Gästen. Schwester Irmina durfte ihre Musikantin zuerst auswählen. „Welche möchten Sie gerne haben?“, fragte Martin Hanauer, und Sr. Irmina (nach eigener Angabe „hoch in den 79ern“) antwortete spontan und schlagfertig so wie man sie in Flörsheim kennt und liebt: „Na, ich nehme die mit der Posaune – wenn ich gehe, dann mit Pauken und Trompeten!“
Alois Platt, der Vorsitzende des Verwaltungsrates von St. Josef, beschrieb dann auch ihre besondere Persönlichkeit mit liebevollen Worten: „Schwester Irmina, mit der ich besonders viel zu tun hatte, da sie ja auch das Küsteramt hier ausfüllte, habe ich als intelligent, immer hilfsbereit, charmant und auch manchmal dickköpfig kennengelernt – sie handelte immer pragmatisch und vernünftig, würzte vieles mit einer Prise Humor!“ So werden ihre Quizfragen zur Josefskerb, ihre Auftritte auch mal als Model und ihre Wortgottesdienste, wenn mal der Pfarrer ausfiel in der Gemeinde, sicher lange in Erinnerung bleiben. Viele Beispiele für ihre Kreativität bleiben für alle sichtbar in der Gemeinde zurück.
Nachdem die Pfarrgemeinderatsvorsitzende von St. Josef, Katja Siegfried, ans Rednerpult getreten war, bat sie Schwester Irmina, Schwester Claudine und Schwester Richilde Maria zu sich nach vorne. Ihrer Aufforderung „Aber bitte bringt eure Wanderstäbe mit, die werdet ihr nämlich brauchen!“, kamen die drei Schwestern recht verwundert nach. „Glaube und Vernunft müssen keine Gegensätze sein – das habt ihr uns immer wieder bewiesen. Ihr wart ein wahrer Glücksfall für unsere Gemeinde – und ich habe hier ein Geschenk der Gemeinden St. Gallus und St. Josef in diesem Umschlag für euch, welches mit dem Wanderstab abgeholt werden muss: eine Reise nach Assisi! Die einzige Bedingung ist: ihr müsst diese Reise zu dritt antreten.“ Unter großem Applaus nahmen die drei Franziskanerinnen das sicher unerwartete, aber umso schönere Abschiedsgeschenk sehr bewegt entgegen.
Zum anschließenden Empfang im Gemeindehaus von St. Gallus kamen sie erst mit etwas Verspätung, bildete sich doch noch in der Kirche eine lange Schlange von Flörsheimern, die ihnen zum Abschied noch einmal die Hand schütteln wollten.
Schwester Irmina wird ins Mutterhaus der Armen Schwestern vom hl. Franziskus (Schevier-Orden) in der Nähe des Aachener Doms ziehen, Richilde Maria und Claudine schließen sich ihren Ordensschwestern in Frankfurt an.
Das Haus an der Kirche St. Josef wird auch in Zukunft nicht leer stehen, dort werden die im Marienkrankenhaus tätigen afrikanischen Schwestern vom Orden „Sisters of Immaculate Heart of Mary Reparatix“ einziehen. Als Küsterin wird Kornelia Hirsch sich mit ihrem Team in Zukunft um die Kirche kümmern.

 

 

 

 

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