Interesse an Gebrauchskeramik wächst

Erfolgreicher Töpfermarkt der Landesinnung des Keramikerhandwerks

Gut besucht wurde der 16. Töpfermarkt der Keramikerinnung am Fuße der Altstadt. Die Keramiker freuen sich über die Entwicklung zum Kauf von handwerklich gefertigten Unikaten.
(Foto: R. Dörhöfer)

FLÖRSHEIM (drh) – Einen kleinen Minibembel schenkte sich Julia Pittlik beim Gang über den Töpfermarkt selbst. „Es passt genau die richtige Menge an Süßgespritztem hinein, und so ein Minibembel lässt sich auch als Milchkännchen verwenden“, meinte die junge Frau. So wie Julia Pittlik griffen viele Töpfermarkt-Besucher bei der großen Auswahl an Gebrauchsgeschirr zu. „Die Kauffreude nimmt wieder zu. Die Menschen haben ihren Sinn für das Handwerkliche und die Originalität wieder entdeckt“, bemerkte auch Birgit Großmann-Kraus, die sich als Vorstandsmitglied der Keramiker-Innung über die positiven Entwicklungen für alle Keramiker freut.

So hatte Keramiker Ralph Pehl auch nicht nur die kleinen Minibembel mit zum Markt gebracht, sondern auch ein Dutzend vorbestellte Bembel für die Langenhainer Kerbegesellschaft. „Jahr für Jahr bringe ich vorbestellte Bembel mit nach Flörsheim. Das Interesse an Gebrauchskeramik nimmt auch bei jungen Leuten wieder zu“, so der Töpfer aus dem Westerwald. Gerade die Brottöpfe seien wieder beliebt. „In Plastiktöpfen schwitzt das Brot viel schneller. Im Tontopf gibt es Luftlöcher für die Zirkulation“, erklärte Ralph Pehl. Die heutigen Brote seien oftmals jedoch nicht ganz durchgebacken, und so könne Brot durch die Feuchtigkeit auch im Tontopf schon einmal schlecht werden.

Seit Jahren ein etablierter Termin
Am Stand von Jutta Owczarek und Thomas Dunschen lockte ebenfalls klassische Gebrauchskeramik. „Eine Kundin begann vor Jahren ihre Sammlung mit dem Kauf eines Marmeladeneinfüllers. Heute hat sie ein ganzes Service“, wusste Jutta Owczarek, der somit die Kontinuität auf dem Markt ein wichtiges Anliegen ist. „Der Flörsheimer Markt bietet stabile Umsätze. Wir kommen gerne“, so das Keramikerpaar. Große Veränderung gebe es bei ihrem Sortiment nicht, wenngleich die Farben im Laufe der Jahre heller und freundlicher geworden seien. „Jeder Keramiker hat seinen eigenen Stil. Da werden nicht Jahr für Jahr neue Trends geschaffen“, weiß auch Birgit Großmann-Kraus. Die allgemein trendige Landart-Kultur käme den Keramikern zu Gute, und so kauften die Besucher eben nicht mehr nur Einzelstücke. Immer mehr Keramiker arbeiteten heute auch mit Porzellan und hätten sich damit neue Zielgruppen erschlossen. Auch die raue Technik des Raku-Brandes im offenen Feuer hätte seine Liebhaber.

Der Online-Handel könne in der Keramikerbranche noch lange nicht die Absatzquote der Märkte verdrängen. „Den Kunden ist das eigene Betrachten und Anfassen der handwerklichen Dinge wichtig. Vielleicht sieht das in ein paar Jahren aber auch ganz anderes aus“, so Großmann-Kraus. 47 Keramiker aus ganz Deutschland beschickten den Flörsheimer Markt. „Die Warteliste für einen Standplatz ist lang“, so die Schriftführerin der Innung. Innungsmitglieder würden bei der Standplatzvergabe stets Vorrang genießen, wenngleich die Organisatoren auch darauf achten würden, dass immer wieder ein paar neue Keramiker zum Markt kämen. „Die Attraktivität muss für die Besucher erhalten bleiben“, so Großmann-Kraus. „Wir kommen aus dem Rheingau Jahr für Jahr zum Töpfermarkt“, gestand das Ehepaar Hemsig. „Ich liebe Keramikbecher. An unserem Frühstückstischen stehen nur Unikate“, so die Ehefrau, die genüsslich von Stand zu Stand schlenderte um nach neuen Exemplaren Ausschau zu halten. „Ich bin nur der Fahrer. Aber ich akzeptiere die Leidenschaft meiner Frau“, fügte der Ehegatte an.

 

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