„Jede Kersch braucht ihre Engel“

Benefizsitzung für die Restaurierung dreier Figuren mit zahlreichen Auftritten

Zwei Engel von St. Gallus: Louis und Jean Dörhöfer erklärten Pfarrer Jung und dem Publikum den Zweck der Benefizsitzung, soll der Erlös doch zur Restaurierung weiterer Figuren des Gotteshauses verwandt werden.
(Fotos: R. Dörhöfer)

FLÖRSHEIM (drh) – „Jede Kersch braucht ihre Engel“, sangen Jean und Louis Dörhöfer zur Eröffnung der Benefizsitzung am Sonntagnachmittag, 10. Januar, im Gemeindezentrum und machten so das Ziel der Sitzung allen Besuchern noch einmal klar: Den Erlös des närrischen Treibens möchte der Opa der beiden Jungs, Küster von St. Gallus und Organisator der Sitzung, nämlich für die Restaurierung zweier Engelsfiguren und des guten Hirten der Kanzel verwenden. „Der Opa hat mich vergessen“, monierte der sechsjährige Louis, der als Dreckspatz-Engel von seinem großen Bruder auf die Bühne geschoben wurde und längst noch nicht so schön glänzte wie sein schon restaurierter Bruder. Pfarrer Sascha Jung eilte zur Hilfe und erklärte, dass dem Opa wohl eher nur das Geld zur Restaurierung ausgegangen sei und mit der Benefizsitzung nun auch die Figuren der Kanzel sicherlich noch aufgearbeitet werden könnten.

In den vergangenen Jahren schloss sich stets das Protokoll von Gregor Stark der Eröffnung an, doch der FCV-Redner musste aufgrund eines Bandscheibenvorfalls kurzfristig absagen. Spontan sagte daraufhin Jürgen Wiesmann alias Ernst Lustig am Vortag der Sitzung sein Mitwirken zu. Wiesmann stand erstmalig auf der Bühne der Benefizsitzung und wurde vom Publikum für seinen Vortrag als Traummann frenetisch gefeiert. Auch Moderatorin Luzia Platt ließ den Gast nicht allzu schnell wieder von der Bühne und machte klar, dass es schließlich um den Erhalt von St. Gallus ginge.

Auch dem Mainzer Ordinariatsrat Thomas Klumb ist die Wichtigkeit der Sache stets bewusst und so sprang er am Tag der Benefizsitzung noch etwas früher in seinen Wagen, um die kurzfristigen Programmänderungen auszugleichen. Thomas Klumb sprach in der Figur des Domküsters und malte in amüsanter Weise aus, was passiert wäre, wenn Gott nicht männlich, sondern weiblich wäre. „Dann hätten wir anstelle des Abendmahls eine Tupperparty und die Heiligen Dreiköniginnen hätten sich nicht zur Geburt verspätet, sondern wären bei der Entbindung längst vor Ort gewesen.“

Die Stammtischsänger der Wickerer Sängerlust brachten mit einem Lied zum fertigen Kreisel und einem Lobgesang auf Pfarrer Jung etwas Lokalkolorit ins Geschehen und einen ersten flotten Gardetanz zeigten die Tänzerinnen der Füsiliergarde Mainz-Gonsenheim. Sängerin Julia Mathes lud mit ihren neuen Fastnachtshits, die unter anderem vom Flörsheimer Jens Meireis geschrieben wurden, zum Mitschunkeln ein.

Wie spontan Sascha Jung in seinem fastnachtlichen Treiben sein kann, erfuhr der 71-jährige Vollblutfastnachter Engelbert Hammer in diesem Jahr am eigenen Leib. Eine Stunde vor Sitzungsbeginn saß Hammer noch im Foyer des Gemeindezentrums, um erstmalig am Schlagzeug seinen Part im Naabtalduo mit Sascha Jung einzustudieren. Eigentlich sollten die beiden ja für die Eröffnung der Kapelle „Maria an der Straße“ aufspielen, doch da Hans Jakob Gall mit seiner Kapelle noch nicht fertig sei, brächten sie ihr Ständchen auf der Benefizsitzung. Eine Nummer mit Witz und Klamauk für alle.

Die Showband der Kasteler Jocusgarde eröffnete den zweiten Teil der Sitzung und ein kleiner vierjähriger Nachwuchstrommler zeigte, wie anstrengend Fastnacht doch sein kann. Während die Großen ein flottes Programm abspielten, legte der Zwerg seinen Kopf auf seine Kindertrommel und hielt ein kurzes Schläfchen auf der Bühne. Gaby Elsener kam in der Figur der Apollonia daher und berichtete vom Truthahnessen mit Margot, ihrem Plätzcheneinkauf im Zoogeschäft und ulkigen Verwechslungen mit dem Weihnachtsmann. Apollonia steht seit den 80er Jahren auf den närrischen Bühnen und findet dennoch Jahr für Jahr neue Themen. Diakon Michael Weyers war ein neues Gesicht auf der Benefizbühne. Als Stimmungssänger sang er unter anderem vom Traum, einmal ein Mainzer Sitzungspräsident zu sein.

Die Tänzerinnen der Mainzer Kleppergarde zeigten einen weiteren schwungvollen Gardetanz, bevor die beiden Showballetts aus Mainz-Ebersheim begeisterten. Sowohl die Nachwuchsgruppe „Ragazza“ als auch die 22 älteren Tänzerinnen von „Las Romanas“ ließen den Zuschauern den Atem stocken. Während die Kleinen sprichwörtlich die Sonne im Gemeindezentrum aufgehen ließen, entführten die Großen die Besucher in die Antarktis und zogen einen großen menschlichen Huskyschlitten über die Bühne. Die großen Menschenpyramiden sind das Markenzeichen dieser außergewöhnlichen Tanzgruppen.

Flörsheimer Urgesteine standen mit dem Dreigestirn auf der Bühne. Thomas Schmidt, Engelbert Hammer und Manfred Weber sangen erstmalig nicht nur ihre bekannten Fastnachtshits, sondern rockten den Saal. Vor dem Finale schlug Bernhard Knab in der Figur des Deutschen Michels noch einmal ernstere Töne an und fesselte die Zuhörer zu später Stunde. Er hielt der Politik und dem Sportgeschehen den Spiegel vor und sprach ein Plädoyer für die Freiheit im Land. Knab ist ein Könner des Wortes und wurde mit Stehbeifall für seinen Vortrag belohnt. Für die Benefizsitzung im Jahr 2017 können Karten ab dem 1. April unter kartenbenefiz[at]gmx[dot]de bestellt werden.

 

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