„Lasst uns nicht müde werden, das Gute zu tun“


Flörsheim feierte seinen 345. Verlobten Tag – mit dem, der die Zeit in Händen hält

 

FLÖRSHEIM (al) – Rund 600 Gläubige begingen

am Montag den 345. Flörsheimer VerlobtenTag.

Im Bezug auf das diesjährige Motto

„Der Du dieZeit in Händen hältst…“sprach

Pfarrer Frank Peter Beuler von einem„riesigen

Zeitbogen“ zum Pestjahr 1666, von einer Reise

in die Vergangenheit, die uns die Dimensionen

der Zeit betrachten lasse. Der Blick zurück enthalte

immer auch ein Stück Nostalgie, freute

sich der Pfarrer und appellierte an seine Zuhörer

in der vollbesetzten Galluskirche: „Öffnen

wir uns der Botschaft dessen, der die Zeit in

Händen hält.“

Der Festprediger Balthasar Blum, Pfarrer

in Haßloch und im Dicken Busch, sammelte

erstmal Sympathiepunkte mit der Feststellung,

„wer Flörsheim nicht kennt, der hat etwas verpasst“.

Mit reichlich Schmunzeln quittierte die

Gemeinde auch den Hinweis, dass Blumers in

Haßloch einen Euro in die Messdienerkasse

zahlt für jede Minute, die er länger als zehn

Minuten predigt. Das kam aber zum Ende der

Festpredigt, so dass keine Gelegenheit mehr

bestand, deren Dauer zu stoppen.

Es wäre auch unpassend gewesen, denn der

Gast von der anderen Mainseite hielt einen

frohgemuten und kurzweiligen Vortrag. Ausgehend

von der Lesung aus dem Buch der Könige

über den jungen König Salomo, der Gott

um die Einsicht bittet, auf das Recht zu hören,

sprach Blumers vom „hörenden Herzen“ als

einem „wunderschönen Bildwort“. Und zitierte

Paulus: „Gott erleuchte die Augen eures

Herzens, damit ihr versteht, zu welch großer

Sache ihr berufen seid.“ Auch ein klarer Verstand

kann solchen Glauben nicht beeinträchtigen,

wenn er sich mit dem Willen und dem

Gemüt verbindet, machte der Festprediger

deutlich. „Entscheidungsfähigkeit und Durchsetzungsfähigkeit

sind gepaart mit tiefem

Wohlwollen: Bento volio – Ich will die wohl.

Eine tolle innere Voreinstellung.“

Solchermaßen ausgerüstet lassen sich die

Aufgaben besser bewältigen, die das Gelöbnis

der Vorfahren den Flörsheimern mitgegeben

hat, meinte der Festprediger. Er stellte das Beispiel

des Heiligen Karl Borromäus heraus, Bischof

von Mailand im dortigen Pestjahr 1576,

der in seiner Hausgemeinde blieb, sein Testament

machte und zu helfen anfing. Er studierte

96 Bücher über Medizin, organisierte das

Pestlazarett neu, sammelte und verteilte Lebensmittel,

spendete Sakramente und organisierte

Beerdigungen. Der Bischof verteilte alles,

was er hatte, bis er pleite war. DasVolk von

Mailand gelobte denWiederaufbau der Sebastianskirche;

langsam erlosch die Pest.

Balthasar Blumers zogParallelen zum Flörsheimer

Pestjahr 1666 und beschrieb eine darin

steckende Lebenswirklichkeit: die plötzliche

Hilflosigkeit (vor Gott), die Besinnung auf die

Mitte und die Chance in Gebet und Buße. Es

sei freilich die Frage, ob diese Lebenswirklichkeit

auch genügend bedacht werde. Manche

Menschen säßen am Steuer ihres Lebens und

meinten, Gott da raushalten zu können, im festen

Glauben, zu wissen, „wo es langgeht“. So

trenne sich der Glaubensüberbau von der Basis

des Lebens.

„Die Zukunft in Gottes Händen“ – „das akzeptieren

wir sofort“, meinte der Haßlocher

Pfarrer. „Wenn aber Gott ernst macht, setzen

nich wenige alle Mittel und Heben dagegen in

Bewegung: Es soll alles bleiben, wie es ist.“

Das Beharrungsvermögen könne einen Menschen

„stur machen wie einen Panzer“. Doch

müssten Christen sich oft „gegen das eigene

Gefühl überzeugen lassen“. Der frohgestimmten

Gemeinde gestand Blumers zu: „Es ist halt

nicht leicht, das Wort vom 'Vater unser' nachzusprechen:

DeinWille geschehe.“

Gespür für den Augenblick

Diese auch Flörsheimer Gewissheit, dass

man es nicht leicht hat, floss auch in die Texte

ein, mit denen die Kolpingfamilie den ersten

Altar der Verlobte-Tags-Prozession gestaltete.

„Lasst uns nicht müde werden, das Gute zu

tun; denn wenn wir darin nicht nachlassen,

werden wir ernsten, sobald die Zeit dafür gekommen

ist“, zitierte sie den Apostel Paulus.

Und propagierte den Mut, mit Gottes Hilfe

„gegen unsere persönlichen Herausforderungen

zu kämpfen und zu einem zufriedenen Leben

zu gelangen.“

Der Liturgieausschuss sah, amzweitenAltar,

„die Gegenwart in Gottes Händen“. Und übte

Kritik am Ehrgeiz der Menschen, alles selbst

zu bestimmen, und weder der Freude noch der

Trauer eine angemessene Zeit zu lassen. Die

Schlussfolgerung: „Versuchenwir, uns auf unser

Gespür für den richtigen Augenblick zu besinnen,

so wie Gott ihn uns schenkt.“

Die Eltern und Großeltern der Kindergartenkinder

nahmen am dritten Altar das Gleichnis

vom Senfkorn, um ihre Hoffnungen auf „die

Zukunft in Gottes Händen“ zu setzen. Die Jugend

wiederum, ausgerechnet, hatte an „ihrem“

vierten AltarAnfang und Ende im Blick.

Folgereichtig zeigte der Blumenteppich das

Alpha und Omega und eine Uhr, die für den

Kreislauf des Lebens steht. Die Taizétaube

wiederum symbolisierte den Heiligen Geist

und stand für die liebende Nähe Gottes zu uns

Menschen.

 

Der Ingenieurverband rief 2009 einen Kinder-

Technik-Club ins Leben, um aktiv gegen

den schwindenden Fachkräftemangel anzugehen.

Schon im Kindergartenalter müsste der

Verein ansetzen, um eineTechnikbegeisterung

zu wecken, die später einmal in einem Ingenieurstudium

münden könne. Der Experimentiertag

selbst aber könne nur Impulse für ein

allgemeines Technikinteresse geben. Für die

Kinder und Jugendlichen bedeute die zweite

Auflage eine willkommene Abwechslung im

Kindergarten- und Schulalltag.

 
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