„Hier lebt man den Dienst an Menschen“

Graulich-Stiftungspreis über 5.000 Euro ging an das Haus St. Martin am Autoberg in Hattersheim

Kurt Jochem Graulich (links) überreicht Klaus Störch (mitte) vom Haus St. Martin am Autoberg in Hattersheim den Preis der Kurt Graulich Stiftung 2014. Auch Hattersheims Bürgermeisterin Antje Köster (rechts) freute sich über die Würdigung der Arbeit der Obdachloseneinrichtung.    ?(Foto: A. Kreusch)

 

FLÖRSHEIM (ak) – Über 5.000 Euro und eine Ehrengabe durften sich der Leiter und die Mitarbeiter des Hattersheimer Hauses St. Martin am Autoberg, einer von der Caritas unterhaltenen integrierten Facheinrichtung für wohnungslose Menschen im Main-Taunus-Kreis, am letzten Freitag, 26. September, freuen: Die Kurt Graulich Stiftung würdigte die Arbeit dort mit ihrem jährlichen Stiftungspreis.

 

Zur Verleihung des Preises für die Stiftung im Rahmen des großen Benefizkonzertes des Rüsselsheimer „Shanty-Chores“ in der Flörsheimer Stadthalle waren auch die Stadtoberhäupter der beiden Mainstädte Flörsheim und Hattersheim, Michael Antenbrink und Antje Köster, sowie der Geschäftsführer der Caritas im Main-Taunus-Kreis, Ottmar Vorländer, gekommen.
Die Hattersheimer Bürgermeisterin hielt eine stolze Laudatio auf die in ihrer Stadt viel beachtete und gern gesehene Einrichtung am Autoberg, geleitet von Klaus Störch. „Hier lebt man den Dienst an Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, tagtäglich vor“, würdigte sie die Arbeit des Teams im Haus St. Martin, welches seit über zehn Jahren in Hattersheim besteht. Als eine Nachfolgeeinrichtung der „Hofheimer Teestube“ initiierte man dort die „Hattersheimer-Hofheimer Tafel“, die seit 2005 gespendete Lebensmittel sammelt und an bedürftige Menschen verteilt. In einem „Hartz IV- Café“ des Hauses St. Martin helfen nicht nur Erwerbslose anderen Erwerbslosen.
Seit fast zehn Jahren organisiert und veranstaltet der „sehr kreative Kopf“ Klaus Störch im Haus am Autoberg auch Ausstellungen und Lesungen, die Wohnungslosen eine Chance auf Teilhabe an kultureller Bildung geben sollen und die das Haus St. Martin für alle Gesellschaftsschichten öffnen. Im Winter 2013/2014 wurde im Haus St. Martin die Ökumenische Aktion „Essen und Wärme“ umgesetzt, die allen Besuchern jeden Samstag ein warmes Essen und die Gelegenheit zu Gesprächen bot. Auch die „Kleinste Bibliothek“ Hattersheims, ein künstlerisch gestalteter ehemaliger Verbandskasten, gefüllt mit vielen Reclam-Heften und anderen „Kleinstbüchern“, die in diesem Jahr am Haus St. Martin angebracht wurde, und die für alle „Leseratten in Not“ offen ist, geht auf eine Idee von Klaus Störch zurück.
„Mit solchen Aktionen schafft er es stets, das Haus St. Martin für Begegnungen zu öffnen. Gleichzeitig schafft er Bewusstsein dafür, dass es nicht allen Menschen gleich gut geht und führt alle auf diesem Weg zusammen“, erklärte die Hattersheimer Bürgermeisterin das ganz besondere Engagement im Haus am Autoberg. Antje Köster ist davon überzeugt, dass man im Haus St. Martin einen wichtigen Beitrag für das Gemeinwesen in Hattersheim leistet.
Kurt-Jochem Graulich und der von ihm gegründeten Stiftung sprach die Hattersheimer Bürgermeisterin ihren größten Respekt aus: „Wie Sie immer wieder helfen, da habe ich große Hochachtung davor – und es rührt mich auch sehr, dass es Menschen wie Sie heute noch gibt, die nicht zögern, anderen zu helfen!“ Kurt-Jochem Graulich hatte den Worten von Antje Köster über das Haus St. Martin nicht mehr viel hinzuzufügen: „Das Stiftungs-Kuratorium hat sich in diesem Jahr ganz schnell entschlossen, den Preis an das Haus St. Martin zu geben – wir sind uns alle sicher, dass er da gut aufgehoben ist! Wir würdigen und unterstützen die Arbeit dort sehr gern.“
Die Situation von Obdachlosen kennt Graulich aus seinen Einsätzen mit Streetworkern in Frankfurt sehr gut, die Stiftung arbeitet auch neben der Preisverleihung gerne mit dem Haus St. Martin zusammen. „Die Graulich-Stiftung und das Haus St. Martin bilden so eine Einheit – wir helfen armen Menschen und werden weiter helfen“, erklärte Graulich.
Mit den Worten „Ihr Vertrauen ist uns Verpflichtung“ bedankte sich Klaus Störch sehr für diese „Hilfe auf Zuruf“ von Seiten der Graulich-Stiftung, die schon in vielen Fällen Notsituationen auf unbürokratische Weise auflösen konnte. Auch an seine Mitarbeiter und die vielen „Freiwilligen“ („den Ausdruck ,Ehrenamtliche' finde ich oft nicht angebracht“), die mit ihm im Haus St. Martin tätig sind, gab er die Anerkennung durch den Stiftungspreis weiter. „Die Freiräume, die wir im Haus St. Martin für unsere Arbeit nutzen können, resultieren aus der ,langen Leine', an der wir von Seiten des Caritas-Verbandes und seines Geschäftsführers im Main-Taunus-Kreis, Ottmar Vorländer, agieren dürfen und aus dem großen Vertrauensvorschuss, der uns von dort gewährt wird – dafür haben wir sehr zu danken!“
Klaus Störch betonte, dass es ihm und seinen Mitstreitern im Haus St. Martin eine ganz besondere Ehre sei, den Preis der Stiftung entgegennehmen zu dürfen. „Wohnungslose Menschen finden meist nur in der Vorweihnachtszeit Beachtung – dabei ist Obdachlosigkeit vielleicht die brutalste Form von Armut in unserer Gesellschaft überhaupt“, stellte er fest. Das Stiftungs-Preisgeld wird in die Arbeit im Haus St. Martin am Autoberg einfließen.

 

 

 

 

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