Nur die Weihnachtskrippe fehlte

Frostige Temperaturen bescheren dem Flörsheimer Weihnachtsmarkt in diesem Jahr viele Besucher

Der Besuch des Nikolaus‘ ist Jahr für Jahr auf dem Weihnachtsmarkt der Höhepunkt. Rund 300 Weckmänner wurden in diesem Jahr an die Kinder verteilt.
(Fotos: R. Dörhöfer)

FLÖRSHEIM (drh) – „Papa, Du beißt der Nikolauspuppe aber nicht wieder den Kopf ab!“ Diese lieb gemeinte Warnung sprach ein Dreikäsehoch aus, als er sich auf den Schultern seines Vaters zur Kutsche des Nikolaus‘ einen Weg gebahnt hatte. Der Besuch des Heiligen Mannes hatte hunderte Familien zum Weihnachtsmarkt gelockt. 

„Nikolaus lebte wirklich. Er war ein Mann, der teilte und Menschen in Not half“, erklärte Gemeindereferent Michael Frost, der in diesem Jahr in die Rolle des Heiligen Mannes geschlüpft war und sich mit Chormantel, Mitra und Bart ausgestattet hatte. Nikolaus habe dazu aufgerufen, auch selbst wachsam zu sein und auf Menschen, denen es schlecht geht, ein Auge zu haben. „In der Schule und auch im Kindergarten werden immer wieder Kinder gehänselt oder kommen nicht so gut mit: Helft ihnen!“, sagte der Nikolaus, der gleichzeitig aber auch allen heutigen Helfern – seien es Flüchtlingshelfer oder sonstige ehrenamtlich Tätigen – seinen Dank aussprach. Persönlich hoffte der Nikolaus auf ein paar Geschenke für die zeitgleich spielende Eintracht, und tatsächlich sollte es auf dem Spielfeld ja die eine oder andere Überraschung geben.

Nach dem Verteilen der klassischen Weckmänner, rund 300 Stück, drehten die Kutschpferde Max und Moritz ab, um im nächsten Jahr den Heiligen Nikolaus erneut zum Weihnachtsmarkt zu geleiten. Auf dem Platz rund um St. Gallus herrschte unterdessen reges Weihnachtsmarkttreiben. Heißer Glühwein, Kinderpunsch und verschiedene Säfte wärmten die Besucher. Erstmalig hatte die Stadtverwaltung auf das Spülmobil verzichtet, da nur noch fünf Vereine den Service genutzt haben. Der BUND verzichtete somit auf den Ausschank seines heißen Apfelsaftes, da für die Mitglieder die Nutzung von Einweggeschirr nicht in Frage kommt. Andere taten sich in der Nutzung von Papp- und Plastikbechern leichter. „Unser Feuerkraut gibt es in Papierschalen mit Holzgabeln. Plastik kam für uns aus ökologischen Gründen nicht in Frage“, erklärte das Feuerwehrteam, das seine Glühweingläser schon seit Jahren in einer eigenen Glasspülmaschine am Stand spült. Durch den Verzicht auf das Spülmobil hätten erhebliche Marktorganisationskosten gespart werden können.

Nicht gespart wurde dagegen beim Verein „Stern des Südens“, der nicht mehr nur hundert Kinderwünsche am Wunschbaum, sondern inzwischen stolze 130 Wünsche aufhängte. „Der Bedarf wächst. Jedes Jahr gibt es mehr Familien und Alleinerziehende, die nicht wissen, wie sie ihren Kindern zu Weihnachten ein Geschenk kaufen sollen“, erklärte Lisette Schwarz. Es seien längst nicht nur die Kinder der Flüchtlingsfamilien, sondern auch viele Flörsheimer, Hattersheimer, Hochheimer und Hofheimer Kinder, die Hilfe benötigten. Dem Verein wurden über 200 Wünsche von hilfsbedürftigen Kindern der Region zugestellt. Die Liste war so lang, dass Schwarz Sponsoren wie Lufthansa, Taunus Sparkasse und VR-Leasing kontaktierte, die rund die Hälfte der Wünsche erfüllten. „Jedes Jahr erfülle ich zwei Kindern einen Weihnachtswunsch. Mir macht es Freude und die Kinder freuen sich auch“, sagte Christel Schreiber, die in diesem Jahr mit ein paar Sportschuhen und einem Star Wars-Spielzeug dem Christkind unter die Arme greifen wird. 
Gleich neben dem Wunschbaum bot Jagdpächter Manfred Schäfer Wildspezialitäten aus dem Flörsheimer Wald an. Schäfer beantwortete gerne die vielen Fragen der Marktbesucher, denen die Aufgaben eines Jagdpächters doch oft unbekannt seien. „Die Hege steht im Vordergrund. Wir legen Salz aus und pflegen auch Eidechsenhabitate“, erklärte der Flörsheimer, der mit seinem Jagdteam tatsächlich nur in der Zeit von September bis Dezember jagt. Im Bereich der A67 Richtung Raunheim gäbe es einen großen Bestand an Schwarzwild, der zum Teil auch vor Gärten und Parkanlagen keinen Halt mache. Auf der anderen Seite der Autobahn bis zur Startbahn hin sei das Damwild gut vertreten. Der Flörsheimer Jagdpächter lud auch schon Kinder der Tagesstätte „Regenbogenland“ zu einem Waldausflug ein. Für Notzeiten gäbe es zwar ein Fütterungskonzept, doch glaubt Schäfer nicht, dass im Rhein-Main-Gebiet in nächster Zeit solch eine Notsituation zu erwarten sei.

In der Galluskirche lud unterdessen die Flörsheimer Kantorei zum offenen Singen ein. Aufgrund eines fehlenden Kinderchorleiters sangen keine Kinder mehr mit, sodass die Gemeinde zum kräftigeren Mitsingen gefragt war. Viele Kirchgänger vermissten aber nicht nur die Chorkinder, sondern auch die Weihnachtskrippe, die sonst doch schon ein erstes Bildnis zeigte. Krippenbauer Josef Hahn aber widmete in diesem Jahr seine Zeit vorrangig seiner eigenen Familie, bevor er sich der Heiligen Familie der Weihnachtskrippe wieder annehmen möchte. Unter der ersten Kerze des großen Adventskranzes erfreute die Kantorei mit Liedern wie „Das Licht einer Kerze“ oder „O Heiland, reiß die Himmel auf“, was zwar als klassisches Adventslied bekannt sei, aber zur Pestzeit 1622 entstanden ist und so auch gut zum Jubiläumsjahr des 350. Verlobten Tages passe.

Am Sonntag luden Anne Olbert und Organist Manuel Braun zu „Wort und Klang“, zu meditativen Texten und musikalischen Improvisationen, in die Galluskirche ein. Auf dem Marktplatz sorgte der Musikverein für weihnachtliche Klänge. Neben den vielen Standbetreibern, die seit Jahren auf dem Markt vertreten sind, gab es auch neue Anbieter wie beispielsweise den Rotary Club Hochheim-Flörsheim, der mit Überraschungsgeschenkkartons für mehr Spannung unterm Weihnachtbaum sorgen möchte. „Den Erlös werden wir einem guten Zweck in der Region zukommen lassen“, versprach Silke Hofer. Die Schülervertretung der Sophie-Scholl-Schule nimmt sich in jedem Jahr zur Weihnachtszeit einem sozialen Projekt an. Nach der Rucksack-Aktion sammelten die Schüler in diesem Jahr auf dem Flörsheimer Weihnachtsmarkt erstmalig für die Clown-Doktoren. Insgesamt hatten Schüler der Schule 41,6 Kilogramm Plätzchen für den Verkauf gespendet. „Es ist schon etwas besonderes, wenn Kinder und Jugendliche selbst die Initiative ergreifen und unsere Arbeit unterstützen“, lobte Clown „Furioso“, der den engagierten Schülern am Sonntagnachmittag auf dem Weihnachtsmarkt einen Besuch abstattete.

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