Auf dem „Weg zur Einheit“

Fusion der Flörsheimer Gemeinden soll entlasten und Freiräume schaffen

Vertreter aller Einzelgemeinden (Maria Himmelfahrt: Dr. Ludwig Kuhlmann (Pfarrgemeinderat), St. Gallus: Dietmar Sondermann (Verwaltungsrat), St. Katharina: Sascha Spezzano (Pfarrgemeinderat), St. Josef: Katja Siegfried (Pfarrgemeinderat) und Bettina Kilb-Fessler, Vorsitzende des Pastoralausschusses) trugen symbolisch zur Fusionsvereinbarung Kerzen für die Einzelgemeinden und eine Kerze für die Gesamtpfarrei auf den Altar.    ?(Foto: R. Dörhöfer)

 

FLÖRSHEIM (drh) – „Am Ende brach sich der Wille zum Neuanfang seine Bahn“ – mit diesen Worten schaffte Pfarrer Sascha Jung im Gottesdienst am Samstagabend in St. Gallus einen Bezug von der Fusion der vier katholischen Gemeinden Flörsheims zur Deutschen Wiedervereinigung. Reformer und Bewahrer hätten in der DDR jeweils für ihre Ansichten gekämpft, doch letztlich habe sich der Gedanke „Wir sind das Volk“ durchgesetzt. Das Regelwerk zur Fusion der Gemeinden habe zwar nicht die politische Sprengkraft wie der zur Deutschen Einheit zu Grunde liegende 2+4-Vertrag, doch auch bei der Fusion stritten Befürworter und Gegner lange.

 

Die angestrebte Einheit der Gemeinden wurde ja auch von oben herab, vom Bistum, aufoktroyiert und entstand so nicht ganz freiwillig. Pfarrer Sascha Jung erklärte aber auch, dass die Fusion nicht dazu gedacht sei, Gleichmacherei zu betreiben, die Identitäten der einzelnen Gemeinden aufzulösen oder um unter rein wirtschaftlichen Absichten einzusparen. Ziel der Fusion sei es Freiräume zu schaffen, dass sich die Gläubigen den Herausforderungen der Zeit an die Kirche stellen könnten. Christen im Ehrenamt sollten wie die hauptamtlichen Seelsorger durch die Einheit entlastet werden, um sich auf Kernaufgaben konzentrieren zu können.
Durch die „Vereinbarung zur bischöflichen Entscheidung über die Neuordnung der katholischen Pfarreien St. Gallus, St. Josef, St. Katharina und Maria Himmelfahrt in Flörsheim am Main“, wie sich das Regelwerk zur Fusion offiziell nennt, gingen die Pfarreien auch nur einen Schritt weiter auf dem „Weg zur Einheit“. Das knapp 20-seitige Vertragswerk regelt beispielsweise, dass der neue Pfarreiname „St. Gallus Flörsheim“ lautet und die bisherigen Pfarrgebiete St. Gallus, St. Josef, Maria Himmelfahrt und St. Katharina umfasst. Die Pfarrkirche ist St. Gallus, doch bleiben alle übrigen Pfarrkirchen Orte der Sakramentenspendung. Auch die Leitungsstruktur und Organisation der neuen Pfarrei wird im Regelwerk geklärt, so befindet sich das wochentags täglich besetzte Pfarrbüro in Flörsheim. Dennoch bleiben Anlaufstellen in den Ortsteilen erhalten. Die Kirchenbücher werden in Flörsheim geführt und auch beim Siegel gibt es künftig nur noch die einheitliche Aufschrift: „Katholische Pfarrei St. Gallus Flörsheim“. Auch Pfarrgemeinderat und Verwaltungsrat sollen in einem Gremium für alle zusammengefasst werden, wenngleich sich auch hier wieder vor Ort einzelne Orts- und Sachausschüsse bilden können. „Die allergrößte Herausforderung besteht nun jedoch darin, diesem Werk geistliches Leben einzuhauchen“, so Sascha Jung in seiner Predigt. Das gemeinsame Feiern von Christi Himmelfahrt, die Zusammenarbeit im Pastoralausschuss, Teamgottesdienste und Gemeindewanderung hätten längst gezeigt, dass viel Gutes in der Zusammenarbeit der vier Pfarreien stecke. Jung lud die Gläubigen ein, den Weg zur Pfarreiwerdung zu unterstützen, sollte die Bereitschaft zur Bewegung doch mit der Bereitschaft zur Begegnung mit Christus einhergehen. „Christus ist der Maßstab. Tragen wir Sorge, dass die vielen bunten Spuren kirchlichen Lebens nicht verloren gehen. Seien wir gemeinsam Kirche“, ermutigte Jung.
Symbolisch stand für jede Einzelgemeinde eine Kerze auf dem Altar, doch in der Mitte brannte eine große Kerze für die neue fusionierte Pfarrei. Mit den Fürbitten leisteten die Vertreter der einzelnen Pfarrgemeinde- und Verwaltungsräte, Pfarrer Sascha Jung und die Vorsitzende des Pastoralausschusses Bettina Kilb-Fessler ihre Unterschriften unter das Regelwerk. Mit einem Glas Sekt stießen die Gläubigen im Anschluss auf den neuen Weg der Gemeinde an.

 

 

 

 

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