Wut, Angst und Verzweiflung

 

Mehr als vierhundert Flörsheimer demonstrieren auf dem Gallusplatz gegen den Fluglärm

 

 

FLÖRSHEIM (drh). Nur 24 Stunden Vorbereitungszeit, und trotzdem kamen über 400 Menschen am Freitagabend auf dem Gallusplatz zur ersten Fluglärmdemonstration zusammen. Verschiedenste Bürgerinitiativen, die Bürgermeister der Mainstädte und die GALF hatten die Demonstration organisiert beziehungsweise befürwortet, um den verzweifelten Menschen ein Forum zu geben, Wut, Angst und Verzweiflung auszudrücken.
So leise wie bei den Stillen Protesten der Anfangsjahre wollen die Bürger aber längst nicht mehr sein. So wurden von den Rednern deutliche Worte gewählt und markante Zeichen gesetzt. Pfarrer Martin Hanauer ließ beispielsweise die Hochglanzbroschüre der Fraport „Start frei“ in Flammen aufgehen. Bürgermeister Michael Antenbrink hatte zuvor den Vergleich des Fraport-Chefs Dr. Stefan Schulte zwischen Frankfurter Flughafen und Großflughäfen in Wüstengebieten mit „Dies ist mir scheißegal!“ kommentiert. Die verärgerten Bürger applaudierten für solche Worte und empfanden manch anderen Redebeitrag noch als viel zu zahm und harmlos.
 
Folter und Krieg
Frank Wolf, Bürgerinitiative Eddersheim, beschrieb die Fluglärmbelastung als „Krieg ohne Bomben“ , „Folter“ und „Apokalypse“. Keine Stadt in der Nachkriegszeit habe je eine stärkere Bedrohung erfahren. Den Ausbaugegnern seien die Grundrechte genommen worden, sich vor Gericht zu wehren, und so seien das Rechthaben und Rechtbekommen eben zwei verschiedene Dinge. Fraport habe die Gutachten manipuliert und 4500 Tonnen Luftschadstoffe verschwiegen, das Vogelschlag-Warnsystem funktioniere immer noch nicht, und das CASA-Programm sei mit seinen 50 Millionen Euro im Vergleich zur Ticona-Entschädigung mit 700 Millionen Euro ein Witz. Die Kernzonen müssten um mindestens 1000 Meter erweitert werden, doch wirkliche Ruhe sei wohl erst im Abstand von 80 bis 90 Kilometern Entfernung zu erwarten.
 
Einfach am Ende
Genau diesen Abstand hat sich auch Familie Keller gesucht. Sie wird noch zum Ende des Jahres ihr Neubauhäuschen im Wohngebiet der Rheinallee verlassen und in den Wetteraukreis ziehen. „Wir werden krank und können nicht warten. Wir schlafen jetzt schon im Keller, weil wir im Schlafzimmer die angstmachende Bedrohung nicht mehr ausgehalten haben. Meine Frau ist schon krank geschrieben. Wir sind einfach am Ende“, erzählte Hans-Jürgen Keller am Rande der Demo. Die Familie habe zwar mit einer Belastung gerechnet und stets auch einen „Plan B“ in der Schublade gehabt, doch dass es so schlimm werde, habe sie nicht erwartet. „Wir dachten daran, in ein anderes Haus innerhalb Flörsheims zu ziehen, doch auch dort ist es noch unerträglich laut“, so Keller. Er muss für den Wegzug auch sein Amt als Sitzungspräsident bei der Flörsheimer KAB-Fastnacht aufgeben.
Auch Menschen der Altstadt, die eigentlich gar nichts abkriegen sollten, klagten über zusätzlichen Lärm und fühlen sich von der Fraport betrogen. „Nicht nur in der Rheinallee ist es unerträglich. Auch die Billtalstraße leidet“, meinte Liselotte Hoffmann, die persönlich eine solche Belastung nicht erwartet hatte. Pfarrer Martin Hanauer sprach von weinenden Menschen, die Trost und Zuspruch bei ihm suchten, doch ihm selbst fehle schon oft die Kraft, so dass die Seelsorge schwieriger sei denn je. Ihm helfe da nur ein Blick in die Bibel, wo viele Menschen von unterschiedlichsten Bedrohungen heimgesucht worden seien und dann im Glauben Hilfe gefunden hätten. Hanauer gab aber auch den Rat, sich nicht nur aufs Gottvertrauen zu verlassen, und empfahl, im Terminal am Flughafen seinen Unmut kundzutun. Renate Mohr, GALF, empfahl Plakate und Transparente an den Häusern, um jedem zu zeigen, wie groß die Belastung und das Leid sind.
 
Wider die Resignation
Auch der Vorsitzende des Vereins Für Flörsheim, Hans Jakob Gall, rief zum Weiterkämpfen und Aushalten auf, sei der Kampf gegen die Belastungen durch den Flughafen doch noch lange nicht verloren. Statistiken und Lärmmesswerte werden den Flörsheimern schon noch Recht geben, versuchte Gall gegen die Resignation der Demonstranten anzukämpfen. „Holen Sie auch ihre verängstigte Katze wieder aus dem Keller. Denn Tierschutz steht in Deutschland wohl doch oft über dem Menschenschutz“, meinte Gall. Nach den Reden zogen die Fluglärmgegner vom Gallusplatz durch die Stadt zum Christian-Georg-Schütz-Park, wo die Flieger mit am niedrigsten über Flörsheim fliegen.
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Kommentare

Fluglärm über Flörsheim

Nicht nur der Fluglärm ist schockierend, sondern das was Pfarrer Martin Hanauer da geritten hat.
Wie kann er sich nur auf so ein Niveau herablassen? Flyer (oder Bücher) zu verbrennen ist denke ich nicht der richtige Weg. Und die Meute hat auch noch gejubelt. So kann man sich das wohl vorstellen was vor ca. 70 Jahren gelaufen ist. Nicht schön!

Und was ist mit Fam. Keller? Ziehen die etwa NUR wegen dem Fluglärm weg?
Man kann das fast nicht glauben...

Liebe Flörsheimer Bürger macht nur weiter so. Demonstriert das die "neue" Landebahn wieder geschlossen wird.
Ich finde das eine SUAEREI
Sie handeln nach dem St. Florians Prinzip. Hauptsache WIR haben keinen Fluglärm mehr.
Den können die auf der anderen Mainseite gerne wieder haben. Hier soll es wieder ruhig sein.
Geht's noch???

Vielleicht sollten die Raunheimer Bürger demnächst anfangen zu demonstrieren das keine "großen" Flugzeuge mehr über die Südbahn sondern nur noch auf der "neuen" Nordbahn landen oder das die Südbahn gar komplett stillgelegt wird.

Ist jemals (übrigens landen sie erst seit dem 21 Okt. 2011 über Flörsheim) eine Galaxy oder eine Hercules der US Army über Flörsheim eingeflogen?
DAS IST LÄRM!!!
Ein A380 darf gar nicht über Flörsheim fliegen, die großen und lauten Flugzeuge bekommen die über Raunheim ab.

Nun streikt schön weiter und teilt die Menschheit!
(So etwas bescheuertes)

Armes Flörsheim...

Nicht nur der Fluglärm ist schockierend, sondern das was Pfarrer Martin Hanauer da geritten hat.
Wie kann er sich nur auf so ein Niveau herablassen? Flyer (oder Bücher) zu verbrennen ist denke ich nicht der richtige Weg. Und die Meute hat auch noch gejubelt. So kann man sich das wohl vorstellen was vor ca. 70 Jahren gelaufen ist. Nicht schön!

Und was ist mit Fam. Keller? Ziehen die etwa NUR wegen dem Fluglärm weg?
Man kann das fast nicht glauben...

Liebe Flörsheimer Bürger macht nur weiter so. Demonstriert das die "neue" Landebahn wieder geschlossen wird.
Ich finde das eine SUAEREI
Sie handeln nach dem St. Florians Prinzip. Hauptsache WIR haben keinen Fluglärm mehr.
Den können die auf der anderen Mainseite gerne wieder haben. Hier soll es wieder ruhig sein.
Geht's noch???

Vielleicht sollten die Raunheimer Bürger demnächst anfangen zu demonstrieren das keine "großen" Flugzeuge mehr über die Südbahn sondern nur noch auf der "neuen" Nordbahn landen oder das die Südbahn gar komplett stillgelegt wird.

Ist jemals (übrigens landen sie erst seit dem 21 Okt. 2011 über Flörsheim) eine Galaxy oder eine Hercules der US Army über Flörsheim eingeflogen?
D A S I ST L Ä R M!!!
Ein A380 darf gar nicht über Flörsheim fliegen, die großen und lauten Flugzeuge bekommen die über Raunheim ab.

Nun streikt schön weiter und teilt die Menschheit!
(So etwas bescheuertes)



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