Ehrfurcht war deutlich zu spüren

Zu: Leserbrief von Werner Rühl („Skandalveranstaltung am Opferaltar“

Als Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde trage ich die Verantwortung für alle Liturgien und Veranstaltungen, die in unseren Kirchen gefeiert werden, angefangen mit dem Fastnachtsgottesdienst (von den konservativen Kirchenmitgliedern verteufelt) bis hin zu den Fatima-Andachten (von den liberal denkenden Christen kritisch hinterfragt). Mir ist es wichtig, dass alle Menschen in unserer Kirche eine geistliche Heimat finden und mit ihren Anliegen dort ins Gebet finden können.

 

Mit Entschiedenheit weise ich den Vorwurf zurück, dass es sich bei der Feier des Fastnachtsgottesdienstes um einen „Missbrauch“ der Liturgie gehandelt habe. Die Ehrfurcht vor dem „unblutigen Kreuzesopfer Jesu Christi“ war während des ganzen Gottesdienstes deutlich zu spüren, wo es in einer überfüllten Kirche plötzlich mucksmäuschenstill wurde und bei einem Lied wie „Heile, heile Gänsje“ den Menschen Tränen der Rührung in den Augen standen – auch in den Augen des Pfarrers. Nur, wer den Gottesdienst selbst mitgefeiert hat, kann sich darüber ein ausgewogenes Urteil erlauben.

Ich stehe auch weiterhin dazu: der Fastnachtsgottesdienst hat seine Berechtigung im Leben der Kirchengemeinde und wird auch weiter gefeiert werden! Und wenn ich dafür im Fegefeuer einst büßen muss (was ich zwar als Theologe nicht glaube, was aber die logische Konsequenz der Ausführungen des Leserbriefschreibers ist), dann nehme ich dies für die Flerschemer Fassenacht gerne in Kauf.

Sascha Jung, Pfarrer von St. Gallus

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