Flörsheim – Beginn einerschleichenden Entvölkerung

 

Seit drei Wochen wissen wir, wie sich die wachsende Nähe zum Flughafen in Flörsheim am Main anfühlt, besser noch anhört. Gewusst haben wir es ja seit Jahren, dass die Nordwestlandebahn kommen wird, nur wie sich dies genau ausgestaltet, das hat wohl niemand sich selbst in den heftigsten Albträumen vorstellen können.

 

 

Was ist alles unternommen worden, um die Bevölkerung auf den Tag X vorzubereiten? Verhältnisse wie beim Bau der Startbahn West, bei der viele junge Flörsheimer an vorderster Front mitgestritten haben, sollten aus der Sicht der Landesregierung und von Fraport auf jeden Fall vermieden werden. Die Lösung war die bekannte Mediation, die zumindest eine Nachruhe von 23 bis 5 Uhr vorsah. Selbst das wurde von der Landesregierung dann wieder in Frage gestellt mit den beantragten 17 Ausnahmen in der Mediationsnacht!
Zumindest der hess. Verwaltungsgerichtshof in Kassel hatte ein Einsehen und die „Nachtruhe“ angeordnet. Heute sollen wir zumindest von 23 bis 5 Uhr schlafen können, und dann? Aufstehen, Fenster schließen und hoffen, dass nicht gleich die lautesten Flugzeuge kommen, die der „Wiedereinschläfer“ trotz geschlossenem Fenster doch noch hört!
Was tut die Fraport für Flörsheim? Außer der Verteilung von Placebos wie Infoständen mit speziell geschulten Mitarbeitern und marginalen Zuschüssen für den Einbau von Lärmschutzfenstern in einem eng gesetzten Geländestreifen – nichts! Fraport hofft weiter auf ein Aufweichen bzw. Streichen des Nachtflugverbotes, um den Flughafen rund um die Uhr grenzenlos betreiben zu können. Die Verlagerung der Ticona, die der einzige Verhinderungsgrund die Nordwestlandebahn war, hat sich Fraport 700.000.000 € kosten lassen, für den Ankauf von Häusern und für Lärmschutzfenster in den Schlafräumen stehen gerade einmal 150.000.000 € zur Verfügung. Das allein zeigt die Realitäten und Interessen auf.
Was wird aus Flörsheim? Dieser Kampf gegen eine menschenverachtende Landebahn war ein Kampf der älteren Generation, der nicht im Wald, sondern vor Gericht ausgetragen wurde. Der örtliche Protest war ein Kampf der weißhaarigen Menschen, die ihre Ersparnisse in ihre sauer erarbeiteten Häuser gesteckt hatten. Für sie gibt es jetzt nur die Erinnerung an ein hübsches Städtchen, das bei Ostwetterlage unbewohnbar geworden ist.--
Magdalena Fuchs
Windthorststraße 8
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