Soll Flörsheim entvölkert werden?

 

 

Offener Brief
Flughafen Frankfurt – Eröffnung der neuen Landebahn

 

 

 
 Manfred Schäfer
Anne-Frank-Weg 16
Herrn Ministerpräsident
Volker Bouffier
Hessische Staatskanzlei
Georg-August-Zinn-Straße 1
65183 Wiesbaden
 
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Bouffier,
seit meiner Geburt vor fast 58 Jahren lebe ich – wie Generationen vor mir – in Flörsheim am Main. Meine Frau und ich haben hier 3 Kinder großgezogen und uns ein schönes Heim geschaffen. 
Dass wir in der Nähe des Flughafens Frankfurt wohnen und damit auch einer gewissen Lärmbelästigung ausgesetzt sind, war und ist uns klar. Aber das, was Flörsheim seit dem 21. Oktober 2011 zugemutet wird, ist unmenschlich; damit hatten wir nicht gerechnet.
Sie können uns nun Dummheit oder Blauäugigkeit vorwerfen. Diesen Schuh müssten wir uns dann wohl anziehen. Aber sollten wir wirklich davon ausgehen, dass unsere Volksvertreter so rücksichtslos und menschenverachtend mit den Bürgerinnen und Bürgern von Flörsheim umgehen? Sind die angeblich neu entstehenden Arbeitsplätze am Flughafen Frankfurt mehr wert als das Wohlergehen und das Existenzrecht der Flörsheimer? Wo bleibt hier die Güterabwägung? 
Gehört zu dem hochgelobten Fortschritt auch, dass Flugzeuge Öl über der Stadt verlieren, Ziegeln vom Dach fallen, oder – wie in Hochheim geschehen – Dachfenster zerbersten? 
Wir empfinden es nicht als Trost, sondern als blanken Hohn, wenn der Chef der Fraport in einem Zeitungsinterview sagt, dass die Flörsheimer sich schon an den Fluglärm gewöhnen werden. Auch scheint der Fraport-Chef darüber irritiert zu sein, dass sich die Wetterlage nicht nach seinen Wünschen richtet und der Wind stabil aus Richtung Osten weht.
Was bringen Casa-Programm, Ausgleichszahlungen oder passive Schallschutzmaßnahmen? Soll Flörsheim durch den Ankauf von Häusern und Wohnungen entvölkert werden, oder die Bürgerinnen und Bürger nur noch in ihren abgeschirmten und isolierten Häusern und Wohnungen leben? Außerdem ist der Empfängerkreis für solche Angebote viel zu eng gezogen, die finanzielle Ausstattung mehr als dürftig und die bürokratischen Hürden viel zu hoch. Für den Ankauf der Ticona war sehr schnell viel Geld da, da dieses Chemiewerk die Landebahn hätte verhindern können.
Was ist außerdem davon zu halten, wenn die Fraport das Nachtflugverbot bekämpft? Es sollte doch wohl eine Selbstverständlichkeit sein, den Bürgerinnen und Bürgern zumindest von 22.00 bis 6.00 Uhr eine Ruhepause zu gönnen und dieses nicht noch vor Gericht zu bekämpfen.
Ich möchte hier nicht von den enormen finanziellen Verlusten sprechen, die Haus- und Wohnungseigentümer seit dem 21.10.2011 hinnehmen mussten. Dies ist zwar schlimm, aber für mich nur zweitrangig. Es geht hier primär um ein menschenwürdiges Leben in Flörsheim. Das ist mit Geld nicht zu bezahlen! Sie mögen das vielleicht als antiquiert ansehen, aber es geht um Menschen, die ihre Heimat lieben und sich von dort nicht vertreiben lassen wollen.
Ich lade Sie sehr herzlich zu einem Besuch in mein Haus nach Flörsheim ein. Machen Sie sich ein eigenes Bild vor Ort über die unerträgliche Situation. Diese Einladung ist nicht polemisch, sondern sehr ernst gemeint. Sie sind herzlich willkommen!
Über eine Kontaktaufnahme und eine Terminvereinbarung würde ich mich sehr freuen.
Mit freundlichen Grüßen 
gez. Manfred Schäfer
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