Fünf Jahre lang war die junge Wickererin selbst Kerbemädchen, sodass ihr auch alle Traditionen und Bräuche der Kerb vertraut sind. „Der Reiz am Kerbeborsch-Dasein liegt in der Gemeinschaft. Man trifft sich, findet neue Freunde und erlebt Brauchtum, das zusammenschweißt“, meinte Jonas Möschl, der auch schon mehrfach Kerbekappe und Scherpe trug. Erstmalig hätten sich auch Hochheimer Jungs unter die zwölf Wickerer Kerbeborsch gemischt. „In Hochheim gibt es solch ein Brauchtum nicht. Wir kennen uns von der Schule und sind stolz, dabei zu sein“, sagte Timo Wilke, der gemeinsam mit Florian Philipps aus der Nachbarstadt kommt. Seit drei Wochen trafen sich die Burschen regelmäßig, um vor allem ihren Tanz für ihren Auftritt am späten Abend im Festzelt einzustudierenden. Katrin Grallert versuchte als Trainerin, den Herren zu einem Tanzstil à la Beyoncé zu verhelfen. Alle Herren präsentierten sich in hautengen Leggins und Bodies. Die junge Truppe gab sich den Namen „Schoppeheber“, und Exkerbeborsch Marc Ruppert malte gemeinsam mit seinem Großvater Roland die Fahne, wie es in Wicker seit vielen Jahren üblich ist. Bis die Fahne nach dem Einzug beim Kerbetanz im Festzelt jedoch passend ausgerichtet war, bedurfte es einiger Anweisungen des Kerbevadders. „Es war für mich ganz klar, dass ich Kerbevadder mache. Mein Opa war vor 70 Jahren der erste Kerbevadder nach dem Krieg und auch meine Onkels hatten alle dieses Amt“, sagte Luca Anthes stolz. Opa Karl-Heinz könnte seine Kerbevadderzeit zwar nicht mehr miterleben, so der junge Kerbevadder, aber seine Oma sei mächtig stolz.
Am Freitagabend (9.9.) hatten die Kerbeborsch bereits zur Kerbedisco in die Goldbornhalle geladen und freuten sich über eine besonders gut besuchte und friedliche Veranstaltung. „Unsere Kerbemädchen haben die ganze Dekoration übernommen. Sie haben einfach das bessere Händchen für sowas“, meinten die Burschen. Wichtiger als das Basteln von Dekoration sei jedoch noch das Aufpassen auf die Burschen. „Wir achten auf unsere Jungs“, so die Mädchen, die stolz ihr Kerbeshirt trugen und sich auch schon aufs Walzertanzen zur Kerbtanzeröffnung freuten.
Auch beim Kerbeumzug tanzten die jungen Wickerer Pärchen an allen Einkehrstationen. An sechs „Tankstellen“ machten die gut 20 Fahnenschwenker, der aktive Jahrgang, die Vizeborsch, die „Echt Wickerer Mädscher“, die Weinmajestäten und eine Abordnung des Hubertushofes Station. Drei Jungs begleiteten den Zug mit ihren blau-weiß geschmückten Rädern. Ihre T-Shirt-Aufschrift verriet „Kerbeborsch 2023“, und so sollte die Kerbeborsch-Tradition in Wicker in den kommenden Jahren gesichert sein. „Unsere Eltern reichen Stückchen und sorgen so für etwas Stärkung unterwegs“, verrieten die beiden Geschwister Niklas und Marlena Volk. Im Festzelt angekommen, gaben die beiden Blaskapellen noch eine Kostprobe ihres Könnens, bevor die Flamingoband die Unterhaltung am Nachmittag übernahm. Am Samstagabend sorgten die „Candies“ für das musikalische Rahmenprogramm. Kerbevadder Luca Anthes dankte dem Club Fidelio für die Organisation der Zeltkerb und lobte die große Helfercrew, die auch am Montagmorgen wieder parat stand, um den Frühschoppen am Kerbemontag auszurichten. Speck und Eier durften dabei natürlich nicht fehlen.
Wickerer Kerbeborsch 2016 sind: Luca Anthes (Kerbevadder), Jonas Möschl, Niklas Volk, Tim Scholz, Lars Werp, Timo Wilke, Nikolas Kaus, Timo Treber, Vincent Hahn, Malte Pauly, Florian Philipp und Brandon Huthmacher.
