„Es gibt keine Hindernisse“

Parkour-Workshop an der Robinson-Schule sorgt für Begeisterung

HATTERSHEIM (ak) – Unermüdlich schwingen die Jungs sich immer und immer wieder über das kleine Mäuerchen auf dem Schulhof der Robinson-Schule in Hattersheim. Mal setzen sie nur eine Hand auf und schwingen die Beine seitlich drüber, mal versuchen sie beide Hände aufzusetzen und die Beine, unter dem Körper hindurch, gleichzeitig über die Mauer zu schwingen. Das ist gar nicht so leicht, wie es bei geübten „Parkour-Läufern“ aussieht, die Jungs laufen konzentriert und versuchen es mit jedem Sprung besser zu machen. 

 

Workshop- Leiter Marc Busch zeigt immer mal zwischendurch, was sie technisch anders machen oder verbessern können, damit der Sprung leichter fällt und besser aussieht. Aber überfordert werden sollen die Jugendlichen ja auch nicht. „Ihr müsst jetzt nicht unentwegt laufen und üben. Wenn ihr mal eine Pause braucht, dann setzt euch auch ruhig mal hin oder holt euch was zu trinken in der Sporthalle!“, versuchte er den immensen Trainings-Eifer doch ein klein wenig zu dämpfen. 
Der 19-Jährige trainiert selbst nun seit 3 ? Jahren den „Hindernislauf im Alltag“. Seit einiger Zeit beschäftigt er sich fast hauptberuflich damit. „Eigentlich besteht mein ganzes Leben aus Parkour“, erzählt er. Diesen neuen Sport nehme er sehr ernst. Wenn er einen Sprung oder gar einen Salto vorführt, stehen die Workshop-Teilnehmer fast andächtig staunend dabei. „Cool, das ist Präzision!“, sagt Julian Mühlsteff zu seinem Freund Patrick Holl.
Sieht man Marc Busch im wahrsten Sinn des Wortes „über Stock und Stein“ springen, könnte man befürchten, dass Prellungen und Brüche durch Stürze von Mauern oder Geländern bei Parkour-Läufern an der Tagesordnung seien. „Nein, ich hab‘ mich noch nie beim Parkour verletzt!“, erklärt er aber lachend. Und wenn man ihn dann genau beobachtet, bekommt man eine Ahnung davon, dass die Leichtigkeit, die beim Parkour-Laufen dem Zuschauer schließlich vermittelt wird, ein Ergebnis von vollster Konzentration, Körperbeherrschung und vor allem genauer –wenn auch oft sekundenschneller Planung der Abläufe ist. Und natürlich von viel Training: „Versucht nicht zu früh Saltos oder schwierige Sprünge und passt dabei auf. Das geht ziemlich auf die Gelenke. Probiert und trainiert lieber erst mal viel in Bodennähe. Durch das Trainieren wird euer Körper dann auch stärker und ihr könnt euch an schwierigere Dinge ran trauen – ich hab‘ auch erst nach zwei Jahren angefangen Saltos zu trainieren“, gibt er den Jugendlichen mit auf den Weg und schwingt sich an eine Reckstange in Kopfhöhe. Er setzt den rechten Fuß neben seine rechte Hand, dann den linken Fuß neben seine linke Hand und springt mit beiden Füssen von oben ab. Die Jungs probieren das an den niedrigeren Stangen und stellen fest, dass es schon Überwindung kostet, an der Stange schwingend, den Fuß nach oben zu bringen. Es sieht einfacher aus als es ist. Ebenso das Abrollen auf hartem Boden, nachdem man sich hat fallen lassen. Aber auch das gehört zur „Grundausstattung“ eines Parkour-Läufers. „Die Rolle ist wichtig zu lernen, wenn ihr anders die Energie etwa aus einem hohen Sprung nicht abfangen könnt – dabei müsst ihr unbedingt quer über den Rücken abrollen, nicht wie beim Purzelbaum gerade, sonst tut ihr euch an der Wirbelsäule weh!“, erklärt Marc Busch und schon werfen sich alle mit mehr oder weniger Enthusiasmus auf den Rasen. Nach ein paar Versuchen weiß Marc Seelmann: „Man muss versuchen, möglichst klein „aufgerollt“ zu bleiben, dann geht’s am besten.“ Leichter gesagt als getan für den einen oder anderen – sich sehenden Auges mit Schwung auf die Wiese zu werfen und seitlich abzurollen ist doch etwas anderes als die Rolle im Sportunterricht. 
Marc Seelmann ist 12 Jahre und nimmt am Parkour-Workshop teil, weil es ihn schon lange immer wieder begeistert, wie man so leicht über alle „Hindernisse“ im normalen Alltag kommen kann. „Das sieht echt faszinierend aus und ist total cool,“ findet er. „Es ist wirklich klasse, dass die Evangelische Gemeinde diesen Workshop hier organisiert hat, es macht total Spaß!“ Auch Julian Mühlsteff und Patrick Holl, die sich in letzter Minute noch eine Anmeldung im Exxil ergattert haben, sind sich einig: „Das ist einfach cool, weil man das überall machen kann – es gibt keine Hindernisse, nur Möglichkeiten, wie man sie überwindet!“ Das sie beide nach zwei Stunden Parkour-Training jede Menge Blasen an den Handflächen haben, tut dem Spaß keinen Abbruch. Die sind ganz schnell vergessen, wenn Marc Busch etwas Neues zeigt und erklärt.
Die Hattersheimer Gemeindepädagogin Sandra Zeller ist froh, dass es allen so viel Spaß macht. „Das ist der zweite Anlauf der drei Evangelischen Gemeinden in Hattersheim für einen Parkour-Workshop. Im letzten Jahr war das schon mal geplant und musste dann wegen Regen abgesagt werden, das wäre bei dem Wetter zu gefährlich gewesen. Diesmal haben wir die Sporthalle der Schule mit dazu genommen, für den Fall der Fälle, und sind jetzt sehr froh, dass das Wetter so schön ist und wir sie doch gar nicht brauchen!“
Waren beim Parkour-Workshop nur Jungs „am Start“, bieten die Evangelischen Gemeinden in Hattersheim am 1. Juni 2012 zum Ausgleich einen Tag nur für Mädchen: Im Gemeindezentrum in Hattersheim findet dann der 3. „Mädchen-Motto-Tag“ statt. Das Motto an diesem Tag ist „Glänzend aussehen“, von 16 bis 20 Uhr können dann Perlen selbst hergestellt und daraus Ohrringe, Ketten und Armreifen gebastelt werden. 
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