Bei den Indianern und Traumfängern

Hattersheimer Ferienspiele: In zehn Tagen mehr als zehn Länder bereist – Dank an die Sponsoren

Das kleine Kuchenbuffet für Ferienspielkinder und deren Eltern gehört zu jeder Ferienspiel-Abschlussfeier.
(Fotos: A. Kreusch)

HATTERSHEIM (ak) – „Wer von euch hat denn fünf Stempel in seinem Ferienspielpass?“, wollte Melanie Hofmann von den Ferienspielkindern am Freitag, 29. Juli, wissen – viele Finger zeigten schnell in die Luft. „Und wer hat mehr als fünf Stempel in seinem Pass?“, jetzt schnellten noch viel mehr Arme in die Höhe, was die Vorsitzende des Vereins Pädagogische Perspektiven aus Geisenheim noch mehr freute. Ihre Fragen danach, in welchen Ländern die Kinder denn am liebsten gewesen seien, wurden auch schnell und begeistert, aber völlig unterschiedlich beantwortet: „Dort wo die Kacheln bemalt wurden!“ – in Portugal. „Bei den Indianern und den Traumfängern!“ – in Amerika. „Beim chinesischen Feuerwerwerk!“ – dort wurden tolle Raketen gebaut, die auf den Mainwiesen gleich steigen gelassen wurden. Und natürlich gab es auch ganz viele Kinder, die am liebsten „bei der Fußball-EM“ dabei waren. 

„Wir waren gerade im Urlaub in Griechenland“, freute sich Bürgermeisterin Antje Köster in ihrer Abschlussansprache gemeinsam mit Kindern, Eltern und Betreuer, „und die Reise dorthin und zurück hat ganz schön lange gedauert – aber ihr seid in nur zehn Tagen hier bei den Ferienspielen in so viele Länder gereist, das war bestimmt toll!“ Antje Köster gefiel das Motto der diesjährigen Ferienspiele ganz besonders gut: „Das war das richtige Thema, um die Augen für Toleranz und Zusammenhalt zu öffnen.“ Die Bürgermeisterin freute sich, dass diesmal auch dreizehn Flüchtlingskindern aus Eddersheim die Teilnahme an den Ferienspielen ermöglicht werden konnte und dankte in diesem Zusammenhang ganz besonders den Sponsoren der Hattersheimer Ferienspiele, dem Lions Club Hattersheim-Kriftel (der Club hatte einen Theaterworkshop zum Thema Flucht ermöglicht), dem Verein „Es Bühnsche“ Okriftel e.V. (Mitglieder überreichten „vor Ort“ einen Scheck über 2000 Euro für die diesjährigen Ferienspiele), dem Busbetrieb Karin Diehl (der für die Beförderung der Eddersheimer Ferienspielkinder nach Okriftel Sonderkonditionen einräumte), der Stiftung „Kinder Lachen“ und der Firma Thomas Lerch aus Hattersheim.

„Die Ferienspiele funktionieren auch nur so gut, wenn die Hattersheimer Vereine so mitmachen – dort habt ihr auch in diesem Jahr wieder spannende Dinge lernen können“, würdigte Antje Köster die Mitwirkung des Turnvereins Okriftel, bei dem die Kinder den brasilianischen Kampftanz Capoeira ausprobieren konnten, das Angebot der Schützengemeinschaft Okriftel, bei der wieder Bogenschießen angeboten wurde, des Hattersheimer Karateclubs, bei dem die Ferienspielkinder sich in Selbstverteidigung üben konnten und des Jugendskatverein-Sportverein Okrifteler Wildsäue, der ein „hineinschnuppern“ in das Kartenspiel ermöglichte. Auch das beliebte Schnellbootfahren wurde von der Freiwilligen Feuerwehr Eddersheim wieder für alle Ferienspielkinder möglich gemacht. Das „Schnupperangeln am Vereinsgewässer“ des Angelsportvereins Hattersheim konnte in diesem Jahr leider nicht stattfinden, da es dem Verein diesmal nicht möglich war, nach dem erneuten Brand des Vereinsheimes und krankheitsbedingtem Ausfall von Mitgliedern genügend Betreuer zu stellen – die Vorsitzende Elisabeth Tuma bedauerte das sehr.

„All das war für die Kinder sicher ein ganz besonderes Erlebnis – und den Eltern, die sich ja in den Ferien keine sechs Wochen Urlaub nehmen können, wird mit den Angeboten der Ferienspiele auch gut geholfen“, resümierte die Bürgermeisterin zufrieden. Und gab gerne positive Rückmeldungen aus der Elternschaft an die Veranstalter der Ferienspiele, die dieses Jahr zum vierten Mal in Hattersheim aktiv waren, weiter: „Sie machen das richtig toll, das hab‘ ich auch von den Eltern gehört – der Verein Pädagogische Perspektiven und Melanie Hofmann sind aus den Hattersheimer Ferienspielen nicht mehr wegzudenken!“

Selbstverständlich hatten die Ferienspielkinder aus den fernen Ländern, in denen sie Maori, Mayas, Nomaden, Eskimos, Inkas und noch einige interessante Völker mehr entdeckt und mit ihnen „gelebt“ haben, nicht nur viele Eindrücke mitgenommen, sie hatten daraus auch ein buntes Programm für die Abschlussfeier zusammengestellt.

Stolz präsentierten sich etwa Südsee-Tänzerinnen oder wilde Trommler, ein chinesischer Drache drehte seine Runde vor den beeindruckten Zuschauern und grollte laut vor sich hin, die Kapitäne der „Fußball EM“ nahmen die Urkunden für ihre Mannschaften, den besten Torschützen und den fairsten Spieler entgegen und die Teilnehmer des Theater-Workshops zeigten Szenen ohne Worte, die Gefühle wie „neu ankommen“, „neue Heimat“ oder „wie ist es, wenn ich auf Flucht gehe?“ gut und eindrücklich beschrieben.

Ein Höhepunkt der Abschlussfeier war sicher die „Versteigerung“ größerer, während der Ferienspiele gefertigter Kunstwerke, dabei ging es mit viel „Action“ heiß her, der Einstandspreis von vier Euro wurde bei so manchem Objekt um das Vielfache übertroffen, ein besonders schönes Bild wurde von einem Vater für seinen Nachwuchs gar für 25 Euro „gerettet“. Mit Worten wie „Nie wieder im Garten gießen“ wurde von den Auktionatoren etwa auch ein mannshoher, bunter Regenmacher an den Mann bzw. den Vater gebracht, selbst der schöne große Drache kam unter den imaginären Hammer, obwohl eine Garantie darauf von vorneherein abgelehnt wurde. „Der Drache ist cool, da biete ich mal drauf“, war trotzdem aus den Reihen der Eltern zu hören, er wechselte für 10 Euro den Besitzer. Mit den Worten „Mama, ich und Flora teilen uns den“, wurde die Käuferin aus der eigenen Familie gleich sehr für den guten Kauf gelobt.

Eltern, Kinder und Gäste hatten einen vergnügten Nachmittag beim Abschlussfest der Hattersheimer Ferienspiele. Das es ein paar Mal ein bisschen so aussah, als wolle es regnen, störte niemanden. Wenn die Sonne sich dann wieder hervortat, freute man sich umso mehr über die kleine Kaffeetheke mit Kreppeln, Kirschkuchen, Kräuterquark und Weißbrot. Auch der lange Tisch, den der „Geowissenschaftliche Freundeskreis e.V.“ Mainz-Wiesbaden aufgebaut hatte, um den Kindern die Gelegenheit zu geben, mit Mineralien Klebebilder zu gestalten und in einer großen Kiste mit Sand „echte“ Edelsteine zu schürfen, erfreute sich großer Beliebtheit. Offenbar waren sogar echte Maori – erkennbar an ihrer archaischen Kriegsbemalung – aus Neuseeland an den Main gereist, um mit den Ferienspielkindern zu feiern. Oder halt, nein: die Maori-Krieger saßen erst alle eine Weile am Schminktisch auf der Ferienspielwiese!

Nach dem Ende des Programms der Abschlussfeier konnten alle Kinder mit Hilfe ihrer Eltern die im großen Zelt schön und übersichtlich dekorierten unzähligen Artefakte auf der Suche nach eigenen Werken durchstöbern. Schon bald füllten sich die in weiser Voraussicht mitgebrachten Taschen oder eben auch die Arme und Hände so mancher Mama mit kleinen Trommeln, Regenmachern, Bildern, Masken und Traumfängern oder was der Nachwuchs sonst noch so als „Souvenirs“ aus der „weiten Welt“ der Okrifteler Mainwiesen mitgebracht hatte.

Sicher werden die Erinnerungen an diese „Weltreise“ bei den Ferienspielkindern noch lange frisch und bunt bleiben.

 

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