„Die sollen sehen, dass wir noch da sind!“

Altmünstermühle für Senioren unersetzlich – Unterschriftenaktion als Signal an Stadtparlament

Eleonore Stephan, Rita Hanig, Andy Nusser und Irene Haupt (von links) wollen schon frühzeitig mit einer Unterschriftenaktion darauf aufmerksam machen, dass in der Altmünstermühle Angebote für Senioren auch über das Jahr 2016 hinaus gebraucht werden.?(Foto: A. Kreusch)

 

HATTERSHEIM (ak) – „Wir bitten um den Erhalt des Seniorenzentrums Altmünstermühle mit seinen Freizeit- und Gruppenangeboten und mit der Seniorenberatung. Das Seniorenzentrum ist für uns ein wichtiger und unverzichtbarer Treffpunkt und ermöglicht uns unsere Freizeit aktiv zu gestalten, mit anderen Menschen in Kontakt zu sein oder Unterstützung im Fall von Hilfsbedürftigkeit zu erhalten.

 

Wir bitten Sie, diese Punkte in ihrer Entscheidung zu berücksichtigen!“ Blätter mit diesem Text, gerichtet an die Hattersheimer Stadtverordneten, machten in den letzten Wochen in den verschiedenen Gruppen im Seniorenzentrum Altmünstermühle die Runde, und sie wurden sehr fleißig mit Unterschriften versehen. Insgesamt an die 260 Senioren haben inzwischen unterzeichnet.
In der Altmünstermühle gibt es etwa 37 Gruppen, in denen Senioren sich regelmäßig treffen können, etwa zum Plaudern, Musizieren oder Schmökern, zum Fahrradfahren, Wandern oder Schreinern. Zum umfangreichen Angebot zählen auch eine Gymnastikgruppe, ein Computertreff, ein Schachclub und ein Englischkurs. Und es gibt gleich zwei Spielgruppen, die trotzdem nicht alle aufnehmen können, die dort gerne mitmachen möchten. „Die Gruppen hier sind immer voll, viele lassen kaum mal eine Stunde aus. Besonders beliebt sind auch die Bewegungsgruppen – man bleibt eben jung, solange man sich bewegt“, berichtet Irene Haupt davon, wie beliebt und wie notwendig die Angebote für Senioren in der Altmünstermühle sind. „Und außerdem findet man hier immer einen Ansprechpartner!“ Alle kommen sehr gerne in die Altmünstermühle, Irene Haupt selbst ist dreimal die Woche in ihren Gruppen aktiv.
Rita Hanig von der „Donnerstag-Spielegruppe“ hatte die Idee für die Unterschriftenaktion der Senioren, Irene Haupt hat sie umgesetzt, Andy Nusser und Eleonore Stephan unterstützen sie und stehen voll und ganz hinter der Aktion. Eleonore Stephan hat die Spielegruppe zehn Jahre lang geleitet, sie stand auch bei der Organisation der wunderbaren Sommerfeste in der Altmünstermühle immer in vorderster Front. „Wir waren da immer mit Leib und Seele dabei“, erinnert sich die heute 77-Jährige gerne, „und es war immer sehr schön. Manchmal waren richtige Völkerwanderungen zum Sommerfest hierher unterwegs, und beim Programm sind die Leute sogar beim Regen sitzen geblieben!“ Dass es solche schönen Veranstaltungen für die Hattersheimer Senioren einmal nicht mehr geben könnte, will sie sich –genauso wenig wie die anderen – gar nicht vorstellen. „Auch die Ausflüge sind immer sehr schön für uns, die hier organisiert werden“, ergänzt Irene Haupt. „Viele fahren ja im Alter selbst kein Auto mehr. Und hier in Hattersheim wird für uns Senioren ja sonst nix geboten an Kultur, auch die Stadthalle haben sie uns zugemacht!“

Schlimme Auswirkungen
Andy Nusser ist ein „Holzwurm“ der ersten Stunde. Gemeinsam mit anderen „Holzwürmern“ fertigt er kunstvolle und hochwertige Schreinerarbeiten an, die auf Basaren regelmäßig angeboten werden. Auch er befürchtet, dass sich der Kommunale Schutzschirm des Landes Hessen, unter den die Stadt geschlüpft ist, ziemlich schlimm für die Hattersheimer Senioren auswirken könnte, falls Mittel für die Altmünstermühle gestrichen werden müssen. Mit Irene Haupt und den anderen ist er sich einig: „Wenn Angebote hier gestrichen werden, dann müssen wir daheimbleiben. Viele haben in unserem Alter keine Kinder und keine anderen Angehörigen – die vereinsamen dann doch oder werden krank!“ Wie ein Angebot der Altmünstermühle so manchen bis in hohe Alter aktiv hält, dafür haben sie viele Beispiele. „Eine 94-Jährige kommt regelmäßig mit ihrem Rollator hierher zu uns, um dabei zu sein“, erzählt Rita Hanig. Dass dabei auch der humorvolle Umgang miteinander nicht zu kurz kommt, wird in einer augenzwinkernden Bemerkung von Andy Nusser deutlich: „Na ja, genau genommen, so vom medizinischen Standpunkt aus, seid ihr spielsüchtig“, schmunzelt er und erntet gespielt empörte Blicke der Damen.
Dass die Gemeinschaft in der Altmünstermühle dabei hilft, jung und lebensfroh zu bleiben, wird in dem Gespräch mit den Senioren schnell deutlich. „Am nächsten Donnerstag, am 13. November, wird in einer Sitzung im Haus der Vereine der Haushalt veröffentlicht – da gehen wir hin“, erklärt Irene Haupt resolut. „Auch wenn wir dann da nichts dazu sagen dürfen – die sollen jedenfalls sehen, dass wir noch da sind!“ Dass die Stadt in Geldnot ist, das verstehen die Senioren aber natürlich schon. „Viele von uns wären ja sogar bereit – nach unseren Möglichkeiten – für die Angebote etwas zu bezahlen“, stellt Irene Haupt in Aussicht. „Den Erlös aus dem Sommerfest könnte man vielleicht auch zukünftig der Altmünstermühle spenden, anstatt sie an andere soziale Organisationen zu geben“, ist eine Idee in der Seniorenrunde. „Selbst wenn für einige Angebote Gebühren erhoben werden würden – es gibt hier in der Altmünstermühle ja an jedem Freitag in der dunkleren Jahreszeit auch die Möglichkeit, sich einfach so hier zum Kaffeetrinken zu treffen“, erinnert Irene Haupt. „Der öffentliche Kaffeetreff ist über den Winter an jedem Markttag im Café der Altmünstermühle geöffnet, da kann man für 50 Cent einen Kaffee oder ein Wasser trinken und sich Kuchen selbst mitbringen. So was ist auch mit wenig Geld möglich und deshalb sehr wichtig für viele Senioren, um andere Leute zu treffen. Es gibt schon regelrechte Stammtische an diesen Freitagen.“ Andy Nusser ergänzt: „Selbst wenn man die Angebote für uns Senioren hier streichen würde – das Gebäude müsste ja trotzdem erhalten werden. Und nur, damit es nicht zusammenfällt, muss die Stadt etwa 90.000 Euro im Jahr hier hineinstecken. Da sollte man doch meinen, dass man den Rest für die Senioren auch irgendwie noch finanzieren kann.“
Im Hinblick darauf, dass jeder Hattersheimer nicht jünger wird und im Alter vielleicht auch einen Anlaufpunkt wie das Hattersheimer Seniorenzentrum Altmünstermühle braucht, kann man sich nur wünschen, dass die Stadt eine Lösung findet, wie man die Angebote dort auch über das Jahr 2016 hinaus erhalten kann. Der Bedarf daran wird ganz sicher nicht weniger werden.

 

 

 

 

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