Von Trump und echten Rentnern

„Sachsehäuser Fassenacht“ zum ersten Mal in der Kleingärtnerhalle

Als graziös tanzende Nilpferde erfreut das Männerballett „Crazy Dancers“ des Liederkranz-Eintracht Eddersheim in dieser Fastnachtskampagne seine Fans.
(Fotos: A. Kreusch)

 

HATTERSHEIM (ak) – Weil vor allem bei den Fastnachtsveranstaltungen der Hattersheimer „Sachsehäuser“ der Südringtreff in den letzten Jahren beinahe aus allen Nähten platzte, zogen die Aktiven in diesem Jahr zum ersten Mal in die Halle des Kleingartenvereins um. Selbstverständlich war für einen Hol- und Bringdienst gesorgt, damit auch alle, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, dorthin kommen konnten – und es stellte sich heraus, dass man in der neuen „Location“ nicht nur genügend Platz für alle zum Sitzen hatte, es gab sogar eine Tanzfläche. Und die Band, die aus drei Mitgliedern der CCM-Sänger „Haste Töne“ unter Leitung von Organisator Gerhard Neudert bestand, hatte sogar eine eigene kleine Bühne. Durch das Programm führte wie bewährt Christine Martin, als „Dienstmann“ stand ihr Jörg Beck immer flott mit Besen und Körpereinsatz zur Seite.

Vielleicht hatte die neue Örtlichkeit sogar die Wahl der Kostümierung der Gäste „inspiriert“: Es waren einige „blühende“ Fassenachterinnen mit entzückenden Blumen im Haar, an Hüten oder an Ketten zu sehen, Christine Martins blaues Kleid und der passende Hut waren über und über mit großen Margeriten übersät. Man sah aber auch einige Matrosen oder Allgäuer, sogar einen „Gutsherr“, bei näherem Hinschauen als Bürgermeister Klaus Schindling zu erkennen, sowie mehrere schön kostümierte Stadtverordnete.

Zur Stärkung der Gäste über den karnevalistischen Nachmittag hinweg wurden leckere Kreppel zum Kaffee und zum Abendessen traditionell „haaß Flaaschworscht“ und „Handkäs mit Musigg“ serviert. Dafür, dass man auch den Aktiven des Nachmittages eine Erinnerung mit auf den Weg nach Hause geben konnte, hatte Marion Neudert gesorgt: Sie hatte liebevoll die flüssigen „Hausorden“ für alle besorgt und verpackt, ebenso die Tütchen mit Leckereien für die jüngeren Teilnehmer. Als Bütt diente ein einstmals für die Gegend typisches blaues „Rotfabrikker-Faß“, schön mit einem Clown verziert.

Als „schnelle Hildegard auf leisen Sohlen“ eröffnete Hilde Voß die Reihe der Beiträge, die 87-Jährige berichtete frisch und locker von ihrer „nicht so schnellen“ Verwandtschaft und von ihrer langen Schulzeit: „Drei mal drei Jahre in der dritten Klasse“. Viel Beifall und Bewunderung war ihr für diese „Eröffnung“ der Fastnachtsveranstaltung sicher.

Gleich im Anschluss wirbelten die „Sweetie Stars“ des Eddersheimer Gesangvereins Liederkranz-Eintracht in grünen und pinken Neonfarben durch die Kleingartenhalle – unter anderem zu Nenas unvergessenem Song „99 Luftballons“ brachten sie so richtig Stimmung ins Publikum.

Als „Vorruheständler“ im Glitzer-Look präsentierte sich Dieter Freidhof, er machte die Unterschiede zwischen ihm als „jungem Alten“ und den „echten Rentnern“ sehr anschaulich und humorig klar. Wie er „rund um die Uhr noch unter Dampf“ seine Chancen nutzt, wurde mit viel Gelächter zur Kenntnis genommen, und das Lachen steigerte sich noch, als er die „Sachsehäuser“ in die „Gießkannen-Sprache“ der älteren Damen auf dem Friedhof einweihte. „Merr is so alt wie merr sich fühlt“, resümierte der tatsächlich schon 85-Jährige am Schluss schmunzelnd.

In deftigem, typischem „Hadderschemerisch“ erzählte Mechthilde Staab danach von dem „Wunner“, welches „an meim Gadde“ passiert ist – sie brauchte dabei kein schriftliches Konzept, um ihre Zuhörer zum Staunen und zum Lachen zu bringen.

„Und jetzt kommt’s dick“, kündigte Christine Neudert den „gewichtigen“ Gesangsvortrag von Ruth Pfennig und Gerda Bont an – die beiden Damen teilten sich einen Pullover und eine Hose.

Nach einer fröhlichen Schunkelrunde und einer Pause kam Waltraud Pöschl, ebenfalls vom Liederkranz, als „gestresste Hausfrau“ zu den „Sachsehäusern“ – sie agierte am Bügelbrett mit „heißem Eisen“ gleichzeitig als „Chantal“ und als Gertrud, einmal mit einem „erregten“ oder „zu erregenden“ jungen Herrn und einmal mit ihrer Freundin, die ein Nussplätzchen-Rezept von ihr wollte. Was da am Ende in den „heißen Ofen geschoben“ wurde, konnten sich das Publikum nur unter lautem Lachen und Beifall vorstellen.

Auch in diesem Jahr gehörten die Hattersheimer „Sachsehäuser“ zu den ersten, die in den Genuss kamen, die Büttenrede von „Baron von Münchhausen“, alias Axel Knauber, seines Zeichens Chef beim Carneval Club Mainperle in Okriftel, hören zu dürfen. Was Knauber dabei so alles als „pure Wahrheiten“ verkauft, ist in bewährter Weise für viel Gelächter gut, wie etwa die Auskunft, dass sich Donald Trump und Kim Jong-un nun gegenseitig die Haare machen: „Der Trump macht dem Kim seine Borsten und der Kim macht dem Trump seine Kamelhaar-Implantate“. Nicht nur im Weltgeschehen des letzten Jahres hat sich „Baron von Münchhausen“ närrisch umgeschaut, auch in der Stadt traut er sich von Neuigkeiten zu berichten: „Der Papst kommt bald nach Eddersheim – Franziskus erscheint, das ist gewiss, immer dort wo’s Elend am größten ist!“ Ebenso gibt er gern bekannt, dass „den Durchbruch Schindling auch bald mach – wenn er auf’s Dach der Stadthall‘ kracht“.

Ein interessantes Gespräch zwischen Christine Martin als „Frau Brakowitsch“ und ihrem Bruder Gerhard Neudert als „Herr Bosboschill“ konnten die Gäste in der Kleingärtnerhalle danach belauschen: „Herr Bosboschill“ wusste tolle Gesundheitstipps zu geben, er empfahl seiner Bekannten etwa bei Nackenschmerzen den „Genickologen“, bei Ohrenschmerzen den „Ohrologen“ oder auch den Radiologen „wenn sie den Mann im Radio nicht mehr verstehen.“ Ob sie beim „Darmologen“ oder dem „Arschäologen“ Hilfe finden würde, konnte sich das Publikum lachend selbst ausmalen.

„Schambes“ Günter Zeier wurde als „Urgestein“ der Hattersheimer Fastnacht schon mit viel Beifall in der Bütt empfangen – er berichtete urkomisch vom „Sextest“ mit der Capri-Sonne-Packung beim Freund der Tochter und warum er mit dem Auto immer so rase: „Ich muss mich eile, sonst hab ich vergessen, wo ich hie wollt!“ Selbstverständlich standen wieder er und seine „Babett“ sowie „die noch Älteren“, Theres und Lisbeth, im Mittelpunkt seines Vortrages, der immer wieder zu lauten Lachsalven führte.

Als „grazil“ im rosa Tüll-Tutu tanzende Nilpferde sind in dieser Session – sehr zum Vergnügen aller Zuschauer – die Männer des Männerballetts „Crazy Dancers“ des Gesangvereins Liederkranz-Eintracht unterwegs, bei den „Sachsehäusern“ brachten sie in Nullkommanix viel Stimmung in die Halle.

Noch einen zweiten Vortrag konnte das Publikum an diesem Nachmittag von Günter Freidhof erleben – auch als „Stallknecht“ brachte er alle zum Lachen.

Kurt Nüchter – ebenfalls ein ehemaliges Mitglied des Hattersheimer Carneval Club (HCC), welches die Liebe zur Fassenacht mit dem Erlöschen des HCC nicht aufgegeben hat – berichtete dem närrischen Auditorium als „ein ehemaliger Klassenkamerad“ von den „Verwandlungen“, die er bei seinen ehemaligen Schulkameraden heute so bemerkte – das Gelächter bescheinigte ihm, dass wohl so mancher Zuhörer schon ähnliches gedacht, aber so lustig noch nie gesagt hatte.

Die CCM-Gesangsgruppe „Haste Töne“ beschloss mit einem Reigen bunter Lieder, bei denen viel geschunkelt und mitgesungen werden konnte, den schönen Nachmittag mit den „Sachsehäusern“ in der Halle der Hattersheimer Kleingärtner.

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