„Vielen Dank, Herr Pfarrer!“

Abschiedsempfang mit bewegenden Momenten / Lob vom Apostolischen Administrator / Lomberg wirkt weiterhin als Seelsorger

Unter den zahlreichen Geschenken, die Pfarrer Franz Lomberg als Ausdruck des Dankes überreicht wurden, waren auch ein Rosenstock und ein riesiges „Rosenpaket“.?(Fotos: A. Kreusch)

 

HATTERSHEIM (ak) – Als Pfarrer Franz Heinrich Lomberg am letzten Sonntag hinter dem Altar der St. Martinus Kirche in Hattersheim seine Abschiedsurkunde zum offiziellen Beginn seines Ruhestandes zusammen mit einem Brief des Apostolischen Administrators Weihbischof Manfred Grothe in der Hand hielt, schmunzelte er und bemerkte mit dem für ihn typischen Humor: „Ich bin wirklich erstaunt, was in so einer Personalakte alles vermerkt ist!“ Der Limburger Domkapitular und ständige Vertreter des Apostolischen Administrators, Pfarrer Wolfgang Rösch, hatte Franz Lomberg mit herzlichen Worten verabschiedet und dabei der Gemeinde den Brief Grothes auszugsweise vorgelesen, in dem der Apostolische Administrator Lomberg seinen ausdrücklichen Dank für 36 Jahre im Dienst der Katholischen Kirche aussprach.

 

Grothe würdigte darin Lombergs soziales Engagement und seine Zielstrebigkeit in Bezug auf die Weitergabe des christlichen Glaubens, beides seien Dinge, die ihn geprägt haben. Sein Sozialarbeiter-Studium habe Franz Lomberg den Weg zu seiner kirchlichen Laufbahn geebnet, die ihn nach einem Studium in Frankfurt zu Pfarrstellen dort und im Westerwald geführt hatten, auch Griesheim und Höchst waren Stationen, an denen Pfarrer Franz Lomberg gewirkt hat. Vor 15 Jahren hatte ihn schließlich Bischof Kamphausen zum Pfarrer in Hattersheim ernannt.
Grothe hob hervor, dass Lomberg immer für neue Wege im pastoralen Bereich offen und immer ein wichtiger Ratgeber für den Nachwuchs gewesen sei. Die Ökumene habe im Wirken Lombergs einen hohen Stellenwert genossen, er habe stets die Nähe zu den Menschen gesucht und sei als Gesprächspartner und Ratgeber immer gefragt gewesen. „Seine Predigten waren immer sehr geschätzt, genauso, wie seine offenen Worte“, so Grothe und fügte, unter spontanem Beifall der Gemeinde, hinzu: „Er verkündete das Wort und trat dafür ein, egal ob man es hören wollte oder nicht.“ Dass Lomberg sich nicht scheute, auch Tadel und Ermahnung selbst in Richtung der Bistumsleitung auszusprechen, habe ihn immer zu einem angesehenen und integren Gesprächspartner gemacht – ebenso wurde von Grothe gewürdigt, dass Pfarrer Lomberg es immer auch gut verstanden habe, andere zu ermutigen.

Kritisch, offen und fair
30 Jahre war Franz Lomberg im Priesterrat engagiert, 20 Jahre davon als Personalratsvorsitzender. „Er war ein kritischer Begleiter auch im persönlichen Gespräch – manchmal unbequem, aber immer offen und fair“ stellte der päpstliche Administrator in seinem Brief fest, „dabei war er als überzeugter und überzeugender Priester und Christ immer bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen und auch Hoffnung weiterzugeben.“ „Pfarrer sein ist aber nicht nur Beruf, sondern eine Berufung – Franz Lomberg wird daher heute eigentlich nur von einer Daseinsform des Priesters in eine andere Form weitergehen“, freute sich Wolfgang Rösch, denn Franz Lomberg wird weiter seelsorgerisch tätig und auch weiter Mitglied im Priesterrat sein. Auch im Arbeitsstab gegen sexuellen Missbrauch wird er weiter präsent sein. Und was die Gemeinde besonders freute: Pfarrer Lomberg wird auch zumindest bis Ostern immer wieder Gottesdienste in Hattersheim mit ihr feiern, denn er übernimmt auch die Vakanzvertretung.
Zuvor hatte er noch einmal (eigentlich schon als Ruheständler, seine Amtszeit endete zum 28. Februar) mit seiner Gemeinde einen festlichen Gottesdienst in der Hattersheimer Kirche gefeiert, in der zu diesem Anlass kein Platz unbesetzt blieb; zu seinen Ehren hatten sowohl der Kirchenchor Eddersheim als auch der Kirchenchor Hattersheim gesungen. Nach dem Gottesdienst fand imBarbarahaus, dessen Platzangebot dabei fast an seine Grenzen kam, ein Empfang zu Ehren des beliebten und geachteten Geistlichen statt. Pfarrgemeinderatsvorsitzender Hermann-Josef Häb begrüßte dazu nicht nur viele Gemeindemitglieder und Ehrenamtliche aus allen drei Kirchorten, auch Vertreter aus der Hattersheimer Politik, Bürgermeisterin Antja Köster und der neue evangelische Pfarrer der Stadt waren zu Lombergs Ehrentag gerne gekommen.

Mit großer Freude
Pfarrer Lomberg war von der großen Zahl der Gäste berührt, er freute sich über jeden einzelnen Besucher. „Jetzt hat der ständige Vertreter schon alles das vorweggenommen, was ich hier eigentlich an Erinnerungsarbeit leisten wollte“, lächelte er am Rednerpult, um seinen Lebenslauf dann noch um einige ganz persönliche Punkte zu ergänzen.
In Haiger aufgewachsen wurde er nach seiner Schilderung in der dortigen „Diaspora- Pfarrei katholisch sozialisiert“, im Dekanat Herborn hatte er schon katholische Jugendarbeit geleistet. Er freute sich ganz besonders darüber, seine Nichten, Neffen und Patenkinder sowie auch Weggefährten aus seiner Jugendzeit bei der Feier seines Abschieds vom Pfarreramt in Hattersheim wiederzusehen: „Was haben wir nicht alles gemacht, damals – erinnert ihr euch?“ Auch aus seiner Sozialarbeiter-Studienzeit, die zu seinen intensivsten Lebensabschnitten zählte, konnte Lomberg Freunde begrüßen, zu ihnen hat er heute noch immer Kontakt, ebenso zu Weggefährten aus seiner Zeit im Priesterseminar St. Georgen in Frankfurt.
Franz Lomberg widmet sich sehr gerne und erfolgreich gewachsenen Freundschaften, Kontakte zu pflegen ist ihm sehr wichtig. So begrüßte er auch bestens gelaunt und mit großer Freude Mitarbeiter aus seinen vorherigen Pfarrstellen, sie alle freuten sich sehr „ihren“ Pfarrer Lomberg wieder zu treffen. Das Bild vom „kritischen Managerpfarrer“ der in der Gemeinde in den letzten 15 Jahren viel vorangetrieben und viel erreicht hatte, wurde an diesem Tag ordentlich ergänzt und zurechtgerückt, man durfte einen sympathischen Menschen mit vielen guten Freunden erleben. Auch die Tatsache, dass er nun seit 15 Jahren in Hattersheim ist, führte Lomberg selbst auf viele Freundschaften zurück: „Hier habe ich erfahren dürfen, wie es ist, wenn Mitglieder ihre Gemeinde mitgestalten und Nähe schenken. Lob und Wertschätzung muss immer alle mit einschließen“, erklärte Lomberg, „deshalb danke ich allen hier – sie waren immer auch erste Ansprechpartner, ob als Mitarbeiter im Pfarrbüro, im Kirchenladen oder im pastoralen Bereich.“

„Unverwechselbares Profil“
Auch bei der Hattersheimer Stadtverwaltung bedankte sich Pfarrer Lomberg für das gute Verhältnis, das zwischen Stadt und katholischer Kirche herrsche. Bürgermeisterin Antje Köster gab diesen Dank gerne an ihn zurück: „Mit ihrem Tun und Wirken haben sie ein unverwechselbares Profil gezeigt, das in unserer Gemeinde zahlreiche Spuren hinterlässt und unvergessen bleiben wird“, stellte sie fest. Dabei erinnerte sie an das von Lomberg initiierte Arbeitslosenprojekt Kirchenladen, an die Einweihung des neuen Barbarahauses, an die Sanierung und Modernisierung der Kindertagesstätte St. Martinus in Hattersheim und an den Neubau der Kita St. Josef in Eddersheim.
Nicht nur als Erster Kreisbeigeordneter des MTK, auch als Gemeindemitglied bedankte sich Wolfgang Kollmeier bei Franz Lomberg. „Mit Pfarrer Lomberg verabschieden wir einen Pfarrer, Seelsorger, Verwaltungschef, Sozialarbeiter und Bauherren“, rief er noch einmal in Erinnerung und ergänzte schlicht, aber damit alles sagend: „Vielen Dank, Herr Pfarrer, das haben sie gut gemacht! Sie hinterlassen eine gut aufgestellte Gemeinde. Ihre Gespräche und Ermutigungen werden in den Köpfen, Seelen und Herzen der Menschen bleiben.“ Kollmeier überbrachte auch Grüße und gute Wünsche von Landrat Michael Cyriax. Der Erste Kreisbeigeordnete hob hervor, dass von den fünf von ihm aufgezählten Facetten von Pfarrer Lomberg ja nun nur drei – der Pfarrer, der Verwaltungschef, und der Bauherr – in den wohlverdienten Ruhestand gehen. „Der Seelsorger und Sozialarbeiter Lomberg bleibt“, so Kollmeier, und genau diese beiden würde er gerne gewinnen, um Asylsuchende im Kreis willkommen zu heißen.
Als Vertreter des Bezirkssynodalrates Main-Taunus waren Bezirksreferent, Geschäftsführer Günter Adam, und der Leiter des Gremiums, Bezirksdekan Klaus Waldeck, zur Abschiedsfeier von Franz Lomberg gekommen. Sie bedankten sich für seinen Einsatz zur Stärkung des Dialogs: „Er hatte immer ein offenes Ohr und hat uns immer gesagt: Wir müssen das sagen, was wir denken!“ Bezirksdekan Waldeck bedankte sich bei Lomberg, nicht nur für sein konstruktives Mitdenken und seine Mitarbeit im Dekanat, sondern auch dafür, dass er ihm den Weg in sein Amt mit geebnet hat.
Auch der, nun gerade erst zwei Monate sein Amt ausübende, junge evangelische Pfarrer Hattersheims, Johannes Kraus, war zur Abschiedsfeier von Franz Lomberg ins Barbarahaus gekommen. Er bedankte sich im Namen seiner Gemeinde für das gute ökumenische Miteinander, in dem Lomberg mit der Etablierung des Stadtkirchentages, mit gemeinsamen Sitzungen von evangelischem Kirchenvorstand und katholischem Pfarrgemeinderat oder auch bei gemeinsamen Bibelwanderungen „deutlich Spuren hinterlassen“ hat.

Besondere Geschenke
Als Pastoralreferent Dr. Sebastian Schneider das Rednerpult betrat, lachte Franz Lomberg spontan: „Du standst nicht auf der Rednerliste!“ Aber Dr. Schneider ließ sich gar nicht beirren, er „moderierte“ die Übergabe eines Geschenkes der Messdiener an ihren Pfarrer: Man hatte eine Collage mit den Bildern aller Messdiener der Gemeinde angefertigt, die Lomberg sichtlich bewegt entgegennahm. Bewegt war auch Sebastian Schneider. „Immer wenn es emotional wird, verfalle zurück ich in meinen Dialekt – ich bin aus Frankfurt – und heute geht mir ein Gedanke nicht aus dem Sinn: Es will mer net in de Kopp enei, wie kann Pfarrer Lomberg nur net mehr in Hattersheim sei!“ Dr. Schneider freute sich, dass der Festtag eigentlich „ein kleines Ostern“ für Hattersheim sei, denn Franz Lomberg sei zwar nun als Pfarrer „gestorben“, aber gleich als „freier Seelsorger“ wieder auferstanden.
Zwar hatte Pfarrer Lomberg darum gebeten, statt Geschenken für den Kirchenladen zu spenden, dennoch hatten viele Gäste des Empfanges kleine Päckchen oder Blumen für ihn mitgebracht. Das Team des Kirchenladens will Franz Lomberg auf ganz besondere Weise an die „Rosenstadt“ Hattersheim erinnern – nicht nur ein Rosenstock für seinen Garten im Vogelsberg wurde ihm überreicht, sondern auch ein riesiges, in Rosen-Geschenkpapier eingepacktes Geschenkpaket. Um ihrem Pfarrer den Abschied etwas zu versüßen, gab es sogar eine riesige Schokoladentorte, auf der ein kleiner Franz Lomberg im Priestergewand aus Marzipan seine Hände segnend ausbreitete.
Pfarrgemeinderatsvorsitzender Hermann-Josef Häb blickt nach dem Abschied von Pfarrer Lomberg mit einem lachenden und einem weinenden Auge in die Zukunft. Das weinende Auge sieht nicht nur in eine „pfarrerlose“ Hattersheimer Zukunft, die zwar durch die Bereitschaft Lombergs, Vakanzvertretung zu sein noch ein bisschen hinausgezögert wird, sondern auch in eine Zukunft, in der aber Ehrenamtlichen immer mehr abverlangt werden wird. „Auch die Pfarrer bekommen immer mehr Verwaltungsarbeit aufgebürdet, die Seelsorge leidet darunter“, so Häb. Dass Pfarrer Lomberg diese Arbeiten bisher aber immer alle perfekt umgesetzt und einen pastoralen Raum Hattersheim geschaffen hat, in dem die Gremien harmonisch zusammenarbeiten, macht Häb zuversichtlich: „Mir hat es immer Freude bereitet, sowohl im Pfarrgemeinderat als auch im Verwaltungsrat mit ihm zusammenzuarbeiten.“

 

 

 

 

 

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Kommentare

Abschied von PfarrerLomberg

Danke für die Jahre in Eddersheim, besonderen Dank Reise Israel ,dass hat mir viel Kraft für die Pflege meines Mannes.gegeben.
Auch danke ich Gott dass er uns (mein Mann und mich ) all die Jahre uns Kraft gegeben hat. Leider konnte ich an dem Gottesdienst in Hattersheim nicht teilnehmen. Habe Internet und konnte alles ansehen. Nochmals Dank für alles und Ihnen alles gute und Gottes Segen.
Mit herzlichen Grüßen
Gertrud Appel

Vielleicht sehen wir uns mal. Habe mit Ihrem Nachfolger über meine Pflege mit meinem Mann gesprochen. Bin oft am Ende.
Er sagte er würde auch uns besuchen. Ich soll anrufen. War für mich sehr gut, daß jemand für mich mal da ist. Freunde haben keine Zeit und so ist es schön das ich dort hinkommen kann



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