Vorlesestunde mit Praxisbezug

Stadtbücherei: Passend zum Thema lernen Kinder das Aussäen von Kresse

HATTERSHEIM (ak) – Das große, wunderschön illustrierte Buch „Frühling im Mühlenweiher“, in dem der unvergessene Ottfried Preussler seine letzte Geschichten vom „Kleinen Wassermann“ erzählt, hat sie in den Händen. Auf den Knien sitzt Ilka Mentzen von der Stadtbücherei auf der Lesetreppe, umgeben von vielen kleinen „Lesemäusen“, die ihr gebannt zuhören und ihr dabei über die Schulter in die bunten Seiten schauen.

 

Ganz offensichtlich haben alle Beteiligten großen Spaß an den Geschichten, die der „Kleine Wassermann“ im Frühling in seinem Mühlenweiher so erlebt, das kann kein anderes der von Ilka Mentzen noch ausgesuchten Bücher mehr toppen – lieber möchten die Kinder schon gleich etwas basteln, als noch eine andere Geschichte hören. Aber auch darauf ist Ilka Mentzen gut vorbereitet – sie hat sich zum Vorlese-Thema „Wenn die ersten Knospen sprießen – Frühlingsgeschichten“ etwas ganz Besonderes ausgedacht: Die Kinder sollen selbst etwas „sprießen“, also wachsen lassen. Auf dem mit einer Basteldecke gut geschützten Tischen neben der Lesetreppe steht schon ein viereckiges Paket mit kleinen grünen Pflänzchen drin. „Wer weiß was das ist?“, fragt die Vorleserin in die Kinderrunde. „Kresse!“, wissen die Kinder natürlich sofort. „Und was macht man damit?“ – „Die kann man essen!“, ist den meisten klar. Ilka Mentzen packt ihre Tasche aus und stellt kleine, leere Quarktöpfchen aus Plastik, eine große ehemalige Weingummi-Dose, die mit Erde gefüllt ist, ein paar Löffel, einen Salzstreuer und eine kleine gelbe Gießkanne auf den Tisch. „Das habe ich für euch mitgebracht, damit wir hier heute selbst Kresse aussäen können und ihr zu Hause dann beobachten könnt, wie sie wächst“, erklärt Mentzen den Kindern.
Und schon gleich wird mit den Löffeln eifrig Erde in die Quarktöpfchen geschaufelt und fest angedrückt. Eine kleine Tüte mit Kressesamen hat die Vorleserin auch mitgebracht. „Hier in der Tüte sind Kressesamen drin – und hier im Salzstreuer auch, hört ihr? Die habe ich für euch da rein getan, damit ihr es leichte habt, sie gleichmäßig auszustreuen“ erklärt sie den Kindern. Während die einen also Kressesamen aus dem Salzstreuer auf die Erde in den kleinen Töpfchen streuen, schauen sich die anderen die schon gewachsene Kresse-Pflanzen mit Mentzen einmal genauer an: „Seht ihr, hier kann man noch die braune Hülle vom Samen sehen, und das weiße hier sind die Wurzeln. Wer mag mal probieren?“ Natürlich wollen fast alle Kinder probieren.
Einer der kleinen Jungen hat einen anderen Plan: „Die lasse ich ganz groß wachsen“, erklärt er bestimmt. Und tatsächlich, die Vorleserin kann es mit einem Bild in einem Buch beweisen: lässt man Kresse einfach weiter wachsen, kann sie bis zu einem Meter hoch werden, sie bekommt dann kleine weiße Blüten. „Nur meistens wird sie nicht so hoch, weil sie vorher aufgegessen wird“.
Seit mehr als zwei Jahren liest Ilka Mentzen ehrenamtlich auf der Lesetreppe der Hattersheimer Stadtbücherei. „Es ist einfach eine schöne Sache mit den Kindern hier – und ich lese eben unheimlich gerne vor, das habe ich bei meiner Tochter früher auch gemacht“, erklärt sie, „da melde ich mich gerne immer mal wieder, wenn interessante oder schöne Themen auf dem Programm stehen! Der Freitagnachmittag eignet sich gut für’s Vorlesen in der Stadtbücherei, weil dann auch Markt ist – einige Eltern bringen ihre Kinder zum Vorlesen und gehen dann selbst mal über den Markt was einkaufen.“
Die Leitung der Hattersheimer Stadtbücherei sucht über das ganze Jahr verteilt passende Themen aus, zu denen alle zwei Wochen um 15 Uhr auf der Lesetreppe den Kindern dann etwas vorgelesen wird, anschließend wird zum Thema passend noch gebastelt. „Wer gerne Kindern im Alter von fünf bis acht Jahren vorliest, kann sich gerne bei uns melden – es sind noch einige Vorlesetermine für unsere Lesemäuse auf der Lesetreppe in diesem Jahr frei“, bietet Büchereileiterin Monika Wystrach an. Man erreicht sie in der Stadtbücherei unter der Telefonnummer 06190/93450 zu den Öffnungszeiten Dienstag 16 bis 19 Uhr, Mittwoch bis Freitag 15 bis 18 Uhr und Samstag 10 bis 13 Uhr oder per Email an monika.wystrach[at]kulturforum[dot]de .
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