„Wow – wie macht man das denn?“

Figurentheater „Die gestiefelte Katze“ fasziniert Kinder im Posthofkeller

Figurenspieler Daniel Wagner vom Berliner Theater Zitadelle begeisterte und verblüffte mit seinem Stück „Die gestiefelte Katze“.?(Foto: A. Kreusch)

 

HATTERSHEIM (ak) – In diesem Jahr zeigte das Festival „Starke Stücke der KulturRegion FrankfurtRheinMain“ – ein Netzwerk aus kommunalen und privaten Veranstaltern, dem auch das Kulturforum Hattersheim angehört – im Hattersheimer Posthofkeller die international herausragende Theaterproduktion „Die gestiefelte Katze“ des Theaters Zitadelle aus Berlin: Ein spannendes, berührendes, mitreißendes und von Daniel Wagner (und seinen Figuren) wunderbar gespieltes, im wahrsten Wortsinn „starkes Stück“.

 

Insgesamt werden während des diesjährigen Festivals an etwa 30 Spielorten 80 bis 90 Vorstellungen für alle Altersgruppen angeboten, zusätzlich bieten Diskussionsrunden und Inszenierungsgespräche Gelegenheiten zum Austausch zwischen Künstlern, Publikum, Eltern, Pädagogen und Veranstaltern.
Im Vorfeld fanden in mehreren Hattersheimer Kindertagesstätten im Rahmen des theaterpädagogischen Begleitprogramms „Kinder erforschen Theater“ Workshops für Kindergruppen statt. Die Workshops sollen die Freude der Kinder an den Vorstellungen vertiefen und ihnen Zugänge zur Theaterkunst schaffen (wir berichteten). Während des Festivals Starke Stücke sollen Kinder und Jugendliche unabhängig von ihrem sozialen und kulturellen Hintergrund erreicht und für die Theaterkunst begeistert werden.
Im Posthofkeller erlebten die Hattersheimer Kinder am letzten Freitag ein packendes und sehr unterhaltsames Figurentheater, in dem der Puppenspieler selbst die „zweite Hauptrolle“ übernommen hatte: Er spielte neben der Katze den Müllersohn, der sie (noch als Kater) von seinem Vater geerbt hatte. Als „Fritz“ oder „Friedrich, wie mein Vater mich nannte“, erzählte er mit lustigem Berliner Dialekt zusammen mit seinen Figuren, die alle natürlich eine ganz eigene Stimme und Sprache hatten. In einer sehr gut, spannend und akzentuiert „beleuchteten“ Inszenierung erzählte er seine zwar ziemlich unwahrscheinliche und unglaubliche, dafür aber wirklich „zauberhafte“ Geschichte, in der die „Gestiefelte Katze“ ihm dazu verholfen hatte, zum reichen Zauberer, der zwar noch „üben“ muss, und zum Gatten der Prinzessin zu werden.

Mitfiebern und lachen
Dass dabei die Größenverhältnisse zwischen ihm als Müllersohn oder als Schuster, der Katze und den Figuren gar nicht stimmten, dass die Kutsche keine Pferde hatte, dass der See einfach ein blaues Tuch auf einem alten Kinderstuhl war – all das störte niemanden. Die durch das Spiel angeregte Fantasie ließ die Kinder und auch die Betreuerinnen mit in das Stück eintauchen und an jeder Stelle mitfiebern. Man half bei den gut überlegten Schwindeleien der schlauen Katze sogar gerne mit. Dass zwischendrin die Katze mit ihren neuen Stiefeln den „Zauber“ des Schuhwerkes mit Discomusik zu spüren bekam oder Fritz „vom Klo“ aus anwies (das Geräusch der Klospülung „bewies“ das), einfach mal weiterzuerzählen, fanden die Kinder ganz super. „Das war witzig!“ flüsterte man sich im dunklen Zuschauerraum kichernd zu.
Überhaupt war durchgehend eine sehr aufmerksame und gespannte Stimmung im jungen Publikum, sogar als die Bühne zur „Schattenspiel-Arena“ wurde, in der die clevere Katze den bösen Zauberer „Sagrotan“ dazu brachte, sich in eine Maus zu verwandeln und ihn dann als bedrohlicher Schatten verschlang. „Wow – wie macht man das denn?“ wurde staunend angesichts der aufregenden, aber auch poetischen Bilder geflüstert.
Natürlich war der Beifall groß – ein bisschen schade war es, dass der Künstler so schnell von der Bühne „verschwand“, bestimmt hätten die Kinder ihn noch gerne länger beklatscht und vielleicht auch das eine oder andere gefragt. Aber vielleicht konnte ja die Nachbereitung mit den Workshop-Leiterinnen des Festivals Starke Stücke, die nach den Aufführungen noch in den Kitas stattfanden, die Neugier der Kinder stillen.

 

 

 

 

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