Hochzeit zu dritt

Die bisherigen drei katholischen Kirchengemeinden bilden seit 1. Januar 2012 eine große Pfarrei

HATTERSHEIM/OKRIFTEL/EDDERSHEIM (ku) – Die Katholiken der drei Hattersheimer Stadtteile sind seit dem 1. Januar 2012 unter einem gemeinsamen Dach vereint.

 Die neu gegründete Pfarrei St. Martinus umfasst die Pfarrkirche St. Martinus in Hattersheim (die auch als „Dom des Maingaus“ bezeichnet wird) und die Ortskirchen Christ-König in Okriftel und St. Martin in Eddersheim. Die drei bisher selbständigen Kirchengemeinden wurden aufgelöst. Ganz freiwillig kam diese Fusion nicht zustande, sie erfolgte nach vielfältigen Diskussionen und intensiven Verhandlungen durch ein Dekret des Bischofs von Limburg Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst vom 15. Dezember 2011. Gefeiert und besiegelt wurde das Ereignis am Dreikönigstag in der Christ-König-Kirche in Okriftel durch einen festlichen Gottesdienst, ein Pontifikalamt mit dem Limburger Weihbischof Dr. Thomas Löhr sowie einem anschließenden Neujahrsempfang im Jugendheim.

Sowohl Weihbischof Löhr in seiner Predigt als auch Pfarrer Franz Lomberg in seiner Ansprache beim Neujahrsempfang betonten ausdrücklich, dass keinesfalls das religiöse Leben, wie es bisher in den drei Gemeinden so erfolgreich geführt und von vielen ehrenamtlichen Kräften gestützt worden sei, durch die Fusion beeinträchtigt oder gefährdet werden solle. Im Gegenteil, man hoffe darauf, dass zusätzliche Kräfte frei würden für Aufgaben, die jede einzelne Gemeinde für sich gar nicht mehr leisten könne. Man denke hierbei, so Löhr, an die drei Säulen der kirchlichen Arbeit: Verkündigung, Liturgie, Caritas. Der Gemeindezusammenschluss sei eine logische Folge der intensiven, guten und konstruktiven Zusammenarbeit der drei Gemeinden in den zurückliegenden Jahren, betonte Pfarrer Lomberg, und daher abgesehen vom bischöflichen Dekret auch durchaus gewollt. Als gutes Beispiel könne der neugewählte Pfarrgemeinderat (PGR) gelten, der sich in gleich starker Besetzung aus allen drei Gemeinden trotz unterschiedlicher Gemeindegröße jetzt konstituiert hat. PGR-Vorsitzender ist Hermann-Josef Häb. Auch der gemeinsame Verwaltungsrat wurde neu gebildet und muss nun als wichtigste Aufgabe die Neubau- beziehungsweise Erweiterungspläne für die beiden Kindertagesstätten in Eddersheim und Hattersheim in Angriff nehmen. Seitens der Kirchengemeinde und des Bistums besteht ein hohes Interesse an der schnellstmöglichen Realisierung.
Hoffnungen und gute Wünsche
Weihbischof Dr. Thomas Löhr, der im bischöflichen Ordinariat federführend für die pastoralen Planungen zuständig ist, habe mit seinen Mitarbeitern den Fusionsprozess begleitet und wisse auch um die Sorgen, Fragen und Bedenken hinsichtlich einer geplanten Großpfarrei, sagte Lomberg. Er verschwieg auch nicht, dass nicht alle ehrenamtlichen Mitarbeiter die jetzige Fusion mitgetragen hätten; es habe Enttäuschungen und Verletzungen gegeben, für die er Verständnis habe. Er hoffe aber auf Versöhnung.
 Im Zeichen der in Hattersheim seit vielen Jahren praktizierten Ökumene zeigten auch die drei evangelischen Kirchengemeinden ihr Interesse, vertreten durch Pfarrer Gerd Döring, Pfarrerin Elisabeth Heilmann und Pfarrerin Christine Lohrum-Zahradnik. Letztere überbrachte gute Wünsche im Namen aller drei evangelischen Gemeinden. Die Pfarrerin verglich die Fusion mit einer Hochzeit und meinte, dass die evangelischen Gemeinden diesem Beispiel wohl nicht so bald folgen würden. Im Bilde bleibend, sagte sie: „Wir ziehen dann erstmal zusammen“, und erntete damit wohlwollende Heiterkeit.
Die gute Zusammenarbeit mit den kommunalen Gremien wurde durch die Anwesenheit von Bürgermeisterin Antje Köster unterstrichen. „Die Stadt Hattersheim hat durch den Zusammenschluss mit den Gemeinden Eddersheim und Okriftel vor Jahren den Weg bereits vorgezeichnet, und ich hoffe, dass nun durch die kirchliche Fusion die Stadt noch ein wenig besser zusammenwächst“, sagte die Bürgermeisterin. Bei der Gelegenheit überreichte sie den Ehrenbrief des Landes Hessen an Bernhard Jobst für jahrzehntelange ehrenamtliche Verwaltungsarbeit in den synodalen Gremien der Gemeinde St. Martin in Eddersheim.
 
Auf die Ehrenamtlichen angewiesen
Für die neue Pfarrei in Hattersheim gilt: Die Traditionen in den Ortskirchen sollen erhalten bleiben und weitergeführt werden. Das seelsorgliche Spektrum wird wie bisher vom Pastoralteam gewährleistet; Pfarrer Franz Lomberg, Diakon Andreas Boßmeyer, Pastoralreferentin Juliane Schaad und Pastoralreferent Dr. Sebastian Schneider sorgen dafür, dass das Gottesdienstangebot in allen drei Kirchen aufrechterhalten werden kann. Als priesterlicher Mitarbeiter hilft dabei Yves Trocheris, der an seiner Promotion arbeitet und im ehemaligen Pfarrhaus in Okriftel wohnt. Auf die Ehrenamtlichen sowie auf die Vereine, Gruppen und Ausschüsse ist die neue Pfarrei mehr denn je angewiesen. So zählte Pfarrer Lomberg einige der wichtigen Aufgaben auf, die von Ehrenamtlichen geschultert werden: Baumaßnahmen, Renovierungsarbeiten, Umweltmanagement, Jugendarbeit, Ökumene. Allen, die sich in irgendeiner Weise in das kirchliche Leben eingebracht haben und es weiterhin tun, angefangen vom ehrenamtlichen Kirchputz über die Mithilfe im Kirchenladen, das Singen in den Chören bis hin zu den Beratungsgremien, sagte der Pfarrer ein herzliches „Vergelt’s Gott“.
Beim festlichen Pontifikalamt konnte man die Verbundenheit der bisher selbständigen Kirchengemeinden spüren. In der fast vollbesetzten Kirche war das Pastoralteam um Weihbischof Löhr am Altar versammelt. Die Schar der Messdiener und Liturgiehelfer setzte sich aus allen drei Gemeinden zusammen, dazu kamen die Vertreter der Vereine und Verbände mit ihren Bannern. Zur musikalischen Gestaltung trugen die Kirchenchöre aus St. Martinus und St. Martin (verbunden zu einem Großchor unter Leitung von Dirigent Christian Förch) und die Männerschola von Christ-König bei.
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