Neujahrsempfang beim Liederkranz

150-jähriges Jubiläum des Gesangsvereins mit einer Reise durch die Vereinsgeschichte

EDDERSHEIM (ak) – Mit einem festlichen, fröhlichen und nicht nur musikalisch beschwingten Neujahrsempfang begann am letzten Sonntagmorgen das Festjahr zum 150-jährigen Bestehen des Gesangsvereins Liederkranz-Eintracht Eddersheim am Main e.V. im Vereinssaal der Eddersheimer Bürgerstuben.

 

An mit goldfarbenen Decken und sehr edlen, schönen weißen Rosengestecken geschmückten Tischen konnte der durch das Programm führende 2. Vorsitzende des Vereins, Dr. Achim Kopf, zahlreiche Vertreter von Hattersheimer, Okrifteler und Eddersheimer Vereinen, Parteien und Kirchen begrüßen, auch der Präsident des Hessischen Sängerbundes war unter den Gästen.
Mit den Liedern „Hör in den Klang der Stille“ von Lorenz Maierhofer und „Petersburger Schlittenfahrt“ zeigte zunächst der Gemischte Chor des Gesangsvereins, mit welcher Begeisterung, wie souverän und wie beschwingt in dem traditionsreichen Verein auch heute noch gesungen wird. Dirigent Holger Schütz bietet dem Publikum nicht nur musikalisch mit seiner Chor-Begleitung am elektrischen Piano, sondern auch mit seiner frischen Moderation sehr gute Unterhaltung, der Chor erhält zu recht sehr viel Beifall.
Als erste Festrednerin würdigte die Hattersheimer Bürgermeisterin Antje Köster die „unglaubliche Tradition“, die sich der Verein bewahrt habe und die ehrenamtliche Arbeit, die dort geleistet wird. „Vereine tragen einen großen Teil dazu bei, dass ein Ort zusammenhält, sie haben eine wichtige Aufgabe in Zeiten von Technik und Internet – liebe Frau Wolf, sie machen einen tollen Job!“, lobte die Bürgermeisterin und überreichte der 1. Vorsitzenden des Liederkranzes, Renate Wolf, einen Taktstock für die weitere erfolgreiche Führung ihres Gesangsvereins.
Auch der Vorsitzende des Hessischen Sängerbundes, Claus-Peter Blaschke, dankte allen, die sich für den Gesangsverein Liederkranz engagieren. Er lobte das Ambiente und die Atmosphäre der morgendlichen Feier in Eddersheim. Ganz offensichtlich fühlte er sich sehr wohl, er hatte die Freude am Singen bei den Vorträgen des Gemischten Chores bemerkt. „Singen bringt Wärme in die Gesellschaft“ stellte er fest, aber auch „Sänger dürfen ruhig mutig sein – Rezepte, von vor 40 Jahren können heute nicht mehr wirken, weil sich die Zeit geändert hat!“ Sätze wie „das ham wir noch nie so gemacht“ oder „das ham wir immer so gemacht“ seien „Totschlagsargumente“, denn: „Ihren Verein würde es nicht geben, wenn die Gründer auch so gedacht hätten!“ Er führte weiter aus, da in den Chorvereinen nachgedacht wird und „Utopien“ entwickelt werden, gäbe es seit 15 Jahren wieder Steigerungen in den Mitgliederzahlen und zwar „weil man sich an denen orientiert, die singen wollen und nicht an den Funktionären“. Neben den Ehrungsurkunden für den Gesangverein Liederkranz vom Deutschen Sängerbund und vom Hessischen Sängerbund überreichte Claus-Peter Blaschke nach dem „für jeden Veranstalter so wichtigen Griff mit der rechten Hand in die linke Brusttasche“ auch Umschläge mit Schecks zur Aufstockung der Vereinskasse, die in einem solchen „kostspieligen“ Jubiläumsjahr gerne gesehen werden.
Das der Gesangsverein Liederkranz-Eintracht seine Mitglieder seit vielen Jahren nicht nur zum Singen, sondern auch zum Tanzen bringt, bewiesen nach dieser sehr unterhaltsamen Rede zunächst die „Sugar Babies“ mit einem einfallsreichen und effektvollen „Zombie-Dance“, für den sie viel Beifalle erhielten.
Die 1. Vorsitzende des Gesangsvereins Liederkranz-Eintracht Eddersheim, Renate Wolf, ging in ihrer Festrede auf die lange Geschichte des Vereines ein. Amüsiert hörten die Gäste, dass in der ersten Satzung des am 17. Februar 1863 von neun Männern gegründeten Vereines „Liederkranz“ festgelegt war, dass Leute, die „zum Singen untauglich“ waren, nach einer Entscheidung des „Direktors“ nur „Ehrenmitglieder“ werden durften und als solche zwar „dieselben Rechte wie die aktiven Mitglieder“ hatten, aber nicht mitsingen „durften“. Unentschuldigtes Fernbleiben von der Singstunde zog damals Strafgelder und unter Umständen gar den Ausschluss aus dem Verein nach sich. Der Namens-Teil „Eintracht“ des Vereins geht auf den ein Jahr zuvor in Eddersheim gegründeten Turnverein zurück, dessen „Gesangsabteilung“ sich 1933 mit dem „Liederkranz“ zum jetzigen Gesangsverein zusammenschloss. Um 1953 hatte der Verein immerhin etwa 60 aktive Sänger.
Die Anteilnahme an Erfolgen ihres Gesangsvereines war früher bei den Eddersheimern sehr groß. „Zeitzeugen haben berichtet, dass zu auswärtigen Auftritten sogar Brieftauben mitgenommen wurden, die mit den erfreulichen Nachrichten über erhaltene Preise oder Pokale nach Eddersheim zurückflogen und es so möglich machten, dass die Sänger bei ihrer Rückkehr von einer Musikkapelle am Bahnhof erwartet werden konnten“, erzählte Renate Wolf von vergangenen Zeiten. Erst im Jahr 1975 wurde beim Gesangsverein beschlossen, dass auch Frauen mitsingen dürfen, seitdem gibt es den Gemischten Chor. Da es dem Verein trotz großer Bemühungen nicht gelang, Eddersheimer Bürger zum Mitsingen in diesem Chor zu gewinnen, wurde 2009 der Gospelchor „Gospel4Fun“ ebenfalls unter der Leitung von Holger Schütz gegründet, der sich großer Beliebtheit erfreut und mittlerweile rund 50 aktive Mitglieder hat.
Schon im Jahr 2007 wurde ein Kinderchor gegründet, der mittlerweile in drei Altersgruppen – alle unter der Leitung von Beate Müller – singt: der „Zwergenchor“, das „Liederkränzchen“ und die „Funky Voices“. Besonders stolz ist Renate Müller darauf, dass ihr „Liederkränzchen“ und ihre „Funky Voices“ schon bei großen Auftritten mit Andrè Rieu, der Kelly Family und beim Abba-Musical auf den Bühnen der Jahrhunderthalle und der Festhalle standen. In Hattersheim gut bekannt sind auch die Tanzgruppen des Gesangsvereins: Seit 1971 gibt es die „Candy Girls“, seit mehr als 40 Jahren die „Sugar Babies“, seit 2007 auch noch die „Sweetie Stars“ – alle diese Sing- und Tanzgruppen treten auch gerne auf Familienfeiern oder anderen Veranstaltungen auf, der Verein freut sich über Anfragen.
Bei den „Kümmeldrescher-Fastnachtssitzungen“ sind auch das Männerballett „Crazy Dancers“ und die „Honey Ladies“ seit vielen Jahren beliebte Programmpunkte. Mit den Worten: „Unser Verein hat in den letzten 150 Jahren viele Erfolge erzielt – Pokale, Auszeichnungen und Urkunden zeigen, dass es sich lohnt, bei uns mitzumachen und die Zukunft des Gesangsvereins Liederkranz-Eintracht zu sichern, damit wir vielleicht weitere Jubiläen feiern können. Wir werden uns bemühen, mit Angeboten für Musik und Tanz unsere Mitmenschen auch weiterhin zu begeistern“, schloss Renate Wolf ihre Festrede und leitete zu einer Diashow mit einer „Reise durch die Vereinsgeschichte“ über, während der sich manch ein Gast selbst in jüngeren Jahren erkannte und während der viel gestaunt und gelacht wurde.
Nach einem mitreißend besinnlichen Auftritt des Chores „Gospel4Fun“ mit „Oh happy day“ und „Down to the river to pray“ fand sich eine lange Schlange von Gratulanten aus befreundeten Vereinen vor der Bühne ein, viele liebe und anerkennende Grußworte wurden gesprochen und einige Präsente wurden aus „linken Brusttaschen“ gezogen.
Den krönenden Abschluss des Jubiläums-Neujahrsempfanges des Gesangsvereins Liederkranz-Eintracht Eddersheim bildete ein temperamentvoller Auftritt der in wunderschöne „Zigeuner-Kostüme“ gekleideten „Candy Girls“, bei dem sofort eifrig mitgeklatscht wurde.
Dr. Achim Kopf verabschiedete die Gäste mit den schmunzelnden Worten: „Die hysterischen Schreie aus dem Publikum zeigen – es hat ihnen gefallen!“, und lud alle zu den weiteren Veranstaltungen im Jubiläumsjahr – deren nächste die „Kümmeldrescher-Sitzung“ am 2. Februar ist – herzlich ein.
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