„Okriftel, du bist ein Juwel!“

Carneval Club Mainperle – 55 närrische Jahre wurden in Okriftel gebührend gefeiert

Das Damenballett „Magic Pearls“ des CCM bot in diesem Jahr einen zauberhaften Tanz ganz in blau.

 

OKRIFTEL (ak) – Für die Zeit der vier Jubiläums-Sitzungen des Okrifteler Carneval Clubs Mainperle (CCM) glänzte das Haus der Vereine in den letzten Wochen wunderbar in Rot und Gold: schon vor dem Eingang wurden die Sitzungsgäste von drei beleuchtet, strahlend im Wind tanzenden Vereinsflaggen empfangen. Im Saal hatte man die Decke und die Wände mit breiten Stoffbahnen in den Vereinsfarben dekoriert, die Bühne mit den Sitzplätzen des Elferrates war mit dem großen rot-goldenen Vereinswappen geschmückt und von hunderten roter und goldener Luftballons umrahmt.

 

Fast alle Gäste –unter ihnen viele Honoratioren der Stadt und der Vereine – kamen kostümiert und glitzerten bunt und vergnügt, etwa als „Arielle“, als „Römer“, „Matrosen“, „Engelchen“ oder „galante“ Damen und Herren früherer Zeiten, der Fastnachts-Show entgegen.
Sitzungspräsident Axel Knauber wies in seiner Begrüßung alle noch einmal auf das Jubiläum und die Grundsätze des Vereines hin: „Fünf mal elf Jahre Fassenacht – vom CCM mit Herz gemacht! Nicht nur die Pressefreiheit, auch die Narrenfreiheit lassen wir uns nicht nehmen!“
Nachdem die CCM-Sänger „Haste Töne“ das Publikum gleich schwungvoll mit dem „Ruckizucki“-Hit aus vergangenen Zeiten in Stimmung gebracht hatten, stand schon der Stolz des Vereines auf der Bühne: die „Coole Chaos Meute“ (CCM), der Nachwuchs des Okrifteler Carneval-Vereins, beeindruckte mit einer witzigen „Reise um die Welt“. Adrian Becker suchte seine Freunde Nick Heuser, Timo Heuser, Philipp Heyden, Enrique Nied und Mike Stellwagen in Bayern, Griechenland, Brasilien und bei den Indianern – dabei traf er auf „Costa Cordalis“, „Conchita Wurst“ und den „Häuptling bekiffter Adler“. Die Mädchen des Mini-Balletts „Mini Stars“ und des Kinderballetts „Lollipops“ wirbelten zwischendurch über die Bühne. Wieder in Okriftel angekommen, hat Adrian einen Bart und passt so wunderbar in das inzwischen komplette Team, um mit ihm als „YMCA“-Mannschaft den Gästen im Saal so richtig närrisch einzuheizen.
Dass sich auch immer wieder „Ortsfremde“ unter das Publikum beim CCM mischen, merkte man daran, dass Axel Knauber mit allen zunächst die korrekte Antwort auf die Frage „Wollen merr‘n eroi losse?“ üben musste: in Okriftel heißt das natürlich nicht einfach „Ja!“, sondern eben kräftig „eroi mit em!“ So in den Saal gelockt, erzählte Tim Fischer, warum er vom Schornsteinfeger zum Skilehrer umgeschult hat und was er mit seinen (Okrifteler) Gästen in den Bergen so alles erlebt – da sollen sogar „solche mit Narrenschellenstöcken“ statt Skistöcken dabei gewesen sein, ebenso ein Senior mit Skibrettern aus Holz: „der Helm noch aus Leder – gestatten, ich heiß Tannenberger, mich kennt hier jeder!“
Die „Okrifteler Hofsänger“ wird die CCM-Gesangsgruppe „Haste Töne“ auch immer wieder genannt, und das völlig zu Recht. Mit (Liebes-) Liedern auf des „goldisch Dorf am Maa“ brachten sie die Sitzungsgäste im „lustigsten Dorf“ sofort zum Schunkeln, Mitklatschen und Mitsingen, weil: „zappzarapp – in Okriftel geht eben immer etwas ab!“
„Fast heimatlos“ und „halb verhungert“ schleppten sich dann Adrian Becker und Philipp Heyden noch einmal in die Bütt, sie beklagten humorvoll das Schicksal von in der Fastnachtszeit von ihren feiernden Eltern „völlig vernachlässigten“ Jugendlichen. Dass ihnen bei Sätzen wie „dabei sind die fast fünfzig – also fast tot“ „erboste“ Drohrufe aus dem Saal und vom Eltern-, pardon, Elferrat auf der Bühne entgegenschallten, ignorierten sie ziemlich mutig, wie „Okrifteler Buben“ halt so sind.
Nach einem schwungvollen, gekonnten Tanz der schön anzuschauenden CCM-Garde „Cascadas“ zum modernen Song „Ein Hoch auf uns“ kam der Mann mit der Kanonenkugel auf die Bühne: Axel Knauber kommentierte die Ereignisse des vergangenen Jahres wieder als „Baron von Münchhausen“. Selbstverständlich ging er dabei nicht nur auf die Fußball-WM („Deutschland hat sich weltgemeistert!“) ein, auch die Akteure von Korruptionsskandalen, der Icewater-Challenge, beim Berliner Flughafen und in den Banken wurden von ihm auf die Schippe genommen. Ebenso philosophierte er gekonnt sprachkünstlerisch über „kleine dicke lange dünne“ und die „faire Sprache“. Selbstverständlich hatte er auch die Dinge in Okriftel genau beobachtet, so wusste er zu berichten, dass nach einem „Stromausfall beim Wäldchesfest“ ein gewisser „Wolfgang D.“ stundenlang im Auto-Scooter festgesessen habe und dass die Stadt in Zukunft wieder mehr sparen kann: „das ist fein – es kommt die Maut für Eddersheim!“
Mit einer fulminanten Show verabschiedeten sich die beliebten Akteure der CCM-Gruppe „Pfund Mehl“ in diesem Jahr von der Fassenachts-Bühne. Sie katapultierten sich mit Blitz und Knall zurück in die Anfangszeiten in der Okrifteler Radfahrerhalle und in die Zukunft des „Jahres 2111“, wo sie in einer verstaubten, auffällig rot beleuchteten Hattersheimer Stadthalle auf den immer noch –wenn auch im leicht zerrupften weißen Anzug – inzwischen sogar „interplanetarisch närrisch“ geehrten „Günter Tannenberger“ trafen. Auch wenn der Humor und Witz von „Pfund Mehl“ wieder alle mitriss und mühelos zum Lachen brachte, schwang doch jede Menge Wehmut mit, als schließlich die Zugabe, die „Okrifteler Hymne“, zusammen gesungen wurde: „Okriftel hier am schönen Main, hier leben wir, hier woll‘n wir sein – du bist die Heimat von Pfund Mehl: Okriftel, du bist ein Juwel!“
Das Teenie-Ballett des CCM „Las Estrelas“ half, den Kummer über den Abschied von „Pfund Mehl“ mit einem schön choreographierten und vorgetragenen Tanz zu schwungvoller Musik zu überwinden. Auch die CCM-Aktive Christel Käck beschäftigte sich in diesem Jahr in ihrem Vortrag mit dem Familienleben von Fastnachts-Narren: sie schilderte mit humorvoll markanten Worten ihr Zusammenleben mit einem „Kommitäter“ und ihre tiefen Einblicke in die Fassenachts-Vorbereitungszeit. Dass sie nach ihrer Büttenrede das „Comeback des Jahres“ erleben durfte, brachte sie fast ein bisschen aus der Fassung: die „Bube“ von „Pfund Mehl“ brachten ihr zum Abschied ein Ständchen: „Du bist die Mutter vom Pfund Mehl – du warst immer für uns da, für uns bist du einfach wunderbar!“
Die – natürlich nach dem Elferrat! – „zweitschönsten Männer des Abends“, das Männerballett „Die Nachteulen“ des CCM, rockten anschließend mit pinken Punkten, Petticoats und blonden Locken um „John Travolta“ in der schwarzen Lederjacke tanzend die Bühne. Als Doktor „humoris causa“ kam Stefan Käck zum guten Schluss „aus den Katakomben“ des Hauses der Vereine in den Saal, um gleich einmal die Gelegenheit zu nutzen, Bürgermeisterin Antje Köster die Herztöne abzuhören. Sehr zum Vergnügen des Publikums nahm er etwa die „Wehwehchen“ des Elferrates aufs Korn. Dabei ließ er Bilder vom „drei Zentner-Tarzan in Schießer Feinripp“, von der Leuchtwirkung, die Phosphor an bestimmten Körperstellen entwickelt, von Männern, deren Porträt-Fotos aus der Luft geschossen werden müssen und die ihr Hemd aus Platzgründen auf der Straße bügeln, vor den inneren Augen der bald atemlos lachenden Sitzungsgäste entstehen. Die Schilderung der „schwierigen OP“, in der er „Günter T. aus O., dem Imperator des CCM“ die festgewachsene Narrenkappe vom Kopf operierte, strapazierte die Zwerchfelle der Sitzungsgäste. Auch dass Antje Köster ihn konsultiert hatte, weil sie sich „die Finger im Schutzschirm geklemmt hatte“ verriet er ganz offenbar gerne.
Mitten zwischen den Zuschauerreihen begann der zauberhafte, schön mit Licht in Szene gesetzte Tanz mit großen, zarten blauen Tüchern, mit dem das Damenballett, die „Magic Pearls“ des CCM, das Sitzungspublikum in diesem Jahr begeisterten, bevor alle Aktiven zusammen den Abschluss des Abends in einem rauschenden Finale feierten.
CCM im Fernsehen von HR 3
Dass ein Fernseh-Team des Hessischen Rundfunks vor kurzem im Haus der Vereine in Okriftel Probeaufnahmen von Aktiven des CCM gemacht hat, hat eine längere Vorgeschichte: angefangen hat alles mit einer –natürlich geheimen! – Bewerbung des Vereinsvorstandes für ein neues Format von einer Karnevalssendung im Hessischen Rundfunk “Hessens bester Kappen-Klub – der große Wettstreit der Fastnachtsvereine“.
Dazu wurde der Verein auch in seinem Domizil am Mühlgraben von einem Kamera-Team besucht. „Es wurde auch schon ein Opener gedreht, in dem unser Verein, sein Gelände und unsere Aktiven vorgestellt werden“, verrät Markus Heuser, der Pressesprecher des CCM. Aus zahlreichen Hessischen Vereinen wurde dann der CCM zusammen mit vier anderen Clubs für die erste Sendung, die am Samstag, 14. Februar, um 20.15 Uhr (Wiederholung am Dienstag, 17. Februar, um 23 Uhr) auf HR 3 ausgestrahlt wird, ausgesucht. Die Vereine bekommen in der von Simone Kienast und Jens Kölker moderierten Sendung jeweils 20 Minuten Zeit, um eine kompakte und komplette Kappensitzung – mit Sitzungspräsident, Büttenrede, Tanz und Gesang – zu präsentieren. Am Ende entscheiden die Vereine (jeder Club kann 50 „Fans“ zur Aufzeichnung mitbringen) und eine prominente Jury, bestehend aus Comedian Johannes Scherer, der Sängerin Antonia aus Tirol und dem Choreografen Markus Schöffl, wer zu Hessens bestem Kappen-Klub 2015 gekürt wird.
Der CCM wird mit seiner „Coolen Chaos Meute“, mit seiner Garde „Cascadas“ und mit seinen Sängern „Haste Töne“ zu dem Fernseh-Wettkampf antreten. Um den Titel kämpfen neben dem CCM folgende Vereine: der „Karneval Klub Disharmonie 1989 Heusenstamm“, die „Katholischen Karnevalisten Mühlheim“, der „Niederkalbacher Carneval Verein“ und die „Turngemeinde 08 Ober-Roden“.
Wir drücken die Daumen für den CCM!

 

 

 

 

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