Schunkelnd durch das Narrenmeer

Wilde Weiber Okriftel: Freche Narren und heiße Tanzeinlagen bringen den Ozean zum Kochen

OKRIFTEL (idl) – „Eine Seefahrt die ist lustig“ dachten sich die Freundinnen der Okrifteler Fastnacht und luden in diesem Jahr unter dem Motto „Ahoi !! Leinen los bei den WWO’s“ zur Kreuzfahrt durch närrische Gewässer ein.

Am vergangenen Wochenende legten die „Wilden Weiber Okriftel“ zweimal ausgesprochen frohgelaunt mit ihrem zum Narrenschiff umfunktionierten Vereinshaus ab. Mit an Bord war so ziemlich alles, was sich auf oder im Meer tummelt, wie zum Beispiel Matrosen und Kapitäne sowie Meerjungfrauen und Wassernixen in ausgesprochen phantasievoller Kostümierung. Nicht minder abwechslungsreich gestaltete sich das Bordprogramm der „MSS WWO“. Sitzungspräsidentin Mary Gutmann und ihre Crew hatten im Vorfeld – wie gewohnt – hervorragende Arbeit geleistet.

Die wenigen Herren, die sich an Bord tummelten hatten Serviceaufgaben zu erbringen. Als Kulissenschieber, Kellner, Aktive und Musikanten waren sie einzig und allein für die Unterhaltung der Damenwelt zuständig. Die Damensitzungen der WWO gehören seit Jahren zu den erfolgreichsten Veranstaltungen der Kampagne. Karten sind in der Regel schon vergriffen, eher sie überhaupt in Druck gehen. Wer eine ergattert hatte, konnte sich glücklich schätzen, denn die Programmfolge las sich wie ein „Who is who“ des mittelrheinischen Karnevals. Selbst der Hausmeisterposten wurde von einem prominenten Vertreter des gepflegten Humors besetzt. Niemand Geringeres als der „Begge Peder“, seines Zeichens „Hessens he(ä)sslichster Hausmeister“, sorgte für einen knalligen Auftakt der gut fünfstündigen Damensitzung. „Bin ich hier auf einer Rassekatzenausstellung“, begrüßte er genial schnoddrig sein ausnahmslos weibliches Publikum und sorgte unter anderem mit der Schilderung eines Hosenkaufs für reichlich gute Stimmung im Saal. Für reichlich Bewegung sorgte der gänzlich uneitle Zeitgenosse, als er als Choreograf mit den Damen auf seine unvergleichliche Art den Hit „That’s the way i like it“ interpretierte.
Bewegungstalent der Extraklasse darf auch den jungen Damen der Sindlinger Garde attestiert werden, die mit ihrem Tanz den Beweis antraten, dass der Klassiker aller Karnevalstänze längst nicht zum alten Eisen gehört. Die mehrfach ausgezeichnete Truppe des Sindlinger Karnevalclubs ist bereits seit vielen Jahren gern gesehener Gast in Okriftel und bestätigte flott und fulminant, warum man zu den besten Garden des erweiterten Kreisgebiets gehört.
Für Protokollerin Christa Fassl stellte der närrische Jahresrückblick in diesem Jahr eine ganz besondere Herausforderung dar, bei so vielen Affären und Skandalen wie in 2011 kann man schließlich schnell den Überblick verlieren. Doch im von Typen wie Berlusconi und Strauss-Kahn bevölkerten Sumpf verlor Christa Fassl nicht den Überblick und lästerte gekonnt über die triebgesteuerten Politpromis und ihre oft höchst geschmackfreien Eskapaden. Filmtitel halfen ihr bei der vergnüglichen Katalogisierung der Ereignisse des vergangenen Jahres und natürlich war Christa Fassl auch vor Ort wieder fündig geworden. Den baustellenbedingten Behinderungen im Ortsverkehr zwischen Okriftel und Hattersheim konnte sie sogar eine gute Seite abgewinnen. „Denn man fragt sich insgeheim, was willst du schon in Hattersheim“, frotzelte sie zur Freude aller Okrifteler Lokalpatriotinnen über die vermeintliche Mutterstadt.
Auch im Ortsteil Eddersheim hat die süffisant-ironische Auseinandersetzung mit den Bewohnern Hattersheims eine lange (Fastnachts-)Tradition. Die „Crazy Dancers“ aus dem Fischerdörfchen verzichteten bei ihrem Auftritt aber auf verbale Attacken. Das Männerballett der Kümmeldrescher nahm lieber Popikone Tina Turner auf die Schippe und legte zu einem Medley der Rockröhre eine kesse Sohle aufs Parkett.
Ein echtes Highlight der ersten Sitzungshälfte war ohne Zweifel der Auftritt der „GresGirls“ aus Kriftel, die als lästernde und musizierende Gärtnerinnen den Saal – Pardon! – das Schiff komplett zum Schunkeln brachten. Ihre auf drei Gießkannen intonierte musikalische Weltreise sorgte für Begeisterung. Eine einfache, aber gerade dadurch brillante Idee, die gekonnt und mit reichlich Kokolores umgesetzt wurde. Dafür gab es vom Publikum eine Eins mit Sternchen.
Ebenfalls eine Bestnote hatten sich die „Sugar Babies“ verdient, die als schaurig-schöne Zombies die Bühne bevölkerten. Die jungen Damen präsentierten eine tolle Choreografie, die perfekt mit der flotten Musik harmonierte und zudem in Eigenregie erarbeitet und einstudiert worden war. Vor dieser Leistung konnte man nur den Hut ziehen.
Mit Hut kommt traditionell „Hobbes“ Hans Greb daher. Der Chef des Flörsheimer Carneval Vereins schilderte in gewohnt souveräner und höchst vergnüglicher Manier das Leben eines „jungen Rentners“, der von Daniela Katzenberger träumt, aber altersbedingt Schwierigkeiten hat, sich nach dem nachmittäglichen Schlummer von der Couch zu erheben. Andererseits habe das Alter ja auch seine Vorteile, denn „ein Mann ab 50 weiß genau, was sie will, so eine Frau“. Wenn da nur nicht die Diskrepanz zwischen Vorsatz und Ausführung wäre. Greb gilt mit Recht als Spitzenmann in der Bütt, der sein Publikum in jedem Jahr aufs Neue trefflich zu unterhalten versteht. Auch in Okriftel wurde er mit reichlich Applaus verabschiedet.
Mit einer schwungvollen Musik- und Tanzshow entführte die Zigeunergruppe Hofheim in die Zeit von Schlaghosen und Plateausohlen. Die „Live-Disco-Show“ setzte einen tollen Schlusspunkt der ersten Hälfte.
Und knallig ging es weiter. Nach der Pause heizten die „Pink Tigers“ den Damen ordentlich ein, Susanne Egert hatte als „Waldfee“ die Lacher auf ihrer Seite und die „Diamonds“ des TV Okriftel legten als „Eskimos“ einen Auftritt hin, der alles andere als unterkühlt war. Christian Greb gab vergnügliche Einblicke in die Hausordnung des „Hotels Mama“, die „Candy Girls“ präsentierten einen ihrer Showtänze der Kampagne 2012 und die Damen von „Lichtschutzfaktor“ überzeugten mit Live-Gesang, herausragenden stimmlichen Qualitäten und einer flotten clownesken Show, bevor „Dancing Disaster“ als flotte Matrosen der „Navy“ den Schlusspunkt einer rundum gelungenen Sitzung setzten.

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