Spannung vor dem Reagenzglas

Evangelisches Gemeindehaus Okriftel bietet einen „Kinder-Experimentiertag“ an

OKRIFTEL (ak) – Auf dem Tisch an der Tür standen ganz „normale“ Dinge wie Teelichte, Backpulver, Wasser, Salz, Salatöl, Filzstifte, Filterpapier, Milchflaschen und Eier, an der Fensterwand hingen bunt bedruckte Blätter mit Verhaltensmaßregeln wie „Vorsicht mit Feuer!“, Lange Haare zurückbinden!“, „Keine Kleidung mit weiten Ärmeln und Schals tragen!“ oder auch „Nach jedem Experiment aufräumen!“, „Am Schluss Hände waschen nicht vergessen!“ und „Versuche nur unter Anleitung durchführen!“.

Im Raum des Evangelischen Gemeindehauses in Okriftel saßen an einer großen Tischrunde brav Kinder, die gespannt auf die schmalen, hohen Gläser auf dem Tisch vor ihnen schauten. In diese hatten sie gerade zuerst Wasser und dann Salatöl eingefüllt, jetzt tropften sie etwas Tinte dazu. Der Tintentropfen sank geschlossen wie eine blauschwarze Perle langsam durch das Öl im Glas – aber nur bis zu der Linie, auf der sich die Trennung zwischen dem Wasser und dem Öl im Glas abzeichnete, dort blieb er schwebend stehen. Staunen und Rätselraten machte sich breit. Aber als dann auch noch eine Prise Salz in das Glas gegeben wurde, löste sich der Tintentropfen einfach auf und vermischte sich doch mit dem Wasser unten im Glas, und durch anschließendes schütteln wurde aus allen Flüssigkeiten im Glas eine trübe aber fast irgendwie glitzernde Brühe – stand das Glas dann wieder kurze Zeit ruhig auf dem Tisch, trennten sich Öl und Wasser langsam wieder.
„Wir wollten den Kindern zeigen, wie durch die verschiedene Dichte eine Grenzfläche zwischen dem Öl und dem Wasser entsteht, der Tintentropfen, der zuerst durch das Öl sinkt, kann sich dadurch dann nicht gleich einfach so im Wasser lösen,“ erklärte Silke Thomas, die zusammen mit Daniela Hempler die Experimente für die Kinder vorbereitet hatte, „erst das Salz kann diese Grenze wieder durchbrechen.“
Zuvor hatten die Kinder mit den beiden jungen Chemikerinnen gemeinsam schon experimentell untersucht, warum Streusalz im Winter das Eis schmelzen lässt, wie man ein Feuer ohne Wasser löscht und dass ein schwarzer Filzstift durchaus auch bunte Farben in sich trägt. „Die Kinder fanden es alle gut!“, freute sich Kathrin Rheinländer, die Gemeindepädagogin der Evangelischen Matthäusgemeinde Okriftel, sie hatte die Idee für einen solchen „Kinder-Experimentiertag“. „Ich wollte die Kids einfach neugierig machen auf die Naturwissenschaften, und das geht doch am besten in der Praxis“, erklärte sie, „hier sind jetzt 8- bis 13-jährige Kinder, die alle noch kein Chemie in der Schule haben, und sie sind alle ganz begeistert vom Experimentieren!
Auch das Interesse der Eltern war groß, der „Experimentiertag“ war innerhalb kurzer Zeit ausgebucht.“ Die beiden Leiterinnen des Workshops sind Chemie-Studentinnen in Frankfurt, sie gehören dem „Jungchemiker-Forum“ an, der Jugendorganisation der Gesellschaft Deutscher Chemiker. „Die Versuche waren schon so ausgewählt, dass jedes Kind alles selbst machen konnte und auch Spaß daran haben konnte, den Ablauf haben wir natürlich auch zu Beginn mit ihnen abgesprochen“, erläuterte Silke Thomas das Konzept des Tages, „und die Kinder haben alle super gut mitgemacht! Die Chemie soll doch später nicht das „doofe Fach“ in der Schule sein, sie soll doch Spaß machen.“
Auch beim letzten Experiment des Tages – wie kommt das gekochte Ei in die Milchflasche? – schauten alle staunend zu und suchten gemeinsam mit den Workshop-Leiterinnen zunächst nach einer Lösung und dann nach einer Erklärung dafür, dass so ein Ei tatsächlich in den engen Flaschenhals gleiten konnte.
Nach 2 ? Stunden konzentrierten Experimentierens bekamen alle Teilnehmer dann sogar noch ein „Experimentier-Diplom“ mit ihrem Namen drauf, auch die Namensschildchen und die blauen Bänder zum Zusammenbinden der Haare wurden offensichtlich gerne zur Erinnerung an den spannenden Tag im Evangelischen Gemeindezentrum mit nach Hause genommen.
Wahrscheinlich in der zweiten Jahreshälfte 2012 wird es wegen der großen Nachfrage und der Freude, die die Kinder hatten, einen weiteren „Experimentiertag“ dort geben. „Aber dann natürlich mit anderen Experimenten, wir haben schon einige gute Ideen!“, versprachen Silke Thomas und Daniela Hempel beim Verabschieden den Kindern lachend. Bestimmt werden sie einige von ihnen dann im Herbst wieder beim gemeinsamen Experimentieren treffen.
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