Zelt oder nicht Zelt

PHRIX-Künstler führen Begrifflichkeiten und Vorstellungen ad absurdum

OKRIFTEL (idl) – Zu einer Performance unter dem Titel „Zelt oder nicht Zelt“ hatten die Mitglieder der PHRIX-Künstlergemeinschaft Martin Böttcher, Julia Englert, Marten Großefeld, Clemens Heidolf, Lara Mouvée, Georg Scheele, Kai Veit, Kai Wolf und Corinna Zürcher am vergangenen Wochenende in den Kunststandort PHRIX eingeladen. Es waren zudem Arbeiten der Gastkünstler Anja Haus, Simone Schindler und Frank Wolf zu sehen.
Jeder weiß, was ein Zelt ist. Ein Zelt ist ein temporärer Bau, der leicht zu zerlegen und zu transportieren ist. Zelte dienen Nomaden als Wohnung oder Reisenden und Expeditionsteilnehmern als Unterkunft. Festzelte, welche bei Großveranstaltungen zum Einsatz kommen, sind wohl jedem geläufig, erst recht kennt jeder das klassische Zirkuszelt, ohne das keine Vorstellung denkbar ist. 
Weniger bekannt dürften dagegen Varianten wie ein kinetisches, ein skulpturales oder ein lyrisches Zelt sein. Ein Zelt kann im Sinne des Künstlers auch Projektionsleinwand sein. Gekonnt führte die Künstlergruppe bei ihrer zweitägigen Kunstaktion Begrifflichkeiten und Vorstellungen ad absurdum. Die Besucher der Schau sahen sich mit Zelten konfrontiert, aus denen wild Pflanzen wucherten oder in denen Wasser von der Decke platschte. 
„Zelt oder nicht Zelt“, nicht ohne Grund ähnelte das Motto der Ausstellung dem berühmten Shakespeare'schen Zitat „Sein oder Nichtsein“.
Den konzeptionellen Hintergrund der Zelt-Aktion, die am vergangenen Wochenende reichlich Besucher in die PHRIX und die Ateliers der Künstler lockte, haben die beteiligten Mitglieder der KG so beschrieben: „Das Konzept entwickelte sich aus dem Gedanken heraus, dass das Zelt als Sinnbild für Nomadentum und örtliche Flexibilität steht. Viele freischaffende Künstler verstehen sich als Nomaden der modernen Gesellschaft. Sie sind ‚frei’, in ihrem Handeln – vermeintlich unabhängig und autonom, aber dennoch gesellschaftlichen Höhen und Tiefen ausgeliefert. Oft hechten sie nicht nur den wirtschaftlichen Notwendigkeiten hinterher, sondern auch dem Ort ihres Wirkens und Schaffens. Ein Künstler, der anerkannt sein will, kommt nicht umhin, ständig in aller Welt unterwegs zu sein. Viele freischaffende Künstler führen ein unsicheres Leben, verzichten auf den in unserer Gesellschaft gewohnten Komfort und haben weder zeitliche noch örtliche Regelmäßigkeiten. In diesem Zusammenhang steht das Zelt auch symbolisch für die hoffnungslose Suche nach Bodenhaftung und den vergeblichen Wunsch nach Sesshaftigkeit.“
Neben dem existenziellen Moment hat der Gedanke vom Zelten in Freiheit und Unabhängigkeit – normalerweise in der freien Natur – etwas Romantisches. In der PHRIX entstand jedoch eine nachgerade absurde Zeltplatzsituation. 
Eine tolle, beeindruckende Aktion, die überraschte, verstörte, anregte und aufforderte.
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