Zukunft der Phrix: Ein Quartier für die Okrifteler

Rahmenplan zur Neugestaltung des Phrix-Geländes in Bürgerversammlung vorgestellt

Zahlreiche Okrifteler Bürger verfolgten interessiert, wie der neue Investor, die Prinz von Preussen Grundbesitz AG, sich die Neubebauung des Phrix-Geländes vorstellt.
(Fotos: M. Krause)

OKRIFTEL (mpk) – Trotz der hohen Temperaturen kamen am Donnerstag, 25. August, viele interessierte Bürgerinnen und Bürger zur Versammlung ins Haus der Vereine, um sich dort über die aktuellen Planungen zur künftigen Entwicklung des Phrix-Geländes am Mainufer informieren zu lassen. Nur wenige der etwa 250 zur Verfügung stehenden Plätze blieben leer. Dem Publikum wurde an diesem Abend einiges abverlangt, denn die Klimaanlage versagte leider ihren Dienst.

Nach der Begrüßung des Publikums durch den Stadtverordnetenvorsteher und Moderator Günter Tannenberger und einführenden Worten durch Bürgermeisterin Antje Köster ergriff mit Dipl.-Ing. Franz Lotz ein Vorstandsmitglied der Prinz von Preussen Grundbesitz AG, dem neuen Grundstückseigentümer des alten Phrix-Geländes, das Wort. Der zuständige Projektleiter, Frank Podewils, war an diesem Abend ebenfalls in Okriftel zu Gast.

Erfahrene Entwickler und Planer
Lotz präsentierte die Prinz von Preussen Grundbesitz AG als „Bauträgerunternehmen, welches sich auf denkmalgeschützte Gebäude spezialisiert hat.“ Der Hauptsitz der Firma befindet sich in einem Altbau direkt am Bonner Rheinufer - ein vergleichbares Areal also, ebenfalls mit Wasserbezug. Die Neugestaltung des Phrix-Geländes ist Lotz zufolge ein äußerst komplexes Projekt, bei dem viel Erfahrung gefragt ist. Die Prinz von Preussen AG hat schon einige vergleichbare Projekte erfolgreich umgesetzt, wie beispielsweise den Umbau eines alten Schulgebäudes in Potsdam in ein Quartier mit Wohnungen.

Das beauftragte Planungsbüro, die Albert Speer und Partner GmbH, war mit Gesellschafter Dr. Michael Denkel, dem Projektleiter Rahmenplan Robert Hagen und der Projektleiterin Bauleitverfahren Anke Griesel auf dem Podium vertreten. Denkel stellte direkt in den Vordergrund, dass er selbst seit 15 Jahren in Hattersheim lebt und er daher ein besonderes persönliches Interesse an diesem Projekt hat. Im Vergleich zur letzten Versammlung zu diesem Thema vor etwa anderthalb Jahren ging er diesmal deutlich beruhigter an die Präsentation heran, denn bereits vor neun Monaten begann man damit, zusammen mit der Stadtregierung und einigen Fachgutachtern den Rahmenplan zu erstellen, bei dem bereits frühzeitig Themen wie Lärmschutz, Umweltschutz und die Analyse von Altlasten berücksichtigt wurden. Normalerweise geht man erst derart ins Detail, sobald der Bebauungsplan vorliegt. „Ich glaube, wir haben jetzt ein sehr viel dickeres Brett gebohrt“, so Denkel.

Das Phrix-Gelände soll künftig ein lebendiges Quartier werden: Ein Wohngebiet mit einem kleineren Anteil gewerblicher Nutzung, durch das man als Okrifteler durchschlendern kann.

Aus der vorherigen Veranstaltung nahm Denkel einige wichtige Erkenntnisse mit: Zum einen wollen die Okrifteler die Phrix offensichtlich erhalten. Die Gebäude werden als identitätsstiftende Elemente des traditionellen Industriestandorts Okriftel gesehen. Außerdem berichteten damals schon einige Hattersheimer, deren Väter und Großväter für die Phrix tätig waren, von nennenswerten Altlasten. Und schließlich macht man sich große Sorgen um den Verkehr und den damit verbundenen Lärm.

Nur wenige Neubauten
Nicht alle Gebäude auf dem Gelände werden erhalten: Man plant, manche Gebäude „herauszupflücken“, um ein angemessenes Maß an Licht und Luft zu gewährleisten. Gleichzeitig sollen nur sehr wenige Neubauten entstehen: Zum einen ein Parkhaus, zum anderen ein „Riegel“, der als Lärmschutz dienen soll. Dabei wird es sich um ein Gebäude mit Wohnanteilen handeln, die alle nach Süden gerichtet sein werden. Nach Norden hin macht man das Gebäude dicht und schützt so das restliche Areal vor Lärm. Außerdem hat man vor, einen größeren Park für das Quartier anzulegen. Der Rad- und Fußweg am Main soll auch in Zukunft durchgängig als öffentlicher Weg weitergeführt werden.

Zum Thema Altlasten hatte Denkel nach den erfolgten Gutachtenerstellungen direkt beruhigende Worte parat: „Es war tatsächlich sehr viel weniger spannend, als wir befürchtet haben.“ Nur wenige Produktionsrückstände wurden in den Böden gefunden. Das größte Problem stammt bereits aus der Zeit vor dem Bau der Phrix: Damals hatte man den Boden mit verunreinigten Schlacken aufgeschüttet. Es ist zwar unbedenklich, über diesen Böden zu wohnen, jedoch besteht die Gefahr, dass Schwermetalle ins Grundwasser gelangen. Dies muss beim Bau beachtet werden. Eventuell werden deshalb weniger oder gar keine Tiefgaragen gebaut, und bei der Bepflanzung muss darauf geachtet werden, dass keine Wurzeln in die verunreinigten Böden gelangen.

Auch mit dem Thema Verkehr hat man sich bereits ausführlich befasst. Bei der Analyse der zu erwartenden Verkehrssituation kam man auf einen Anstieg der Fahrten um etwa 1000 pro Tag, die überwiegend durch die neuen Wohnungen entstehen werden. Es handelt sich dabei also in erster Linie um Pkws, Würde man das Phrix-Gelände als reines Gewerbegebiet nutzen, käme man voraussichtlich auf 1500 zusätzliche Fahrten pro Tag, wobei dann auch der Anteil der Lkws erheblich höher ausfallen würde.
In Relation zum bereits bestehenden Verkehrsaufkommen in Okriftel würde das je nach Knotenpunkt einen Anstieg des Verkehrs um 6 bis 14 Prozent bedeuten. Den Spitzenwert erreicht hierbei der Knotenpunkt an der Kreuzung Rossertstraße/Rheinstraße. An allen anderen Punkten liegt die Steigerung unter zehn Prozent.

Wie schnell kann es jetzt gehen?
Die Erste Stadträtin Karin Schnick stellte ebenfalls fest, dass man hier bereits in einem sehr frühen Stadium über einen erstaunlich detaillierten Rahmenplan verfügt. Bei der Stadtverordnetenversammlung am 8. September 2016 werden drei Dinge in Bezug auf die Zukunft des Phrix-Geländes auf der Tagesordnung stehen: Zum einen soll beschlossen werden, ob man diesen Weg nun weitergehen will. Außerdem muss der Regionalverband eingeschaltet werden: Laut Flächennutzungsplan ist das Areal noch als Mischgebiet ausgewiesen. Der geplante Anteil an Gewerbe ist hierfür zu gering, daher ist eine Planänderung notwendig, die einen höheren Anteil an Wohnfläche vorsieht.

Und schließlich steht noch der Aufstellungsbeschluss eines Bebauungsplans auf dem Programm. Solche Verfahren dauern in der Regel etwa 1 bis 1,5 Jahre. Das hohe Maß an bereits geleisteter Vorarbeit kann hier beschleunigend wirken. Auch in Zukunft legt man Wert darauf, die Öffentlichkeit zu beteiligen: Eine weitere Bürgerversammlung wird folgen, sobald man in das offizielle Beteiligungsverfahren in der Bürgerschaft geht.

Fragerunde
Abschließend hatte das Publikum die Gelegenheit, Fragen an die Podiumsgäste zu richten. So machte sich Martin Jung, ein Bewohner der Rheinstraße, Sorgen um die künftige Parksituation: Das Parkhaus für das neue Quartier liegt relativ weit von den Wohngebäuden entfernt, so dass die Anwohner im Gebiet dazwischen befürchten, dass ihre neuen Nachbarn bevorzugt in ihren Straßen parken werden. Dr. Michael Denkel von der Albert Speer und Partner GmbH erwiderte darauf, dass nach seiner Erfahrung derartige Quartiersparkhäuser auch genutzt werden - schließlich ist ein Stellplatz im Parkhaus deutlich sicherer und komfortabler. Dipl.-Ing. Franz Lotz von der Prinz von Preussen Grundbesitz AG ergänzte, dass jede Wohnung am Ende über ein bis zwei Stellplätze verfügen wird.

Eine weitere Frage aus dem Publikum drehte sich um das Hochhaus in der Mitte des Geländes: Dieses war der zentrale Bereich der Zellstoffproduktion. Der Fragensteller gab an, die Branche sehr gut zu kennen und bedauerte, dass unter den aufgelisteten Fachgutachtern keiner aus der Zellstoff- und Papierproduktion kam und konfrontierte die Projektentwickler und -planer mit mahnenden Worten: „Dieses Gebäude bedeutet einige Umweltprobleme, die man nicht so leicht wegdiskutieren kann.“ Dipl.-Ing. Franz Lotz ging näher auf die erfolgte Prüfung ein: Die Gebäude wurden von der Kühn Geoconsulting GmbH untersucht, und dabei stieß man auf „relativ wenige Auffälligkeiten“. Sollte man auf Belastungen stoßen, wird man diese selbstverständlich beseitigen, so Lotz.

Auch die Zukunft der Phrix-Künstler und Musiker wurde thematisiert. Die Erste Abgeordnete Karin Schnick hat bereits Gespräche mit Künstlern geführt. Die Projektentwicklung plant derzeit, auf dem neu zu bauenden Parkhaus die höchste Etage loftartig zu gestalten. Das hätte den Vorteil, dass es keine Beschränkungen durch den Denkmalschutz gäbe, was die Gewährleistung des Lärmschutzes bei Musikproben erleichtert. Projektleiter Frank Podewils signalisierte direkt die Bereitschaft zu kurzfristigen Gesprächen mit den Musikern.

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Kommentare

Verkehrsanalyse für ganz Hattersheim!!

Im Zusammenhang mit der Erschließung neuer Wohngebiete in Hattersheim Süd sowie Okriftel, ist es dringend Notwendig eine Verkehrsanalyse in Auftrag zu geben!
Solange der Hattersheimer Norden, Hofheimer Straße, Mainzer Landstraße, noch ein offenes Tor für den Durchgangsverkehr darstellen, sind weitere Wohngebiete in besagten Gebieten absolut inakzeptabel!



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