Vom Mörser bis zur Schiffsmühle

Vortrag bei der Arbeitsgemeinschaft Alt-Hochheim durch Vorstandsmitglied

Udo Möller hatte sich in die Kulturgeschichte der Mehlherstellung vertieft und schilderte die Entwicklung der Techniken bis hin zur Nutzung von Schiffsmühlen , wie sie einst im Rhein bei Ginsheim lagen.
(Foto: privat)

HOCHHEIM (pm) – Im bis auf den letzten Platz besetzen „Klosterhof“ der Familie Weilbächer referierte Udo Möller, Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Alt-Hochheim, über die Entwicklung der Mahltechnik bis hin zu den Schiffsmühlen im Rhein bei Ginsheim.

Die Müllerei gehört zu den ältesten Kulturtechniken des Menschen. Schon zu Urzeiten wurde mit Hilfe von Mörsern oder Reibsteinen Getreide verarbeitet. Bei den Römern kam eine technische Verbesserung zum Einsatz in Form von runden Reibsteinmühlen. Diese bestanden aus einer Unterplatte und einem Läuferstein. Im Laufe der Optimierung in der römischen Landwirtschaft haben Pferde oder Menschen die Mahlsteine angetrieben, so dass größere Getreidemengen vermahlen werden konnten. Diese Göpelmühlen wurden allerdings sehr schnell durch Wasserkraft angetrieben, um den Bedarf an Mehl zu decken. Allein bei dem heutigen Arles waren 16 durch Wasserkraft angetriebene Mühlen im Einsatz.

Bei der Belagerung Roms durch die Ostgoten um 450 nach Christus wurde die erste Schiffsmühle auf dem Tiber eingesetzt, um die Bevölkerung mit Mehl zu versorgen. Diese erste römische Schiffsmühle war die Überleitung zu den Schiffsmühlen, die ab 1700 in unserer Region zunächst im heutigen Ginsheimer Altrhein lagen. Aus einem Umkreis bis in das Ried und den vorderen Odenwald lieferten die Bauern ihr Getreide zu den Mühlen. 1875 produzierten im Rhein bei Ginsheim bis zu 22 Schiffsmühlen Mehl.

Ein großer Einschnitt war der Dammbau bei Trebur, der den heutigen Altrhein zum fast stromlosen Nebenarm des Rheines degradierte. Fortan mussten die Mühlknechte mit den bis zu 100 Zentnern Getreide beladenen Mühlnachen lange Wege bis zu den Schiffsmühlen zurücklegen, die dann im Hauptrhein lagen. Die Folge waren lange Wartezeiten, die von den Bauern in den damals 19 Gasthäusern in Ginsheim überbrückt wurden.

1926 wurde die letzte Mühle stillgelegt und nach Mainz geschleppt. Im Bombenhagel im Februar 1945 brannte sie im Mainzer Winterhafen aus und kenterte.

Ab 2002 reifte der Plan, eine Schiffsmühle zu rekonstruieren. 2008 gründete sich der Verein Historische Rheinschiffsmühle Ginsheim e.V. Schon in den Jahren davor waren bereits zahlreiche Maschinen und andere Bauteile aus stillgelegten Wassermühlen gesammelt worden. 2011 wurden die Aufträge für den Ponton und den Fachwerkaufbau erteilt.

Die Inbetriebnahme der Mühle erfolgte 2015. Allerdings wird das Mahlwerk nun elektrisch angetrieben. Anhand von Flussströmungskarten wurde vom Referenten erklärt, wieso am jetzigen Liegeplatz die Wasserkraft nicht für den Antrieb der Maschinen ausreicht. Mit viel Beifall für die gute Recherche und diesen interessanten Vortrag wurde der Referent nach einer lebendigen Diskussionsrunde verabschiedet.

 

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