Auch Trommeln fördert Sprachkompetenz

Mit Schirmherrin Nele Neuhaus: Kinder und Jugend erwartet ein umfangreiches, drittes „Hochheim liest“-Festival

Jutta Bummel (r.), Vorsitzende des Leseförderkreises Hochheim, hat mit der Autorin Nele Neuhaus eine engagierte Autorin als Schirmherrin der dritten Lesefestes „Hochheim liest“ gewonnen. Die sechstägige Veranstaltung beginnt am 19. Mai.?(gus/Fotos: Steinacker)

 

HOCHHEIM (gus) – Das Konzept überzeugt, ist mit jedem der drei Anläufe gewachsen und die Vorarbeit der Organisatoren ist professioneller geworden. 
Und wenn die dritte Ausgabe des Lesefestes „Hochheim liest“ vom 19. bis 24. Mai das einhält, was das Programmheft verspricht, dann kann man sich eigentlich keine besser Veranstaltung zur Feier und Förderung der guten alten Kulturtradition des Lesens vorstellen.

 

„Es ist toll, dass die Umsetzung so einer Idee in einer überschaubar großen Stadt wie Hochheim passiert“, zeigt sich Bürgermeisterin Angelika Munck beeindruckt, was der organisierende Verein „Leseförderung Hochheim“ für das dritte Lesefest auf die Beine gestellt hat. Über 40 öffentliche Veranstaltungen mit den Höhepunkten der Zwölfstundenlesung am Freitag (23., 10 bis 22 Uhr) in der Kapelle des Antoniushauses und dem großen Lesefest-Finale am Samstag (24., ab 14 Uhr) an gleicher Stelle.
Bereits im November 2012 habe der Verein mit den Planungen des Festes 2014 begonnen, berichtet „Leseförderung Hochheim“-Vorsitzende Jutta Bummel. Im vergangenen Jahr traf die Organisatoren dann der Tod von Gisela Wegener hart. Dem Gründungsmitglied des Vereins, die bei den Aktivitäten des Vereins führend beteiligt war, ist „Hochheim liest“ in diesem Jahr gewidmet. Der Schwerpunkt des Engagements des Vereins liegt im Wecken und Wachhalten des Interesses von Kindern für das gute Buch. Deshalb findet ein Großteil der Veranstaltungen auch nichtöffentlich in Kindertagesstätten und Schulklassen statt. Dabei wird natürlich nicht nur einfach vorgelesen, sondern in vielfältiger Weise dem Buch gehuldigt.
Das beginnt am Montag (19.) gleich mit einer Abstimmung von 80 Kindergartenkindern – je zehn Einrichtung treffen sich dazu im evangelischen Gemeindesaal – über das beste Kinderbuch überhaupt. Das „Casting“ dazu begann schon im Januar in den Einrichtungen, als Vorlesepaten und Erzieherinnen aus sechs verschiedenen, von den Erwachsenen vorausgewählten Bücher vorlasen.
In der Heinrch-von-Brentano werden Sechstklässler gleichzeitig von der Geologin Sigrid Belzer die Prinzipien der Bionik erklärt bekommen. Auch um solche Dinge zu lernen, können zumindest etwas ältere Kinder schließlich zu einem Buch greifen.
Auch eine Hörspielproduktion mit Drittklässlern der Astrid-Lindgren-Schule, Bewegungslieder mit dem bekannten Kinderliedautor Wolfgang Hering in der AWO-Kita Rappelkiste und Theateraufführungen von und für Schulklassen stehen an. Nicht immer also muss ein Buch direkt im Mittelpunkt des Geschehens stehen, eher die Hoffnung, dass das Interesse für Sprache und ihre Möglichkeiten, interessante Geschichten zu erzählen, von den Kindern entdeckt und in den Katalog der wertgeschätzten Freizeitaktivitäten aufgenommen wird – ungesetzt vor allem durch den Griff zum Buch.
Aber warum werden die Kinder der Lindgren-Schule am Mittwoch (21.) und der Weinbergschule am Donnerstag (22.) dann an die Trommeln geführt? 
An diesen Tagen stehen zwischen 200 und 400 Djemben bereit, alle Klassen hauen an den Vormittagen auf die Rhythmusinstrumente ein und werden mit afrikanischen Tänzen und Liedern vertraut gemacht. Am Nachmittag folgen öffentliche Trommelkonzerte, zu denen die Verwandtschaft ausdrücklich eingeladen ist. „Musik und Rhythmus sind eine Grundlage für Sprache“, erläuterte Bummel, warum auch solche Projekte in das Lesefest eingebunden sind.
Insgesamt 24 Themen und Projekte werden den Hochheimer Schülerinnen und Schülern in den internen Veranstaltungen geboten, viele unter der Mithilfe von Autorinnen und Autoren der Region. 
Die Schirmherrschaft hat für dieses Jahr eine von diesen übernommen: Nele Neuhaus, deren Fans derzeit gespannt auf die für Juni angekündigte Veröffentlichung ihres neuesten Buches „Sommer der Wahrheit“ warten. „Das Lesefests verfolgt dasselbe Ziel, das ich mit meiner Stiftung verfolge“, begründet die Kulturbotschafterin des Main-Taunus-Kreises ihr Engagement. Das Konzept hat sie überzeugt, sie selbst wird das Fest nach eine Lesung am Nachmittag aus „Ein Leben für Pferde“ am Samstagabend (24.) damit beenden, in einer „Autorenbegegnung“ die Entstehungsgeschichte ihrer Vordertaunus-Krimis zu schildern. Diese, wie einige andere Veranstaltungen mit Autoren sind nicht kostenlos zu besuchen, für ihren Auftritt am Abend müssen die erwachsenen Besucher stattliche 15 Euro hinblättern – schon bevor irgendeine Bewerbung der Veranstaltung gestartet war, meldet Bummel übrigens schon „nahezu ausverkauft“.
Die Einnahmen werden allerdings nicht etwas ein Honorar für die Autorin einspielen, Neuhaus wird vielmehr ohne Bezahlung aus dem Nähkästchen plaudern. 
Vielmehr handelt es sich dabei um eine, wenn auch so nicht angekündigte Benefizveranstaltung für den veranstaltenden Verein. Denn der „Leseförderkreis Hochheim“ hat mit dem Lesefest natürlich auch jede Menge Kosten abzudecken, und von der klammen Stadt kommt da wenig – das Rathaus unterstützt immerhin durch Manpower und Räume sowie die Vermittlung potenzieller Sponsoren die Bemühungen des Vereins. Die Taunus-Sparkasse hat sich allerdings nicht lange bitten lassen die Rolle des Hauptsponsors zu übernehmen.
Insgesamt gibt es stattliche 27 Kooperationspartner, womit belegt wäre, dass es für kulturelle Themen und Projekte auch heute noch durchaus Unterstützung gibt. „Da ist über die Jahre auch eine Vernetzung entsanden“, betont Bummel. Vieles, besonders bei den internen Veranstaltungen an den Schulen und Kitas, basiert aber naturgemäß auf dem Engagement von Erzieher/innen und Lehrer/innen, das vom Verein nur erbeten werden konnte. Dass alle Einrichtungen ausnahmslos mitziehen, weiß Bummel hoch einzuschätzen, „denn gerade die Kitas sind personell an ihren Grenzen – und trotzdem machen sie mit“.

 

 

 

 

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