Den Abriss nicht akzeptieren

Treffen der BI zum Erhalt des Eisernen Stegs im Heimatmuseum

BISCHOFSHEIM (gus) – Die Chancen mögen schlecht stehen um den Erhalt des Eisernen Steges zwischen Wasserturm und Böcklersiedlung. Doch die Bürgerinitiative (BI), die um den Erhalt des Anfang des vorigen Jahrhunderts errichteten Bauwerks kämpft, arbeitet unverdrossen an der Aufdeckung der Umstände weiter, die für den Zustand der Brücke verantwortlich sind.

 

Die Rückschau, die vor allem über das Studium der Dokumente geschieht, die im Rathaus zum Steg zu finden sind, hat auf Dauer nur Sinn, wenn sich darüber Regressansprüche der Gemeinde gegenüber der Bahn ableiten ließen. Bisher gibt es dazu keine Indizien, und angesichts des Übergabejahres 1994 ist es sehr zweifelhaft, dass sich Ansätze für eine rechtliche Auseinandersetzung mit dem Alteigentümer Deutsche Bahn finden lassen, die ganz offensichtlich ein über Jahre fahrlässig vernachlässigtes Bauwerk aufgrund eines Bundesgesetzes an die ahnungslose Gemeinde übergab. Mehr und mehr tritt die Linie in den Vordergrund, die angebliche Unausweichlichkeit des Abrisses in Frage zu stellen sowie Finanzierungswege für einen Ersatzbau zu finden. Zu letzterem gibt es aus dem Rathaus schließlich bisher keinerlei öffentliche Überlegungen.
Nicht ohne Grund traf sich die BI zu ihrer jüngsten Arbeitssitzung im Heimatmuseum: Zum einen wollte die BI damit dokumentieren, dass sie ein Thema bearbeitet, das in der gesamten Gemeinde Interesse verdient hat, nicht nur bei den Siedlern. Zum anderen rennt die BI beim Heimat- und Geschichtsverein (HGV) offene Türen ein mit ihrer Forderung, den angeblich unausweichlichen und von der Gemeindevertretung bereits beschlossenen Abriss noch einmal zu überdenken.
HGV-Vorsitzender Volker Schütz hat sich seine eigenen Gedanken gemacht, was unternommen werden könnte, um den politischen Beschluss durch neue Erkenntnisse in Frage zu stellen. So regt er an, den bautechnischen Zustand der Brücke von Experten der TU Darmstadt erneut untersuchen zu lassen. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Gerold Reichenbach, der von Bahn-Vorstandschef Rüdiger Grube im April bei einem Treffen die Bahnhofsentwicklung und S-Bahn-Anbindung für Gemeinden des Südkreises forderte, könne sich auch des Bischofsheimer Themas annehmen, schlug Schütz vor. Generell empfahl er der BI, mit den politischen Vertretern in den Parlamenten Kontakt aufzunehmen und Unterstützung einzufordern.
„Auch der Ortsgewerbeverein unterstützt den Erhalt des Steges“, stellte OGV-Vorsitzender Ulrich Kühlburg klar. Praktischen Wert für die BI könnte das haben, wenn es um die Öffentlichkeitsarbeit geht. „Für Flyer oder Plakate ist eine finanzielle Unterstützung möglich“, erläuterte Kühlburg. Die Gewerbetreibenden haben natürlich ein Interesse daran, dass die Geschäfte für alle Siedler fußläufig erreichbar bleiben. „Die Bischofsheimer müssten bei dem Thema aktiver werden, nicht nur die aus der Siedlung“, ergänzte er. Genau mit diesem Ziel könnte die BI mit Informationsmaterialien im Kerngebiet der Gemeinde um Unterstützung werben. Den Bischofsheimern könnte mit einer Fotodokumentation die Geschichte und Bedeutung des Stegs näher gebracht werden, schlug Renate Schellhaas vor. Mit medialen Aktivitäten der Siedler ist also zu rechnen.
Das vermeintliche Ende des Stegs ist näher als es viele vielleicht meinen, denn Ende 2013, das sind gerade noch eineinhalb Jahre Zeit. Da könnte ein Aufschub dem Anliegen der BI nur nutzen. Ein Ansatz dazu könnte eine Absenkung der Belastungsobergrenze für den Überweg sein, die angesichts der Nutzung als reiner Fußgängerüberweg deutlich höher als notwendig festgesetzt ist. Dadurch könnte eine fünf Jahre längere Nutzungszeit möglich werden, hofft die BI.
Nur eine der Spuren, die die Siedler und ihre Unterstützer aus der Kerngemeinde nun verfolgen wollen. Für den Fall, dass alle Rettungsversuche nichts nutzen und der Abriss kommt, sammelt Schütz für die Finanzierung eines Neubaus Argumente. So sei kürzlich ein neuer Steg über die Nidda mit 500.000 Euro öffentlichen Mitteln finanziert worden, erläuterte Schütz bei dem Treffen. Auf den rund einhundert Meter langen Bischofsheimer Übergang übertragen entspräche dies drei Millionen Euro Fördermittel. Und wer sagt denn, dass die Kostenrechnungen für Sanierung wie Neubau auf Basis der derzeitigen Stahl-Beton-Konstruktion beruhen müssen. Auch über finanziell günstigere Konstruktionsarten könnte sich ein Nachdenken lohnen. Es gibt noch immer viel zu sortieren, zu erfahren und zu besprechen – und weiter fleißig Unterstützerunterschriften in der gesamten Gemeinde zu sammeln. Die Anzahl der Bürger, die das Anliegen der BI unterstützen, nähert sich der vierstelligen Größe. Auch das nächste Treffen der BI findet im Heimatmuseum statt. Geplant ist es für den 25. Mai, um 16 Uhr.
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