Beim Trommeln gibt es keine Sprachbarriere

Im Bürgerhaus kam es auf Initiative der Firma Kanal Mayer zum „Together“-Fest mit Flüchtlingen

Auf drei meterlangen Plakaten brachten die Männer, Frauen und Kinder beim „Together - gemeinsam“-Fest im Bürgerhaus jeweils ihre Gedanken zum Ausdruck. So entstanden interessante Einsichten in die Gefühlswelt der Flüchtlinge, die Ergebnisse sollen öffentlich zu sehen sein.
(gus/Fotos:Steinacker)

BISCHOFSHEIM (gus) – Im Industriegebiet ist man Nachbar, kennt sich vom Sehen. Aber beim Bischofsheimer Traditionsunternehmen Kanalsanierung Mayer (KSM) entstand der Wunsch, mit den rund 100 Flüchtlingen, die in der Unterkunft Im Mittelgewann untergebracht sind, einmal zusammen ein Fest zu feiern. Und so sprach die Firmenleitung einige Geschäftspartner an, fand bei diesen prompt die erhoffte Unterstützung und im Bürgerhaus den geeigneten Ort für die erste Bischofsheimer „Feier mit geflüchteten Menschen“.

KSM-Geschäftsführer Björn Saemann aktivierte für das Fest Geschäftspartner, die zum Teil auch aus ihrer Arbeit heraus etwas zum Gelingen des Abends beisteuern konnten. Ganz entscheidend natürlich: das Essen. Dafür ließ sich Charly Koch, der Wirt, der auf der anderen Seite der Bahnschienen die ESV-Gaststätte betreibt, einspannen. „Er hat sich extra einen Koch dazugeholt, der die muslimische Küche kennt“, berichtet Harald Mayer, der für das von der Bischofsheimer Verwandtschaft gegründete Unternehmen als Steuerberater arbeitet.
Aufgeboten wurde dennoch neben syrischen und arabischen Gerichten auch durchaus aus der deutschen Küche Bekanntes wie Kartoffeln und Rotkohl, aber eben alles mit Rücksicht auf die islamischen Regeln ausgewählt und zubereitet. Etwas schwierig war es, die benötigten Mengen vorauszuahnen. „Wir hatten alle eingeladen, wussten aber vorher nicht, wie viele kommen würden“, berichtet Mayer, dass die Organisatoren nicht recht einzuschätzen wussten, auf welche Resonanz sie bei den Flüchtlingen stoßen würden.
Mit bis zu 160 Personen war zu rechnen, immerhin rund 130 kamen. Gemeinsame Aktion war eine große Trommelperformance, bei der der Gedanke des Abends „Together – gemeinsam“, zu lesen auf den Helfer-T-Shirts, ideal umgesetzt wurde. Sprachbarrieren spielen beim gemeinsamen Musizieren eben keine Rolle. Silke Schlütter Genannt Neuhaus, Gesundheitsberaterin, die viel mit solchen Trommelevents arbeitet, hatte die Instrumente mitgebracht.
Die Treburerin Monika Gentz arbeitet mit ihrem Unternehmen „Berührungspunkte“ vor allem mit Pferden, die mussten freilich zuhause bleiben. Aber auch sie war mit Herz dabei. Kinder durften ihre Gesichter an einem Schminktisch kreativ bearbeiten lassen. Gemalt wurde an dem Abend aber auch großflächig. Männer, Frauen und Kinder kreierten jeweils ein meterlanges Transparent nach ihren Ideen, die Ergebnisse sollen in öffentlichen Gebäuden zu sehen sein, erläuterte Mayer.
Auch ein gut gefüllter Gabentisch war aufgebaut, auch wenn das Fest nicht speziell mit Weihnachten in Verbindung stand. Wie im Alltag mit den vielen ehrenamtlichen Helfern in der Flüchtlingsbetreuung trugen auch einzelne Unterstützer zum Gelingen des Festes bei. Gudrun Haus und Barbara Knapp hatten mehrere großformatige Decken im Patchworkstil mitgebracht und verschenkten so das Ergebnis ihrer Arbeit der vergangenen Monate. Mayer geht davon aus, dass es nicht die letzte Aktion dieser Art war, um die Begegnung zwischen Neuankömmlingen und den einheimischen Bischofsheimern zu fördern.

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