Ökumenisch selbst beim Kasse aufbessern

Beide Bischofsheimer Kirchengemeinden öffneten am Samstag bei Flohmärkten ihre Räume

BISCHOFSHEIM (gus) – Mit der Ökumene klappt es in Bischofsheim bekanntlich schon seit einigen Jahren sehr gut. Die beiden Gemeindehäuser liegen keine hundert Meter auseinander, evangelische wie katholische Gläubige können ein Kirchenlied davon singen, dass die Pfarrer es schwerer und schwerer haben, die Schäfchen beisammen zu halten – und sich zusammen mit dem Pfarrgemeinderäten eine Menge einfallen lassen müssen, um das Gemeindeleben bunt und vielfältig zu halten.

 

Noch eine Gemeinsamkeit: Mit der Finanzausstattung durch die höheren Kirchenebenen wird es auch immer schwieriger, da ist Eigeninitiative der Gemeinden gefragt. Und die zeigen sie. Am Samstag öffneten beide Gemeindehäuser die Tore zu einem Flohmarkttag, der viele nette und nützliche Dinge unter die Leute bringen sollte. Auf gemeinsamen Plakaten wurden die Angebote im Paket angeboten – und tatsächlich dürften viele Besucher beiden Stationen einen Besuch abgestattet haben.
Deutlich kürzer machte es die evangelische Gemeinde, die den Gemeindesaal nur bis zum späten Mittag öffnete. Flohmärkte gibt es hier nicht allzu oft, hauptsächlich am 1. Advent. Es einmal außerhalb der Reihe zu versuchen, hat mit dem erstaunlichen Zulauf an gespendeten Gegenständen zu tun. „Das Lager ist voll“, erläuterte Hilde Knapp, die am Mittag zusammen mit Brigitte Roos die letzten Käufer erwartete.
Wer die Taschen vollpackt, darf mit einem Sonderpreis rechnen, da knausern die Damen nicht. „Es kommen Stammkunden, sogar aus Rüsselheim“, berichten sie. Pfarrer Klaus Gottschlich spendet auch für den Basar, und zwar auf Leinwand gezogene, großformatige Fotoaufnahmen, die der ambitionierte Hobbyfotograf im Urlaub oder auch im heimischen Garten aufgenommen hat. Kostenpunkt für die dekorativen Motive: ab 60 Euro.
Gottschlich darf sich freuen, dass die Einnahmen des Basars den Grundstock der Stiftung „Evangelische Kirche für Sie“ aufbessern. Die Gemeinde hat mit der im Oktober 2006 gegründeten Stiftung ein großes Los gezogen. „Das läuft richtig gut“, kann Gottschlich berichten. Dem Ziel, von den Zinsen der Einlagen die Finanzlücken für ein vielfältiges Gemeindeleben zu stopfen, kommt die Gemeinde immer näher. „Auch wenn die Zinsen derzeit eher gering sind – wir haben einige Zustifter, die immer wieder etwas hinzutun“, erläutert der Pfarrer.
Die Stiftungserlöse sind längst fest im Haushalt eingeplant, ohne sie gäbe es vor allem die Einkaufshilfe und einen Großteil der Jugendarbeit nicht. Auch Fortbildungen lassen sich dank der sicheren Finanzquelle leichter finanzieren.
Obwohl Knapp und Roos mit dem Zuspruch durchaus zufrieden waren, sahen die Tische auch gegen Ende des Basars noch gut gefüllt aus – einmal im Advent Käufer an die Ware zu lassen, ist vielleicht zu wenig.
Die Kolleginnen von der Untergasse haben da deutlich mehr Basar- und Flohmarktpräsenz entwickelt. Auch der Garagenflohmarkt und der Bücherflohmarkt der Katholischen Öffentliche Bücherei (KÖB) im Adlersaal waren am Samstag wieder geöffnet, bis in den späten Nachmittag hinein. Was Lydia Wolf und Martin Klein mit ihrem Garagenflohmarkt angefangen haben, droht allmählich alle Rahmen zu sprengen. Die beiden verkaufen und verkaufen – aber es wird anscheinend immer mehr Ware!
Die „Garage“ selbst, ein lange Jahre ungenutzter Erdgeschossraum im Innenhof des Gemeindesaalkomplexes, reicht längst nicht mehr aus, um den Bestand an Haushaltswaren, Dekorationsartikeln und kleinem Mobiliar unterzubringen. Auch der mitbenutzte Raum mit der ehemaligen Kegelbahn quillt über. Wolf und Klein bauen mittlerweile im Hof selbst auf. „Wir können uns bei all den Spendern nur bedanken, hier ist nie Leerlauf – und das ist einfach toll“, sagte Klein. Viel Zeit verwendet das Duo auf Ordnen und Dekorieren der Ware, die Käufer sollen in Gruppen finden, wonach sie suchen. Blaue Ecke, braune Ecke, historisches Design, moderne Formen – bei Klein und Wolf herrscht trotz der Tausende von Einzelteilen eine gewisse Ordnung.
Die Mission, die sie zu ihrer Idee brachte, geht weiter. Das Ziel ihrer Aktion ist es, zur Rettung des Gemeindehauses mit dem Adlersaal einen Beitrag zu leisten. Diese Rettung ist noch lange nicht erreicht, das Dach und die Heizungsanlage warten mangels Geld weiterhin auf die dringend benötigte Erneuerung.
Im Adlersaal bot die KÖB derweil einmal mehr Teilbestände der Bücherei zum Flohmarktpreis feil. Das Team um Marita Hennig sorgt bei ihren Flohmarktaktionen immer auch für Kaffee und Kuchen – da stehen eine Etage tiefer Wolf und Klein gerne zurück, denn normalerweise versorgen sie ihre Gäste auch noch in Eigenregie. Als hätten sie nicht Arbeit genug.

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