Rangieren statt schnelle Rettung

Durchfahrt der Feuerwehr behindert: Testfahrten decken Probleme auf

Kein Durchkommen für das Einsatzfahrzeug: Hier wurde die Mindestfahrbahnbreite von drei Metern nicht eingehalten und direkt an der Kreuzung geparkt. Bürgermeisterin Ulrike Steinbach und Gemeindebrandinspektor Peter Eckert messen nach.
(Foto: Gemeinde Bischofsheim)

BISCHOFSHEIM (pm) – Das Einsatzfahrzeug kommt nur in Schrittgeschwindigkeit an den geparkten Autos vorbei. Das mühsame Rangieren beim Abbiegen in eine Seitenstraße kostet wertvolle Zeit. Ende November/Anfang Dezember testeten Mitarbeiter des Ordnungsamts gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr das Durchkommen auf Bischofheims Straßen. Oft musste der Fahrer des Löschfahrzeugs Millimeterarbeit leisten, um überhaupt vorwärts zu kommen. Da es in erster Linie um Aufklärung ging, hatte die Gemeindeverwaltung Bischofsheim im Vorfeld per Pressemitteilung bekannt gegeben, dass eine Ortsdurchfahrt mit einem Fahrzeug der Feuerwehr geplant ist.

„Stellen Sie sich vor, bei Ihnen brennt es und unsere Feuerwehr kommt nur im Schritttempo voran, um Leben zu retten und zu löschen“, sagte Bürgermeisterin Ulrike Steinbach. Sie fuhr im Einsatzwagen mit, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Besondere Probleme zeigten sich in den schmalen Straßen des alten Ortskerns von Bischofsheim. Dort bereiteten die auf beiden Seiten parkenden Autos Schwierigkeiten. Dazu Gemeindebrandinspektor Peter Eckert: „Hier ist ein Durchkommen mit unseren Einsatzwagen schwer. Besonders widerrechtlich abgestellte Fahrzeuge behindern uns. Da gehen wertvolle Minuten verloren. Statt schnell zu retten, rangieren wir minutenlang herum!“

Nach zweieinhalb Stunden Fahrt durch ganz Bischofsheim zog Bürgermeisterin Steinbach ein erstes Resümee: „Viele Halter stellen ihr Fahrzeug vorschriftsmäßig ab. Anderen fehlt offensichtlich das Bewusstsein, dass sie ihr falsch geparktes Auto zu einem Hindernis machen und die Rettung dadurch massiv behindern.“ Bei der Testfahrt ging es in erster Line um Aufklärung und weniger um die Verteilung von Strafzetteln.

Manche Reaktion verblüffte dennoch. „Ich dachte, Ihr kontrolliert nach 18 Uhr nicht mehr“, sagte ein junger Mann, der seinen Wagen so abgestellt hatte, dass die drei Meter Mindestfahrbahnbreite nicht mehr gewährleistet waren. Mit Maßband wurde kontrolliert, was mit bloßem Auge auch schon sichtbar war: Das 2,50 Meter breite Einsatzfahrzeug kommt hier nicht durch! Mit einem kurzen Signal des Martinshorns machte Fahrer Martin Schwiertz die Anwohner darauf aufmerksam, dass in ihrer Straße ein Problem besteht. Manche schauten darauf nur vom Balkon herunter. Andere kamen herbei gelaufen, um ihr auf der Straße nicht vorschriftsmäßig geparktes Fahrzeug in den Hof zu stellen. Sie wurden nur verwarnt. Ebenfalls ein großes Problem: Autos, die weniger als fünf Meter von sich kreuzenden Straßen abgestellt werden. Hier wurde gleich mehrfach das Abbiegen des Rettungswagens massiv behindert.
In einem Fall musste abgeschleppt werden: In der Siedlung „Im Klinker“ versperrte ein Fahrzeug den Rettungsweg zu einer Reihe von Mehrparteienhäusern. Da sich der Besitzer, auch nach mehrfachem Sondersignal durch das Martinshorn, nicht blicken ließ, wurden die beiden Mitarbeiter des Ordnungsamts tätig und telefonierten den Abschleppdienst herbei. Der Halter muss sich jetzt bei der Polizei melden, um sein Fahrzeug zurück zu bekommen. Ebenfalls keine Milde ließen die Ordnungskräfte im absoluten Halteverbot walten. Hier muss mit einem Strafzettel gerechnet werden. Gute Verkehrsverhältnisse wurden besonders in der Dr.-Hans-Böckler-Siedlung festgestellt. „Hier greift die Einrichtung des Bewohnerparkens“, betonte Bischofsheims Hilfspolizist Hans Wüst. Die Rettungswege zu den großen Wohneinheiten waren alle frei und auch die Wendehammer konnten ohne Behinderung genutzt werden.

„Sekunden können oft lebensrettend sein und es kann jeden treffen!“, betonte Gemeindebrandinspektor Eckert. Kurz vor Mitternacht des Test-Tages trat der Ernstfall ein: Die Bischofsheimer Rettungskräfte wurden in die Mozartstraße zu einem Wohnungsbrand gerufen. In der bei der Kontrollfahrt noch freien Friedrich-Ebert-Straße behinderte ein Auto die Durchfahrt des Löschfahrzeugs. Durch das Sondersignal aufgeschreckt, lief der Fahrzeughalter aus seinem Haus, um das Hindernis zu entfernen. Bürgermeisterin Steinbach: „Schon vor diesem Ereignis haben wir gemeinsam beschlossen, weitere Testfahrten durchzuführen. Die Bevölkerung muss für dieses wichtige Thema sensibilisiert werden.“

 

Noch keine Bewertungen vorhanden


X