Mahlen und Sieben live erleben

Zum dritten „Geburtstag“ der Schiffsmühle lädt der Verein am Freitag ein

Alte Technik, die seinerzeit aber großen Fortschritt bedeutete, war in den Schiffsmühlen eingebaut und ist am Ginsheimer Altrheinufer wiederauferstanden.?(Foto: privat)

 

GINSHEIM (pm/hej) – Einmalig in Europa ist die Schiffsmühle, die in den vergangenen Jahren in Ginsheim als Rekonstruktion wiedererstanden ist.

 

Genau drei Jahre ist es her, dass ein zunächst leeres Holzhaus auf einem eisernen Schiff von Speyer nach Ginsheim kam. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung entlang der 100 Kilometer langen Reiseroute, besonders aber am Ankunftsort in Ginsheim.
Nun wird zum dritten „Geburtstag“ am 28. September vorgezeigt, was die fleißigen ehrenamtlichen Helfer in diesem Holzhaus schon alles vollbracht haben. Sie haben eine Mühle daraus gemacht. Die Mühle hat den technischen Stand um 1900, das heißt: Auch in dem Original der nachgebildeten Schiffsmühle wurde bereits vor dem Mahlen das Getreide gereinigt. Der Bauer konnte nun im Gegensatz zu den älteren Mühlen sein Getreide so anliefern, wie er es auf dem Dreschboden nach dem Dreschen mit dem Dreschflegel zusammengefegt hat. Mit allen Spelzen, Grannen, Steinchen, Eisenteilen, Fremdsamen usw. usw. Erst nach den umfangreichen Reinigungsvorgängen wurde mit dem Mahlstuhl gemahlen. Da nie sofort alles zu Mehl wurde, musste nach dem Mahlen gesiebt werden. Mehrere Passagen (Mahlen – Sieben – Mahlen – Sieben etc.) waren erforderlich, bis das gesamte Getreide zu Mehl wurde.
Diesen gesamten Prozess kann man in der Schiffsmühle sehen. Und einerseits erkennen, welch hervorragende Arbeit hier geleistet wurde und immer noch wird. Andererseits kann man nachfühlen, welch handwerklich und wissens- und auch kräftemäßig anspruchsvollen Beruf die Müller und die Mühlburschen ausgeübt haben.
Dieser dritte Geburtstag ist Veranlassung, mit den Besuchern, mit Freunden und Mitgliedern zu feiern. Daher werden die Gäste auf der Rampe mit Speisen und Getränken versorgt. Ein buntes Programm soll zu einem Verweilen an der Schiffsmühle einladen. So wird das Vereinsmitglied Rudolf Guthmann zusammen mit seinen beiden Söhnen einige Garben Getreide mit dem Dreschflegel ausdreschen. Ein vielfältiges Musikprogramm – Unterhaltungsmusik am E-Piano, danach eher klassische Musik von vier Cellisten der Musikschule Mainspitze und letztlich Seemannslieder von dem stimmgewaltigen Biebesheimer Seemanns-Chor – wird die Gäste unterhalten. Wer etwas Bewegung bei viel Spaß haben möchte, kann mit dem siebensitzigen Fahrrad eine von Getränken begleitete kurze Strampeltour zur Mainspitze und zurück (!) unternehmen.
Bei den Führungen in der Mühle wird der neueste Stand der Arbeiten erklärt. Am Rande dieser Führungen ist Gelegenheit, eine Ausstellung von alten Fotos und Abbildungen der Mühle zu sehen, die als Vorbild für den Nachbau dienten. Und nicht zuletzt ist ein Modell einer Rheinschiffsmühle zu sehen, das im Jahre 1907 in das Landesmuseum Mainz kam und von dort an den Verein ausgeliehen wurde. Anhand dieses Modells kann man die Inneneinrichtung einer Schiffsmühle erkennen, die wohl früher als die Ginsheimer Mühle gebaut wurde.
Es ist ein schönes Fleckchen Erde, das die Ginsheimer Schiffsmühle umgibt. Man beobachtet etwa die vorbeifahrenden Schiffe, den beruhigenden Wellenschlag des Stromes, die gemächlichen Drehungen der beiden Wasserräder der Schiffsmühle und die vielen Enten, Gänse, Schwäne mit ihren Jungen. Und man kann sich wohlfühlen am Ufer des Rheins.

 

 

 

 

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