Ein wahrer Verlust für die Katholiken der Mainspitze

Die drei katholischen Pfarrgemeinden feierten und verabschiedeten zusammen ihren Abbé Corneille Mbadu

So haben ihn die Katholiken der Mainspitze kennen und schätzen gelernt: Abbé Corneille Mbadu versprühte auch bei seiner Abschiedsfeier im Rahmen des Pfarrfests gute Laune und zeigte viel Talent zu spontanem Humor.
(gus/Fotos: Steinacker)

GUSTAVSBURG (gus) – Recht spät wurde es ihm richtig bewusst. „Erst jetzt nehme ich wahr, dass die Sache ernst ist“, bekannte Abbé Corneille Mbadu, allmählich zu begreifen, dass er an der Mainspitze inzwischen nicht mehr beruflich unterwegs ist, sondern nur noch ein, allerdings äußerst gern gesehener Gast. Die Anzeichen waren auch untrüglich: Jede Menge Abschiedsreden, Lobpreisungen, auf ihn umgetextetes Kirchenliedgut und einen mit Menschen pickepacke voller Innenhof des Gemeindehauses der Gustavsburger Herz-Jesu-Gemeinde traf Mbadu am Sonntag, 28.6., im Kettelerhaus an.

Die Verabschiedung des Kaplans, der vom Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, zum 1. Mai nach Worms versetzt worden war, um die dortige Pfarrstelle Worms-Herrnsheim/Abendheim als Pfarradministrator zu führen, geriet am Sonntagmittag zum unumstrittenen Höhepunkt des gemeinsamen Pfarrfestes der drei katholischen Gemeinden an der Mainspitze.
So wie Corneille Mbadu für die gesamte Pfarrgruppe Mainspitze zuständig war, so sollten sich auch die Gläubigen aller drei Gemeinden von ihrem Pfarrvikar verabschieden können, der im Oktober 1999 zunächst in Ginsheim und Gustavsburg, seit 2005 auch für Bischofsheim zuständig war. Deshalb war es die richtige Entscheidung, mit dem offiziellen Abschiednehmen bis zur Gelegenheit des Pfarrfests zu warten.
Prof. Bernd Steffens vom Vorstand des Gustavsburger Pfarrgemeinderats hatte eine lange Liste Weggefährten mitgebracht, die sich vom 1965 im Kongo geborenen Pfarrvikar verabschieden wollten. Dazu bekam Mbadu inmitten der Sitzreihen einen Korbstuhl mit lilafarbenem Kissen hingestellt, auf dem er es sich bequem machen sollte. Aber lange konnte der Ehrengast die Bequemlichkeit nicht genießen, schnell funktionierte er den Stuhl mangels Alternative zur Geschenkablage um.
Der Vorsitzende des Dekanatsrats Rüsselsheim, Dr. Peter A. Schult, würde dem Kaplan noch manchen Karrieresprung zutrauen, allerdings müsste das etwas an den Spielregeln der katholischen Kirche vorbeigehen. „Man muss einen Kardinal auch mal ohne Rom wählen können“, wünschte er sich. Im Bereich des Dekanats „bedauern 60.000 Menschen, dass du weg bist“, versicherte der Ratsvorsitzende dem 49-Jährigen.
Ja, er sage den Wormsern auch immer schon, „dass ich ein Geschenk der Mainspitze an Rheinhessen bin“, versicherte der Pfarradministrator, dem ein gravierender Unterschied zwischen alter und neuer Wirkungsstätte sofort auffiel. „In Worms werden wegen der Weinberge viele Wettersegen gewünscht“, berichtete er. Allerdings machte der Pfarrvikar auch innerhalb der Mainspitze unterschiedliche Erfahrungen mit den Gemeinden. Weniger mit den katholischen, als den politischen Gemeinden, denn als Mbadu ab 2005 auch häufiger in Bischofsheim unterwegs war, prägten seine ersten Erfahrungen dort die Ordnungskräfte der Gemeinde. „Ich habe ein Knöllchen bekommen“, hat er sich genau behalten. Nicht, dass er es den Bischofsheimern krumm nähme. „So konnte ich wenigstens etwas für die Gemeindekasse tun.“ Den Gegenwert des Knöllchens mehr als wett machte das Geschenk, das Bürgermeisterin Ulrike Steinbach dem Pfarrvikar zum Abschied mitbrachte: den Fotoband „360 Grad“ mit vielen Aufnahmen aus Bischofsheim.
Die Hauptamtlichen der Kirchengemeinden mit Pfarrer Karl Zirmer an der Spitze hatten auch allen Grund, Dank zu sagen für die prägende Arbeit ihres Pfarrvikars. „Wir sind sehr unterschiedliche Menschen, aber so haben wir uns gut ergänzt“, sagte Zirmer, und das ist wohl wahr. Aber irgendwie scheint jeder gut zurechtgekommen zu sein mit dem Kongolesen, der 1987 zum Studium nach Deutschland gekommen war.
Auch viele weitere Gruppen wie die ehemaligen Gemeindereferentinnen und die Küster kamen zum Abschied. Vor letzteren hatte Abbé Corneille Mbadu immer höchsten Respekt – und vielleicht sogar ein bisschen Angst, wie man seiner Einlassung entnehmen konnte. „Man sollte immer ein gutes Verhältnis zum Küster haben, sonst trägt man am Ende ein ganz altes Messgewand“, hat er im Laufe seiner Laufbahn erfahren – sicherlich schon vor seiner Zeit an der Mainspitze.
Für immer weg sein wird der bisherige Pfarrvikar aus der Mainspitze mit dem Tag der Verabschiedung sicher nicht, Gelegenheit zu Einladungen wird es immer wieder geben. Zum Abschied bildete sich übrigens ein „Mainspitzenchor“ des um die Mitglieder des Seelesorgerates verstärkten Kirchenchors, der unter dem Dirigat von Stefan Finkenauer – gemäß der Erkenntnis des Abbé Corneille „gläubige Menschen singen“ – umgedichtetes Kirchenliedgut zum Besten gab, so das Danklied „Wunderschön Prächtiger“:

Wunderschön Prächtiger

Wunderschön Prächtiger
klein und doch Mächtiger,
liebreich und fröhlicher 
Abbé Corneille. 
Wir denken ewiglich
an dein stets
sehr fröhlich rufend
und singendes „hallelujah“
Danke in Treue
immer aufs neue
Unsere Herzen
zum Himmel empor
singt dir ganz laut
der Mainspitzenchor.

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