Mit rot-weißer Badekapp den Rhein hinab

Weiterhin schwer aktiver Georg Stippler feierte seinen 80. Geburtstag

GINSHEIM (gus) – Nicht viele Menschen sind in diesem Alter noch so auf dem Damm wie der Mann aus der Dammstraße.

Aber Georg Stippler tat und tut in seinem Leben auch viel dafür, ungeachtet seines inzwischen hohen Alters aktiv am Leben teilzunehmen – und das, wie eigentlich schon immer in seinem erwachsenen Leben, auch zu Beginn des neunten Lebensjahrzehnts in führender Position. Am Montag feierte er im Garten seines Elternhauses Auf dem Wingert, das seine Tochter bewohnt, seinen 80. Geburtstag – in aller Ausgiebigkeit.

Seinen Lieblings-Sinnspruch hatte er selbst in das Gästebuch eingetragen: „Erst wenn man aufhört sich Ziele zu setzen, wird man älter“, lautet dieser. Das bestätigen Ärzte schließlich zumindest für die geistige Frische, die sich viel besser erhält, wenn man auch im Rentenalter wichtige Aufgaben wahrnimmt.

Für die meisten älteren Ginsheimer ist Georg Stippler vor allem der Feuerwehrmann. Das hat seine Berechtigung, denn 65 Jahre ist er inzwischen in der Ginsheimer Wehr Mitglied, war zwischen 1958 und 1988, als er die Altersgrenze für diese Position erreichte, Ortsbrandmeister der Gemeinde Ginsheim-Gustavburg.

Kein Wunder, dass jede Menge Blauröcke zu den Gästen der Feier zählten. Nicht nur von der eigenen Garde, sondern auch Delegationen der Wehren aus Bischofsheim, wo Stippler ebenfalls weiterhin Mitglied ist, Astheim sowie der MAN-Betriebsfeuerwehr erschienen zum Gratulieren.

Die Liste der Aufgaben, die er bei der Wehr in sechseinhalb Jahrzehnten wahr nahm, geht weiter: Stippler ist der Mann, der 1966 die Jugendfeuerwehr ins Leben rief und bis heute der Alters- und Ehrenabteilung der Wehr angehört. Dass er nach seiner aktiven Zeit zum Ehren-Ortsbrandmeister, Ehren-Wehrführer und Ehrenvorsitzender des Feuerwehrvereins ernannt wurde, kann da kaum verwundern.

Aber Stippler kann mehr als löschen. Bei Opel baute der Karosseriebaumeister einst den Kapitän und weitere Flaggschiffe des heimischen Autokonzerns zusammen, der spätere Bischofsheimer Bürgermeister Otto Sutter war in seiner Lehrzeit übrigens sein Gewerbelehrer.

„Insgesamt bin ich jetzt 48 Jahre in führender Position ehrenamtlich für die Gemeinde tätig“, rechnet Stippler vor. Denn fünf Jahre nach dem Ausscheiden als Ortsbrandmeister fand der damals 62-Jährige eine neue Berufung, die ihn bis heute beschäftigt. Bei der Gründung des Seniorenbeirats der Gemeinde war Stippler 1993 dabei, übernahm gleich einmal den Vorsitz und wurde seither in Urwahlen vier Mal in dieser Aufgabe bestätigt. „Wir haben mit dem Beirat schon sehr viel erreicht, auch wenn man immer etwas Geduld haben muss“, sieht Stippler das Gremium durchaus in einer ernst genommenen Position. Auch im Landes-Seniorenbeirat mischte er mit. In seiner Heimatgemeinde sieht er es als seine Aufgabe an, die Alltagstauglichkeit des Lebens in Ginsheim aus der Sicht der Senioren zu bewerten und Probleme zu entdecken. Da heißt es, hinschauen und prüfen.

Quasi aus der Vertretungsarbeit erwachsen ist seine weitere Aufgabe: Es kann nämlich durchaus vorkommen, dass der freundliche, ältere Herr mit den schlohweißen Haaren Mitbürger auf offener Straße anspricht und sie dezent auf ein leichtsinniges Verhalten hinweist. Denn seit 1999 ist Stippler als Sicherheitsberater der Polizei für Senioren unterwegs. „Man muss es den älteren immer und immer wieder darauf hinweisen, wie sie sich verhalten müssen um sich zu schützen“, betont Stippler. Für diese Tätigkeit, die auch das Halten von Vorträgen in Sälen umfasst, wurde er bei der Polizei speziell ausgebildet.

Was dem Mann geistig und körperlich so fit hält, ist zweifellos die Bewegung. Nicht nur die Gehirnzellen hält Stippler auf Trab, auch seinen Körper stählt er regelmäßig. Sein Sportlerglück liegt zwischen den Rheinkilometern 487 und 493, gemeinhin als Steindamm und Ginsheimer Natorampe bekannt.

Drei Mal war sie in diesem Jahr schon zu entdecken, die rot-weiße Badekappe, darunter Georg Stippler, der wieder einmal seine sechs Kilometer im Rheinwasser absolviert. „Das mache ich jetzt schon seit 35 Jahren regelmäßig“, berichtet er. Die Signalkappe trägt er dabei, weil er sich das letzte Drittel der Strecke unerschrocken in der Fahrrinne bewegt. Und im Winter, wenn es vielleicht dann doch ein bisschen zu kalt für ein ausgedehntes Bad ist, zieht er beim Langlauf im österreichischen Lechtal schon einmal über 100 Kilometer auf den Skiern durch die Gegend. Da muss man ja nun wirklich kerngesund sein, um das zu leisten in diesem Alter. Dazu darf ihm auch der Lokal-Anzeiger mindestens so sehr gratulieren wie zur bloßen Zahl 80.

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