„Acht Frauen“, acht starke Schauspielerinnen

„Flörsheimer Amateur Theater“ begeistert mit facettenreichem Kriminalstück

FLÖRSHEIM (ak) – Waren schon die Vorstellungen am Freitag- und am Samstagabend sehr gut besucht, so wurde es am Sonntagnachmittag noch einmal so richtig voll in der Flörsheimer Kulturscheune: Vor „ausverkauftem Haus“ spielte das „Flörsheimer Amateur Theater“ (FAT) das Kriminalstück von Robert Thomas „Die acht Frauen“ und begeisterte damit auch diesmal das Publikum.

 

Unter der gekonnten Regie von Luzia Platt liefen die Schauspielerinnen des FAT sehr zum Vergnügen ihrer Zuschauer zu ihrer Höchstform auf, mit den Figuren der acht Frauen in einem eingeschneiten Haus, in dem scheinbar ein Mord passiert war, brachten sie acht unterschiedlichste Charaktere sehr präzise und mitreißend auf die Bühne. 
Das männliche Geschlecht kommt in Robert Thomas‘ Stück „Die acht Frauen“ – wie ja schon im Titel angedeutet – nur als imaginär in einem Zimmer irgendwo hinter der Bühne zunächst schlafender und dann ermordet vermuteter Hausherr vor. Auf der Bühne bemühen sich acht Frauen, vom Schneesturm eingeschlossen, mit auf mysteriöse Weise zerschnittenem Telefonkabel und vergifteten Hunden ohne Verbindung zur Außenwelt und dem vermeintlichen „Mörder“ schutzlos gegenüber stehend, den „Mord“ aufzuklären. Dabei kommen sie nicht nur zu dem Schluss, dass der „Mörder“ (die „Mörderin“) eine von ihnen sein muss, sondern es kommen auch nach und nach die mehr oder weniger kleinen oder großen Geheimnisse der acht Damen ans Tageslicht. Ob mondäne Hausherrin und Gattin Gaby (Birgit Herzig-Moter), aus England angereiste Tochter Susanne (Laura Schröter), noch als Nesthäkchen zu Hause lebende jüngere Tochter Catherine (Sandra Danisch), im Rollstuhl immer mal wieder „ein Schlückchen“ nehmende Großmutter Mamy (Christel Steinkamp), miesepetrig egozentrische „graue Maus“ Tante Augustine (Sarah Biczysko), tugendhaft scheinende Köchin Madam Chanel (Marion Ballweg), freches Zimmermädchen Louise (Andrea Meyenberg) oder verruchte Schwester des Hausherren Pierette (Edith Theimer) – hinter allen acht Charakteren steckt mehr, als man zunächst vermutet. 
Den acht Schauspielerinnen des FAT gelingt es, diese Entwicklung der Charaktere für die Zuschauer sehr spannend, witzig und turbulent auf die Bühne zu bringen, alle sind in jeder Minute des Stücks in ihrer Rolle sehr präsent. Besonders die leicht „schräg“ in Szene gesetzten Eigenarten von „Tante Augustine“ amüsieren das Publikum sehr, ihre „spitzmäusige“ Mimik und ihre unerwarteten temperamentvollen „Gefühlsausbrüche“ bringen die Zuschauer mehr als einmal zum Lachen. Aber auch die Krimi-Stimmung kommt keinesfalls zu kurz in dieser Inszenierung, es herrscht zum Teil atemlose Spannung im Zuschauerraum. Regisseurin Luzia Platt hat es gut verstanden, durch Bühnenauf- und -abgänge der handelnden Damen durch den Zuschauerraum und durch Nutzung selbst der Bühnenkante als „bespielbaren Raum“ das Publikum auch räumlich in das Geschehen auf der Bühne mit einzubeziehen.
Schon zur Pause wurde das FAT für dies alles von den Zuschauern mit großem Beifall und mit Worten wie „Wunderbar!“, „Toll!“ und „Das ist ja spannend!“, belohnt.
Was man kaum zu hoffen wagte, bewahrheitete sich in der zweiten Hälfte des Stücks: Das bis dahin schon sehr gute Spiel konnte sich noch steigern und das Publikum mitnehmen in eine von Misstrauen geprägte Kaffeerunde (Ist der Kaffee am Ende von der Mörderin vergiftet?), eine turbulente Rangelei zweier Damen um einen Revolver und zahlreiche andere überraschende Situationen. 
Die von der verblüffenden Auflösung und dem dann doch irgendwie traurigen Schluss begeisterten Zuschauer, wollten am Ende gar nicht aufhören zu applaudieren, die Schauspielerinnen mussten sich mehrere „Vorhänge“ lang immer wieder zeigen.
„Das ist der – einzige! – Lohn des Amateur-Schauspielers, und so macht das Spielen Spaß“, freute sich auch Inspizient Jürgen Ripperger lachend über den großen Beifall und den Erfolg des Stücks. „Aber unsere Frauen sind auch wirklich toll! Dafür haben wir Männer sehr gerne diesmal die 'Hilfsjobs' wie Technik, Kartenverkauf oder als Inspizient übernommen!“
Wer sich die sehenswerte Aufführung des Flörsheimer Amateur Theaters noch anschauen möchte, hat dazu Gelegenheit am Freitag, dem 5., und am Samstag, dem 6. April, um jeweils 20 Uhr sowie am Sonntag, dem 7. April, um 17 Uhr in der Kulturscheune.
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