Denk ich onn Flerschem

in de Nacht...

Gestern habb ich mich mett moim ahle Kumpel Hubert in de Kolonnade beim Bäcker zum Kaffeedrinke getroffe. Awwer de erst emol, der iss unn iss nitt beikumme.

Wie er dann endlich kumme iss hadd ich merr schunn enn Kaffee gehollt unn aach schunn fast ausgedrunke als er gesaat hott: Entschuldige bitte, zehn Minuten habe ich an der Schranke warten müssen. Ich hol‘ mir auch einen Kaffee, soll ich dir einen mitbringen?

Klar, habb ich ze Ontwort gewwe, ooner giht noch enoi.

Als merr dann newernonner gesotze hawwe, sächt de Hubert: An der Schranke stand ich neben deinem Freund Schorsch, und als der sich mächtig aufregte, dass wieder einmal zwei Züge und ein Güterzug vorbeifuhren, ehe die Schranke sich öffnete, da sagte ich zu ihm: Georg, reg‘ dich nicht auf. Der geschlossenen Schranke wirst du in zwei Jahren nachweinen. Dann nämlich, wenn die neue Fußgängerunterführung fertig ist und du einen langen Weg vor dir hast, auf die andere Seite zu kommen.

Unn, habb ich gefroocht, was moont de Schorsch doo?

De Hubert hott enn Schluck Kaffee genumme unn gesaat: Der hat es mir nicht geglaubt. Hannes, ich habe die Pläne für die Unterführung gesehen und ich sage dir, die Fußgängerunterführung wird Flörsheim mehr trennen als verbinden. Ich habe vor einigen Tagen die Unterführung am alten Friedhof gesehen, verdreckt und versaut. Und es sah so aus, als hätte ein Pferd die Unterführung benutzt.

Enn Gaul?, habb ich gefroocht, ei wieso dann dess?

De Hubert hott gegrinst. Die Unterführung war so bepinkelt, so viel Wasser kann nur ein Pferd lassen. Aber Spaß beiseite. Ich garantiere dir, vom Herbst bis zum Frühjahr, wenn es früh dunkel wird, werden nur wenige Leute die neue Unterführung benutzen, die ist einfach zu lang. Ich sage dir, diese Unterführung wird die Altstadt mehr abtrennen von dem Gebiet nördlich der Bahn als es die Schranke je vermocht hat.

Ich moons joo aach, saach ich, awwer was schlägsde vor?

Sächt de Hubert: Ihr müsst schleunigst die Altstadt attraktiver machen, vor allem mit Geschäften. Jeder ohne Auto und vor allem die alten Leute sollen dort einkaufen können und nicht den Weg in die Kolonnaden nehmen müssen. Das Einkaufen ist ja nicht nur Nahrungsbeschaffung, es ist ja auch dafür da, andere Leute zu treffen.

No ja, saach ich, so wie ich unser Politiker kenn, werrn die erst emol abwarte ob dess su kimmt wie mir zwaa dess mett de Unnerführung moone. Erst dann werrn se reagiern.

De Hubert hott sich uffgereecht. Das ist zu spät, schon heute muss damit begonnen werden, das dauert doch bis man wieder Geschäftsleute findet, die sich in der Wickerer Straße niederlassen. Aber fragt doch mal den Tegut, vielleicht zeigt der Interesse.

Ich saach: Hubert, aach weil ich so denk wie du saach ich, die solle e nei Rothaus uffem Marienplatz baue ...

Marienplatz?, frächt de Hubert.

Ja, saach ich, Marienplatz, so nenn ich dess Axthelm-Gelände weeche der Kapell dort, dess war frieher e Marienkapell, unn endlich emol enn Oofong mache mett de Bebauung. Iss dort was kimmt noch mehr dezu.

Moont de Hubert: Es wird Zeit etwas zu tun. Ihr alle müsst immer daran denken.

Ich saach: Ich denk droo, Hubert, awwer denk ich onn Flerschem in de Nacht, dann bin ich um de Schloof gebracht.   Eiern Honnes

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