Und ewig rauschen die Narren

Abwechslungsreiches Programm sorgte bei KAB-Fastnachtssitzung für beste Unterhaltung

FLÖRSHEIM (drh) – Herzliche Flerschemer Fassenacht erlebten die Besucher der ersten KAB-Fastnachtssitzung am Samstagabend im Gemeindezentrum St. Gallus. Die Sitzung bestach mit ihrer Nähe zum Heimatort, außerordentlichem Ideenreichtum sowie dem Mut, Rollen neu zu verteilen und neben Altbewährtem auch Neues zu wagen. 

 

Daniel Schleidt beispielsweise gefiel als neuer Sitzungspräsident, der den nach 18 Jahren Präsidentenzeit umziehenden Hans-Jürgen Keller vertrat. Schleidt fand zu jedem Akteur die passenden Verse und konnte altgediente Redner ebenso herzlich von der Bühne verabschieden, wie er andere Gruppen zu ihrem „Comeback“ begrüßte. „Fasse-nacht ohne Mädcher iss wie Frühstück ohne Brötcher“, reimte Schleidt beispielsweise als er der Nachwuchstanzgruppe für ihre Hip-Hop-Eröffnung dankte. Pfarrer Christian Preis betrat letztmalig als „Till“ die Bühne, nahm sich die Lokal- und Außenpolitik in Reimform zur Brust und stellte fest: „Hosde de Till erst emol im Haus, kriehsten so schnell aach nit mieh naus.“ Dennoch sei nun die Zeit für eine Pause gekommen. „Ob im Kostüm, ob im Talar, Christian, du bist wunderbar“, lobte Schleidt die Leistung, die mit stehendem Applaus des Publikums unterstrichen wurde. 
Nicht nur den Ohren, auch den Augen wurde etwas geboten: das Ballett „Mancomania“ präsentierte eine perfekte Choreographie und wirbelte mit einem atemberaubenden Gardetanz über die Bühne, der sämtliche Zuschauer in seinen Bann zog. Anschließend wartete auf die Narrenschar ein kleiner Sprachkurs. Ute Breckheimer betrat als Englischlehrerin die Bühne und erteilte dem Publikum eine kurze aber intensive Nachhilfestunde, in der unter anderem zu erfahren war, dass der Flörsheimer Fastnachtsruf mit „Hall your ponies“ zu übersetzen sei. Breckheimer verließ die Bühne dann auch nicht mit einem Narrhalla-Marsch, sondern mit einem närrischen „Move-Out“. 
Mit einem ganz neuen Konzept verzauberten jugendliche Nachwuchsfastnachter das Publikum. Standen sie vor zwei Jahren noch als Tanzgruppe auf der Bühne, gönnten sie sich im vergangenen Jahr eine Pause, um in dieser Kampagne mit einer mitreißenden Musical-Playback-Show zu verzaubern: der „Starlight-Express“ rauschte über die Bühne. Mit nur 23 Jahren sei Büttenredner Christian Schäfer eigentlich noch viel zu jung, um abzutreten, doch auch er möchte sich nach seinem „singenden Matrosenvortrag“ eine Pause gönnen. 
Und ewig rauschen die Wälder: Froni und Franz führten durchs volkstümliche Programm des „Fröhlichen Flörsheimer Fastnachts-Frühlings“ der Gruppe „Los Chaos“. Stefanie Hertel in der Löwensenf-Tube fehlte in der Show ebenso wenig wie die Urenkelin von Maria Hellwig. Höhepunkt der Show war jedoch der Auftritt der vier Schwarzwald-Schwestern, die passend zum aktuellen Popsong nicht „148 Mails checken“, sondern ihr „Mehl strecken“. 
Die Eröffnung der zweiten Halbzeit gehörte der Gruppe „Mainstein“. Bei der Verleihung des „goldenen Mainsteins“ übten sie Kritik am selbstverliebten Bundespräsidenten, am „Möchtegern-Dr. Guttenberg“ und kürten in der Kategorie des schönsten Bauwerks Europas die Flörsheimer Kreisel mit Stier und Raben zum Sieger. Der Ideenreichtum der Männertruppe war grandios, wo sonst läuft ein Sigbert-Kohl-Zahnarzt-Double auf und wird Roland Koch „im Zorn zum Münchhausen-Baron von Eschborn“. „Er hat uns tausendmal belogen, denn sie sind tiefer noch geflogen“, sang Jochen Schleidt, bevor Frank Treml mit seinem neuen Lied auf Flörsheim die Saalgäste förmlich von den Stühlen riss. „Un die Moral von der Geschicht, diese Stadt verlässt man nicht“, lautete trotz Fluglärmbelastung das kämpferische und zugleich liebevolle Fazit der Gruppe Mainstein. „Es gibt doch nichts Schöneres, muss ich gestehn, als mit guten Freunden auf der Bühne zu stehn“, bekannte anschließend Sitzungspräsident Daniel Schleidt, der beim Auftritt der Mainsteiner in die Rolle des „Dr.“ Guttenberg geschlüpft war. 
Marktfraa Josefine, alias Engelbert Hammer, berichtete von ihren ersten Internet-Erlebnissen. So habe sie zwar kein Mehl in der vermeintlichen „Mehlbox“, aber mit Wer-kennt-Wen und Facebook immerhin neue Tratschwege gefunden. „Bei Ostwind wackeln mir die Blombe, es ist wie Krieg nur ohne Bombe“, zog Josefine zum Thema Fluglärm Bilanz und plädierte außerdem für ein Festzelt auf dem leerstehenden Schützenhofplatz. 
Frech und fetzig kamen die Herren des Männerballetts im Lady Gaga-Outfit daher, bevor Monika Naaß und Jutta Schlosser als mehr oder weniger vom Schicksal gebeutelte Ehefrauen noch einmal die Lachmuskeln der Zuschauer strapazierten. Das FNC-Damenballett „Fun Factory“ entführte das Publikum noch einmal in eine ferne Galaxie, bevor die „Wummigs“ im Finale alle Aktiven zum Abschluss auf die Bühne riefen.

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