Flörsheimer Kitas im Halbbetrieb Seit Dienstag dürfen wieder mehr Kinder in die städtischen Einrichtungen gehen - Platztausch im Wochen-Wechsel

Botschaften wie diese an der Kita Am Mainturm waren in den vergangenen Wochen an vielen Schulen und Kindertagesstätten in der Stadt zu sehen - und auch nach der nun teilweisen Öffnung ist der Normalbetrieb noch eine ganze Ecke weg.

Seit Dienstag dürfen wieder mehr Kinder in die städtischen Einrichtungen gehen - Platztausch im Wochen-Wechsel

Gerade eine Woche lang hatten die hessischen Kommunen und sonstigen Träger von Kindertagesstätten im Bundesland Zeit, sich und die Eltern der Kitakinder auf die Wiedereröffnung der Einrichtungen vorzubereiten. Das Land Hessen entschied sich recht kurzfristig zu diesem, als Teil eines länger festgelegten Stufenplans vorgesehenen Schritt der Lockerung, weil die positive Entwicklung bei den Corona-Ansteckungszahlen dies erlaubte. Da laut Umfragen die Unzufriedenheit der Bürger mit den Beschränkungen durch die Pandemie-Eindämmung im Bereich der Schulen und der Kinderbetreuung am größten ist, sehen sich die Bundesländer auf diesem Gebiet gedrängt, schnell zu handeln.

Erst am Montag vergangener Woche verkündete die Landesregierung, dass ab diesem Dienstag (2. Juni) der Regelbetrieb in den Einrichtungen wieder anlaufen soll. In "eingeschränkter" Form, versteht sich, weil die Grundnormen der Pandemiebekämpfung – Abstands- und Hygieneregeln – natürlich weiterhin gelten sollen. Gerade weil diese einzuhalten in der Kinderbetreuung nicht recht vorstellbar war, mussten die Einrichtungen seit Mitte März weitgehend die Tore schließen.

Einen Notbetrieb, für dessen Zugangsberechtigung das Land eine detaillierte Verordnung erlassen hatte, gab es zwar seither in allen sechs städtischen Einrichtungen in Flörsheim. Die Erste Stadträtin Renate Mohr (GALF) betont zudem, dass somit sämtliche Kinder, die aufgrund einer Kindeswohlgefährdung Betreuung außerhalb ihrer Familie benötigten, durchweg versorgt waren. Doch ansonsten nahmen die Eltern das Angebot nur sehr zögerlich an, weil vielen von ihnen das Risiko offenbar zu hoch schien. Selbst, als sich dies im Mai entspannte, war gerade einmal ein Fünftel der Kitakinder in der Notbetreuung präsent. Wieviel es denn nun im „eingeschränkten Regelbetrieb“, der seit dieser Woche gilt, werden sollen, hat das Land den Kommunen nicht vorgegeben – nur, dass es eben keine 100 Prozent sein können.

Kommunen haben Gestaltungsspielraum

Wohlweislich, denn ob und wie Abstand und Hygiene in den Einrichtungen zu garantieren sind, hängt nun einmal sowohl von den baulichen Begebenheiten, dem zur Verfügung stehenden Betreuungspersonal und nicht zuletzt der Nachfrage der Eltern ab. „Diese örtliche Flexibilität eröffnet den Kommunen Gestaltungsspielraum, um möglichst vielen Kindern möglichst viel gute Bildung und Betreuung einräumen zu können“, betont das zuständige Sozialministerium. Am Mittwoch erst, also gerade sechs Tage vor der Öffnung, legte das Land seine „Hygieneempfehlung“ vor. „Sie dient den Trägern als Richtschnur und soll sie darüber informieren, was bei einem Kita-Betrieb während der Corona-Pandemie zu beachten ist“, heißt es dazu.

Beim städtischen Amt für Familien, Soziales und Wohnen hatte man etwas mehr Vorgaben aus Wiesbaden erwartet, als dann letztlich kamen. Renate Mohr berichtet, dass sie noch bis kurz vor der Sitzung des Stadtverordnetenvorstands am vergangenen Mittwoch die neuesten Infos dazu abwartete. Zum Beispiel, dass eine Obergrenze für die Gruppengrößen festgelegt wird. Die kam nicht, zudem hob das Land sehr schnell das Verbot einer Zweckentfremdung von Räumen zur Sicherstellung der Abstandsregeln wieder auf. Das am Mittwoch nachgereichte „Hygienekonzept“ enthält letztlich keine nicht schon zuvor bekannten Vorsichtsmaßnahmen.

„Es war eine Mammutaufgabe, die nötigen Entscheidungen zu treffen, denn es gab keine Möglichkeit zu einem Plan, den wir auf alle Einrichtungen anwenden könnten“, erläutert die Erste Stadträtin und sieht daher auch ein, dass eine gewisse Unschärfe in den Vorgaben aus Wiesbaden durchaus Sinn machte. Zu unterschiedlich ist die Personal- und Raumsituation in den einzelnen Kitas in Flörsheim. Sie schätzt, dass in dieser Woche die üblicherweise 25 Kinder fassenden Gruppen durchweg mit zwölf bis 13 Kindern besetzt sein werden.

Den ersten Zugriff auf die „neuen“ Plätze über die bisherige Notbetreuung hinaus vergab die Stadt an die ältesten Jahrgänge. „Die künftigen Schulkinder hätten sonst keine Chance, sich von ihrer Kita zu verabschieden, zudem können sie so den geregelten Tagessablauf wieder erfahren und sich ein bisschen auf das Schülerleben vorbereiten“, begründet Mohr diese Entscheidung. Im Gegensatz zu den Kindern in der Notbetreuung, die weiterhin jeden Tag in die Einrichtung gehen, entwarf die Stadt für jede einzelne Einrichtung einen Rotationsplan. Die jetzt zurückkehrenden Kinder werden eine oder zwei Wochen am Stück die Kita besuchen und dann wieder eine Zeit zuhause blieben, damit andere Kinder eine Chance bekommen. „So können wir wesentlich mehr Kinder berücksichtigen“, betont Mohr. Vermieden werden soll, dass die Kinder immer wieder die Gruppen wechseln müssen, auch wenn dies einiges an Flexibilität kostet.

Letztlich konnte allen Kindern ein Rotationsplatz angeboten werden, so dass niemand leer ausgehen muss – es sei denn, die Erziehungsberechtigten verzichten lieber. „Es gibt Eltern, die dies als Flickschusterei sehen und für ihr Kind nicht wollen, andere finden es toll, dass ihr Nachwuchs so zumindest mal wieder die anderen Kinder zu sehen bekommt“, berichtet die Erste Stadträtin von unterschiedlichen Reaktionen aus der Elternschaft. Die konnte natürlich auch nur sehr kurzfristig über das neue Angebot informiert werden. Es ist daher davon auszugehen, dass sich in den ersten Wochen noch einiges einpendeln muss und wird.

Eltern akzeptieren Beschränkungen

Mohr will deshalb erst einmal abwarten, wie sich die Praxis in den Einrichtungen in den kommenden Tagen und Wochen gestaltet. „Wir müssen jetzt Erfahrungen sammeln und sehen, wo es Probleme gibt.“ Soweit sie es mitbekommen hat, akzeptieren die Eltern es bisher, dass die Angebote beschränkt sind. Denn dass ihre Kinder derzeit die gebuchten Module nicht alle nutzen können, bleibt vor allem durch die personellen Grenzen nicht aus. „Trotz der besonderen Situation ist ein ganz großer Teil der Eltern verständnisvoll und sieht, dass wir nur eingeschränkt handeln können“, betont Mohr.

Der Leiter des Amtes für Familien, Soziales und Wohnen, Simon Dylla, stand mit allen Einrichtungsleiterinnen in Kontakt, um mit ihnen abzusprechen, was in ihren Kitas konkret vorzubereiten war, um den Bestimmungen zu entsprechen. Auch die Personalsituation musste er dabei Einrichtung für Einrichtung abklopfen, „denn wir haben auch Erzieherinnen, die aufgrund von Vorerkrankungen als Risikopatienten gelten“, betont Mohr. Die Erste Stadträtin fand es nicht allzu glücklich, dass das Land den Begriff „Regelbetrieb“ im Zusammenhang mit dem wählte, was nun ermöglicht wird, denn der hätte übersteigerte Erwartungen bei den Eltern wecken können – ein potenzieller Konflikt, der zumindest in Flörsheim aber ausgeblieben ist.

So war sich die Stadt zu Beginn der vergangenen Wochen auch sicher, die Wiedereröffnung nicht um eine Woche zu verschieben, wie es die Nachbarstadt Hattersheim entschied. „Wir wussten schon vor 14 Tagen, dass diese Stufe bald kommen würde und haben das intensiv vorbereitet, deshalb brauchten wir auch nichts zu verschieben“, sagt Mohr.

Bis zum 5. Juli läuft die nun eingeleitete Phase, was danach folgt – die nächste, vierte Stufe soll dann eigentlich die Rückkehr zum wahren Regelbetrieb bieten – ist von der weiteren Entwicklung des Infektionsgeschehens in Land und Landkreis abhängig.

Möglichst keine Sommerschließung

Die Stadt will in den Schulferien eigentlich auf die traditionelle Sommerschließung der Kitas verzichten, die in jeder Einrichtung üblicherweise 14 Tage beträgt. Da nun aber weltweit die Reisebeschränkungen fallen, könnte es damit aus personellen Gründen ein Problem geben, denn viele Erzieherinnen können nun wohl doch den länger gebuchten Urlaub antreten – und bekommen die Reisekosten nicht erstattet, wenn sie jetzt noch stornieren. „Mal sehen, wie wir das vom Personal her hinbekommen“, muss die Erste Stadträtin daher bekennen, dass die durchgehende Öffnung noch nicht in trockenen Tüchern ist.

Vertreter der fünf kirchlichen Flörsheimer Kitas saßen bei den Vorberatungen übrigens stets mit am Tisch, für sie gelten schließlich die gleichen gesetzlichen Vorgaben des Landes. „Das ist ein sehr konstruktives Miteinander, die Konzepte zur Umsetzung haben wir nun aber nicht mit ihnen abgesprochen“, erläutert Mohr.

In der Katholischen Kita Sankt Katharina in Wicker gab es bei zwei Corona-Verdachtsfälle unter Kindern, die das Ordinariat zur Schließung der Einrichtung veranlasste – die Test verliefen negativ. In den städtischen Einrichtungen blieb es bei dem einen Coronafall einer Erzieherin in der Kita Mainglück, ansonsten ist der Stadt lediglich ein bestätigter Fall eines Schülers in der Riedschule bekannt geworden. Das entspricht dem auch von den offiziellen Berichten bestätigten Bild, dass die Infektionszahlen trotz der jüngsten Öffnungen weiter deutlich absinken.

Dennoch bleibt es auch für die Verwaltungen weiter nicht abzuschätzen, in welchen Schritten es raus aus den Beschränkungen gehen wird – Abwarten bleibt das Gebot der kommenden Stunden, Tagen und Wochen.

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