Wer soll es richten?

Bürgermeisterwahl: Kandidaten stellten sich bei Podiumsdiskussion den Fragen der Zuschauer

FLÖRSHEIM (ron) – Es waren bekannte Themen, die am Montag während der Podiumsdiskussion in der Stadthalle diskutiert wurden. Ungefähr 90 Minuten lang stellten sich die drei Bürgermeisterkandidaten Markus Ochs (CDU), Sven Heß (GALF) sowie Amtsinhaber Michael Antenbrink (SPD) den Fragen der Bürgerinnen und Bürger. Auch Moderator Alexander Noé, politischer Redakteur dieser Zeitung, steuerte dem Diskurs einige Fragen bei.

 

Die allgegenwärtige Fluglärmbelastung sowie die hohe Verschuldung der Stadt markierten die thematischen Schwerpunkte an diesem Abend. Um der massiven Verschuldung der Stadt entgegenzuwirken, erachtete Amtsinhaber Antenbrink die attraktiven Gewerbegebiete als gute Lösung, konstatierte jedoch im selben Atemzug, dass „es ein großes Problem“ sei, „wenn man die Kommunen dabei alleine lässt“. Jede zweite Kommune, so Antenbrink, sei mittlerweile nicht in der Lage, die jährlichen Ausgaben zu finanzieren. Sein Kontrahent Heß wies zudem darauf hin, dass eine Kommune, so auch Flörsheim mit einer Verschuldung von 51 Millionen Euro, immer von Krediten abhängig sei. „Deswegen müssen wir genau hinschauen, wo wir hineininvestieren“, forderte er. Sein Ziel als künftiger Bürgermeister, so Heß, sei es nämlich, „allen eine angemessene Daseinsversorgung“ zu bieten. Gewerbegebiete zur Deckung der städtischen Finanzen sind für Herausforderer Ochs kein probates Mittel. „Die Idee ist völlig falsch“, so der CDU-Mann. Vielmehr sei es an der Zeit, kreative Lösungen zu suchen. 
Weniger kontrovers verlief die Diskussion beim Thema Fluglärmbelastung. Bei der Frage, welche Erfolgsaussichten ein Fluglärmschutz nicht nur über Nacht, sondern auch tagsüber habe, zeigte sich Heß hoffnungsvoll. „Gesundheitsschutz hat einen sehr hohen Stellenwert erreicht“, so Heß. Er fügte hinzu, dass es „ein langer, aber erfolgreicher Weg sein wird“. Einstimmig zeigten sich auch seine beiden Opponenten. Während Ochs an die Nachbarkommunen appellierte und den Fortbestand eines gemeinsam ausgeübten Drucks forderte, ist es auch für Antenbrink die „Strategie der Zukunft“, weiterhin Präsenz zu zeigen. Er verwies damit auf die äußerst erfolgreichen Demonstrationen und Protest-Aktionen der Flörsheimer Bevölkerung. Die Problematik um den Schutz der Kinder vor den Fluglärm- und Emissionsbelastungen löste die bis hierhin relativ sachliche Auseinandersetzung auf, es wurde etwas emotionaler. Zu dieser Problematik war es für alle Bürgermeisterkandidaten schwierig, die richtigen Worte zu finden. „Das ist ein ganz, ganz schwieriges Thema. Wir stehen den Problemen relativ hilflos gegenüber“, so Antenbrink. Auch Heß besaß keine „Patentlösung“ für dieses Problem, forderte aber in Bezug auf Emissionen und Lärm „an allen Fronten Verbesserungen“. Auch sein Widersacher Ochs bedauerte die missliche Lage und versprach den circa 250 Zuschauern, dass es mit ihm als Bürgermeister zumindest keine Bebauung des umstrittenen Meierhof-Geländes unter der Einflugschneise geben werde. 
Die Frage um die Konzeption des Neubaus auf dem Gelände des ehemaligen Schützenhofs ließ die Meinungen wieder auseinanderdriften. Konkret ging es um die Errichtung von Verwaltungseinrichtungen und Wohnungen. Christdemokrat Ochs zeigte sich diesbezüglich als Freund der Wohnungsbebauung und lehnte eine Zentralisierung der Verwaltung auf dem Gelände des ehemaligen Schützenhofes ab. „Ich möchte keine Behördenstadt“, betonte er. Im Gegensatz dazu erwähnte Heß ein „konkretes Projekt“, das 25 Wohnungen und Verwaltungseinrichtungen vorsieht. Dies sei, so Heß, ein vernünftiger Weg, um die Frequenz in der Altstadt hochzuhalten und die dortigen Kleingeschäfte am Leben zu erhalten. „Grundsätzlich ist Städteplanung kein Wunschkonzert“, entgegnete Sozialdemokrat Antenbrink seinen Vorrednern. „Man muss sich mit den Investoren im Vorfeld absprechen.“ Das Überleben der Geschäfte in der Altstadt bezeichnete auch der aktuelle Bürgermeister als wichtige Angelegenheit, gleichzeitig lehnte er aber den Bau eines Ärztehauses vehement ab, da eine solche Einrichtung die Existenz des Flörsheimer Krankenhauses aufs Spiel setze. Das sah der Erste Stadtrat ganz anders. Ein Ärztehaus sei sinnvoll, da die Frequenz in der Altstadt dadurch steigen würde, ist Ochs überzeugt. Das Krankenhaus sehe er nicht in Gefahr. 
Trotz der vielen Problematiken wie Fluglärm oder Verschuldung hatten alle Kandidaten natürlich auch positive Worte für die Stadt parat. „Flörsheim ist trotz Flughafen eine lebenswerte Stadt“, betonte Antenbrink und berief sich dabei auf die verkehrsgünstige Lage im Städtedreieck Frankfurt-Mainz-Wiesbaden. Wer nach Flörsheim zieht, der ziehe in ein intaktes, soziales Umfeld, fuhr Antenbrink fort. GALF-Vertreter Heß lobte zudem die neue Polizeistation und Ochs würdigte ergänzend den erfolgreichen Schulstandort Flörsheim. Der Bau der „kleinen Umgehung“, der Kreisverkehr in Wicker oder der Radweg zwischen Wicker und Weilbach waren weitere Gesprächsthemen an diesem Abend. Zuschauerinnen und Zuschauer konnten sich ein breites Bild aller Bürgermeisterkandidaten machen, bevor es am 3. Juni zur Wahlurne geht. Hoffen wir, dass die Bürger dem Aufruf des Moderators nachkommen: „Gehen Sie wählen.“ 

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