Caritas – mehr Schein als Sein

Zu: „40 Jahre Caritas-Sozialstation“ (FZ Nr. 44 vom 1. November 2018)

40 Jahre Caritas-Sozialstation. Alle sind voll des Lobes. Ich erlaube zu widersprechen.
Das christliche Gebot der Nächstenliebe und Barmherzigkeit wurde sicherlich noch glaubwürdig von den Dernbacher Schwestern gelebt und auf die Menschen, die ihrer Hilfe bedurften, übertragen. Die heutige Situation ist eine grundsätzlich andere. Es ist ein knallhartes Geschäft geworden, weil es ein Milliarden-Markt ist.

Jede auch noch so kleine Hilfeleistung wird abgerechnet. Im Rahmen des Subsidiaritätsprinzips überträgt der Staat seine Aufgaben an Hilfsorganisationen unterschiedlichster Ausrichtung. Diese versuchen dann, von diesem lukrativen Markt wie der Pflege zu profitieren. Sogenannte gemeinnützige Organisationen, wie zum Beispiel die Caritas, partizipieren genauso davon wie jeder andere Bewerber. Leider gehen jedoch Menschen, die der Pflege bedürfen, immer wieder davon aus, dass gerade bei einer christlichen Institution wie der Caritas die Botschaft Jesu gelebt wird. Sie werden dann bitter enttäuscht.

So wie mein Vater Josef Chwalek, der die Sozialstation viele Jahre großzügig finanziell unterstützt hatte. Aus christlicher Überzeugung. Als er mit 94, in seinen letzten Lebenswochen, um eine kleine Pflegeleistung bat, wurde er rüde und herablassend zurückgewiesen. Interventionen meinerseits führten weder zu einer Korrektur, noch zu einer Entschuldigung dieses beschämenden Verhaltens.
Die Caritas versteht es blendend, Sozialleistungen als eine von ihr erbrachte mildtätige Tat zu offerieren. Bei der Pflege durch die Sozialstation ist dies in keinem Fall so. Jede Leistung, und sei sie noch so klein, wird über die Krankenkassen beziehungsweise über das Sozialamt abgerechnet.

Ein Staat, der seine Bürger wertschätzt, würde anders handeln. So wie Schweden. Hier übernimmt der Staat die Aufgabe der Pflege selbst und zeigt allen möglichen Profiteuren die Rote Karte. Dies schließt Missbrauch aus. Menschen, die ihre Angehörigen zu Hause pflegen, stellt der Staat bei sich an. So gibt er denen etwas zurück, die ihm zuvor Steuern gezahlt oder sich gemeinnützig engagiert haben. Von diesem Staatsverständnis sind wir weit entfernt.

Ulrich Chwalek, Flörsheim

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