Streit um den Ausbau der Warte

Ortsbeiratssitzung Wicker: Bauvorhaben des GRKW-Prokuristen stößt auf Kritik

WICKER (drh) – Die Flörsheimer Warte ist als Ausflugsziel längst kein Geheimtipp mehr, tummeln sich doch gerade am Wochenende rund um den Turm hunderte Menschen, um Schoppen und Aussicht zu genießen. Nach 17 Jahren sei es in den Augen des GRKW-Prokuristen Leo Fercher nun aber an der Zeit, an der technischen Ausstattung des Gebäudes nachzurüsten und vor allem die Toilettenanlagen auszubauen. „Lange Schlangen vor den Toiletten sind nicht tragbar“, argumentierte Leo Fercher in der Ortsbeiratssitzung am Montagabend in Wicker. Fercher stellte die Ausbaupläne vor und erntete Kritik am Vorhaben und der Art und Weise des Geschäftsbetriebes.

 

Die GRKW plant am Ort des jetzigen Außenausschanks ein Nebengebäude mit den Abmaßen 12,25 x 7,25 x 3,08 Meter (etwaiger Grundriss eines Einfamilienhauses) zu errichten, um moderne Sanitäranlagen inklusive Behindertentoilette, neue Theken- und Kühlanlagen zu schaffen. Die Bauvoranfrage sei genehmigt und die GRKW rechne mit einem Baubeginn im September. Die Warte wird derzeit mit einer Elektroheizung gewärmt, was nicht mehr dem Stand der Technik entspreche. Der Anbau wie auch die Warte selbst sollen künftig deshalb mit Geothermiewärme versorgt werden, wofür zwei oder auch vier Bohrungen von etwa 250 Metern Tiefe nötig seien.
Die Gremienmitglieder hinterfragten die Ausführungen und so wollte Stadtverordneter Peter Kluin beispielsweise auch die derzeit genehmigte Sitzplatzzahl wissen. Leo Fercher aber beantwortete diese Frage ebenso wenig wie auch die Frage nach der Länge des Pachtvertrages mit Fernsehkoch Michael Beck. In den Augen von Kluin kann es nicht angehen, dass an der Flörsheimer Warte fast ausschließlich auswärtige Weine unter dem Slogan „Die Besten aus der Nachbarschaft“ verkauft würden. Bis auf zwei Ausnahmen stamme das gesamte Flaschenweinangebot aus Hochheim: „Wickerer und Flörsheimer Winzer sind außen vor.“ Mit „das ist Sache der Marktwirtschaft“ konterte Fercher, der dem Pächter keine Vorgaben zum Sortiment machen möchte. „Es kann aber doch nicht sein, dass Wicker die Lasten an Verkehr und Müll der Besucher in den Weinbergen trägt und andere die Geschäfte machen“, entgegnete die GALF. Das Tor zum Rheingau, wo entsprechende Sanitäranlagen bereits vorhanden seien, blicke ins Leere und werde durch einen Ausbau der Warte kaputtgemacht. Fercher wollte diese Aussage aber nicht gelten lassen, werde das Angebot der Warte doch nicht ausgebaut, sondern lediglich ergänzt. Mit dem Neubau sollten auch die Pavillons, die jetzt rund um die Warte Küchengerätschaften beherbergten, verschwinden.
Anwohner monierten in der Sitzung vor allem die viel zu geringe Anzahl an Parkmöglichkeiten und klagten über permanent zugeparkte Halteverbotszonen, Einfahrten und Rettungswege. Die jetzt zur Verfügung stehenden Parkplätze an der Erich-Bauer-Straße seien gemessen an den 40 Sitzgarnituren viel zu gering und müssten erst einmal der Besucherzahl angepasst werden. Die Stadt hat bereits zwei Grundstücke von je etwa 400 Quadratmetern Fläche für den geplanten Neubau an die GRKW verkauft. Die meisten der vielen Sitzgarnituren hätten bislang auf städtischem Gelände gestanden, über eine entsprechende Pachtzahlung wollte Bürgermeister Michael Antenbrink keine Auskunft geben.
Fercher begründete die „Nutzungsüberlassung“ mit einer internen Verrechnung für eine Grünflächenpflege. Die Fraktionsvorsitzende der GALF, Renate Mohr, fasste die unterschiedlichen Standpunkte zusammen, betonte den noch erheblichen Klärungsbedarf und bat GRKW und Stadt, Betroffene und Ausrichtende an einen Tisch zu bringen, um gemeinschaftliche Lösungen zu finden. Niemand wolle die Leistungen der Warte grundsätzlich in Frage stellen, aber es dürften auch die eigentlichen Ziele und die Grenzen der Belastbarkeit für das Umfeld nicht außer Acht gelassen werden. 
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