Hattersheim HAWOBAU

Geschäftsführer Holger Kazzer 100 Tage im Amt

HATTERSHEIM (idl) – Ende des Jahres übernahm Holger Kazzer die Geschäftsleitung der Hattersheimer Wohnungsbaugesellschaft von seinem Vorgänger Gerhard Krietsch.

 

Die HAWOBAU unterhält aktuell rund 1700 Wohnungen. Dazu addieren sich 35 Gewerbeprojekte sowie 739 Garagen. Rund 4000 Mieter leben in Wohnhäusern der Wohnungsbaugesellschaft. Damit sind rund ein Drittel der Bürgerinnen und Bürger der Kernstadt Hattersheim Kunden der HAWOBAU.
Als Geschäftsführer rücken für den ehemaligen Technischen Leiter der HAWOBAU neue Aufgaben in den Mittelpunkt seiner Tätigkeit. Nach 100 Tagen „im Amt“ sprachen wir mit Holger Kazzer über seine bisherigen Erfahrungen, seine Vorhaben und Pläne als Geschäftsführer des nach gemeinnützigen Grundsätzen geführten Unternehmens.
HS: In der Politik ist es üblich, nach 100 Tagen im Amt eine erste Bilanz zu ziehen. Bevor wir zu Ihren Plänen und Vorhaben kommen, möchten wir Sie bitten, das Unternehmen einmal kurz vorzustellen.
Holger Kazzer: Die Hattersheimer Wohnungsbaugesellschaft hat rund 1700 Wohnungen im Bestand. Damit wohnen rund 4000 Mieter und damit fast jeder dritte Hattersheimer in Häusern der HAWOBAU. Wir investieren in jedem Jahr einige Millionen Euro in den Bestand. Die HAWOBAU ist ein klassischer Bestandshalter, das heißt, die Einnahmen werden wieder in den Bestand investiert. Darunter fallen zum Beispiel Modernisierungs- und Sanierungsarbeiten. Aber natürlich auch Investitionen in Neubauten.
HS: Die Wohnungsbaugesellschaft ist zwar streng genommen keine gemeinnützige Gesellschaft mehr, wird aber noch nach gemeinnützigen Prinzipien geführt?
Holger Kazzer: Die Gemeinnützigkeit trägt die Gesellschaft nicht mehr im Titel. Aber der Auftrag ist der Gleiche geblieben. Wir stellen bezahlbaren, qualitativ ansprechenden Wohnraum einer breiten Bevölkerungsschicht zur Verfügung. Das ist und bleibt unser Kerngeschäft.
HS: Wie bereits erwähnt, ist fast jeder Dritte Hattersheimer Kunde der HAWOBAU. Betreut werden die Mieter von einem fachkundigen und kompetenten Team.
Holger Kazzer: Aktuell sind 17 Mitarbeiter in der Verwaltung tätig. Dazu kommt der sogenannte Regiebetrieb mit sieben Mitarbeitern. Man kann mit Fug und Recht von einem jungen, engagierten Team sprechen. Die Ansprüche an das Wohnungsunternehmen sind mit den Jahren zu Recht gewachsen. Wir sind in diesem Zusammenhang sehr gut aufgestellt.
HS: Die Hattersheimer Wohnungsbaugesellschaft ist ein Unternehmen mit einer fast 60-jährigen Geschichte. Mit den Jahren sind die Ansprüche in Sachen Wohnen gestiegen. Wie stellt sich die Wohnungsbaugesellschaft dieser Herausforderung?
Holger Kazzer: Gewinne, die wir erlösen, fließen in den Bestand zurück. Wir haben ein großes Maßnahmenpaket geschnürt, mit dessen Umsetzung wir vor rund zwei Jahren begonnen haben. Dazu gehört die Neu- und Umgestaltung von Eingangsbereichen ebenso wie die Modernisierung von Treppenhäusern und die Wohnumfeldgestaltung. Dazu kommen Neubauten wie zum Beispiel im Rosengarten. Oder demnächst – ganz aktuell – der Neubau eines Wohnhauses in der Vogelweidestraße, mit dem – nach dem Abriss des nachhaltig beschädigten, existierenden Gebäudes im April – begonnen werden wird.
HS: Der Mietwohnungsbau ist nach wie vor ein Kerngeschäft der Hattersheimer Wohnungsbaugesellschaft. Darüber hinaus baut die HAWOBAU aber auch Eigentumswohnungen. Warum?
Holger Kazzer: Um Gewinne zu erwirtschaften, die für Modernisierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen eingesetzt werden können.
HS: Um welche Projekte handelt es sich dabei?
Holger Kazzer: Zum Beispiel das Haus Breslauer Straße 19 in Passivhausbauweise. Dann die Kernsanierung des Gebäudes Breslauer Straße 17, das gewissermaßen unser Pilotprojekt in Sachen umfassende Bestandsmodernisierung war. In den nächsten Jahren stehen umfangreiche energetische Sanierungen bestehender Gebäude auf unserer Agenda.
HS: Die klassischen Mieteinnahmen allein reichen nicht aus, um den Bestand der Wohnungsbaugesellschaft nachhaltig auf dem gewünschten Standard zu halten beziehungsweise die Wohnqualität zu verbessern…
Holger Kazzer: In den nächsten Jahren stehen große Umbaumaßnahmen gerade im alten Wohnbestand, wie wir ihn zum Beispiel in der Friedensstraße haben, an. Auch nach der Modernisierung muss der Wohnraum für Menschen mit kleineren Einkommen bezahlbar sein. Da wir nicht in großem Maßstab an der Mietpreisschraube drehen können und wollen, brauchen wir Einnahmen aus zum Beispiel dem Bau von Eigentumswohnungen.
HS: In den letzten Wochen kamen von politischer Seite Überlegungen ins Spiel, die Hattersheimer Wohnungsbaugesellschaft in Gänze oder einen Teil ihrer besonders lukrativen Wohnungen zu veräußern, um damit den Haushalt der Stadt zu entschulden. Was halten Sie davon?
Holger Kazzer: Wenn ich die sogenannten Filetstücke verkaufe, kann ich sicher kurzfristig betrachtet erst einmal Gewinne machen. Aber wenn ich dieses Geld nicht wieder in den Bestand reinvestiere, dann sozialisiere ich die Probleme. Mit dem Effekt, dass der Bestand immer schlechter wird. Das kann eine Weile gut gehen aber irgendwann ist der Punkt erreicht, wo der Mieter sagt, die Wohnqualität ist so schlecht, ich ziehe aus.
HS: Ein klares Bekenntnis zum Prinzip der Gemeinnützigkeit?
Holger Kazzer: Auf jeden Fall.
HS: Was hat sich Holger Kazzer als Geschäftsführer vorgenommen?
Holger Kazzer: Oberstes Gebot ist die Bestandserhaltung. Um diesem Anspruch und Auftrag gerecht werden zu können, wird es Neubauprojekte sowohl im Bereich des Mietwohnungsbaus als auch im Bereich des Baus von Eigentumswohnungen geben.
HS: Ein Projekt liegt Ihnen besonders amHerzen?
Holger Kazzer: Das Gebäude Südring 79 wäre ein Beispiel, wobei es in diesem Zusammenhang noch erhebliche Hürden in Sachen Umbau und Vermarktung zu überwinden gibt.
HS: Welche Bedeutung hat für Sie das Projekt Soziale Stadt?
Holger Kazzer: Das Stadtteilbüro hat in den letzten Jahren im Rahmen des Projekts Soziale Stadt hervorragendes geleistet. Was hier entstanden ist, ist für die Siedlung und die hier lebenden Menschen ein ganz dickes Plus und hat wesentlich zum guten Miteinander in der Siedlung und der Wohnqualität in der Siedlung beigetragen. Es wurden soziale Strukturen geschaffen, die eine hohe Stabilität bringen von der alle Anwohner und natürlich auch wir als Wohnungsbaugesellschaft profitieren.
HS: Herr Kazzer, wir bedanken uns sehr herzlich für das Gespräch und wünschen Ihnen für die kommenden Jahre alles Gute.
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