Selbstgemachter Saft ist besonders gut

Kinder keltern im Rahmen der „Kultur-Werkstatt“

Jede Menge Äpfel wurden beim Keltern während der „KulturWerkstatt“ von den jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmern eifrig mit viel Spaß sortiert und gewaschen.    ?(Foto: A. Kreusch)

 

HATTERSHEIM (ak) – In diesem Jahr bot das Kulturforum Hattersheim im Rahmen der „KulturWerkstatt“ Kindern einen „Kelternachmittag“ mit Eberhardt Roth im Stadtteilbüro der Hattersheimer Siedlung an.

 

„Die Veranstaltung war schon zwei, drei Monate vorher relativ schnell ausverkauft“, freute sich Daniel Neumann vom Kulturforum sehr über das große Interesse am Keltern, „und nur drei der Kinder hatten sowas noch nie gemacht – alle anderen hatten etwa in der Schule oder auf bei einem Besuch auf einem Bauernhof schon mal gekeltert.“ Obwohl also viele das Prinzip, wie man aus Äpfeln frischen Apfelsaft macht, schon kannten, waren alle mit Feuereifer dabei – und jeder musste auch tüchtig mit anpacken, damit die Arbeit voran ging. Zuerst mussten die Körbe mit den Äpfeln zum Waschen geschleppt werden, tüchtig im Wasser gerollt und gerubbelt, sortiert und auch mal „seziert“ werden – alles, was nicht appetitlich aussah, wurde kurzerhand weggeschnitten. „An den Äpfeln von den Streuobstwiesen, die ja schon unter den Bäumen gelegen haben, waren vielleicht schon Mäuse oder Nacktschnecken dran“, erklärte Eberhardt Roth, warum das Streuobst da besonders gründlich begutachtet und sortiert werden sollte. Ein allgemeines lautes „Iiiihhh!“ war die Resonanz auf seine Erklärungen. „Das ist aber gar nicht ,Ih', das ist ganz natürlich und nicht schlimm, solche Stellen schneiden wir einfach raus“, beruhigte er die Kinder lachend schnell wieder. Trotzdem musste er danach fast alle Äpfel einzeln begutachten: „Geht der?“ – „Und geht der?“ – „Was ist denn das, warum sieht der so komisch aus?“ – „Was hat der Apfel hier unten?“, wurde gefragt. „Das ist in Ordnung, der ist nur so gewachsen– und das ist die ehemalige Blüte vom Apfel, die kann auch dran bleiben“, beantwortete er alle Fragen geduldig. „Der sieht aus wie eine Pobacke!“, amüsierten sich die Kinder über einen „besonders schön“ gewachsenen Apfel. „Ja, so oder so ähnlich sehen viele Äpfel aus, aber im Supermarkt findet ihr solche Äpfel nicht, weil die niemand kaufen möchte – der schmeckt aber sicher trotzdem ganz prima“, beruhigte Roth schmunzelnd.
Einen Apfel mit einem unübersehbaren Loch in der Schale zeigte er in die Runde. „Den schneiden wir mal auf, vielleicht wohnt da jemand drin“, kündigte er an. Tatsächlich – der kleine Wurm im Apfel löste gleich wieder allgemeines „Iihh!“ aus. „Würmer sind aber auch nicht schlimm, die leben halt in Äpfeln. Man würde das gar nicht merken, wenn man die mitisst, und wir wollen die Äpfel ja noch nicht mal essen, sondern trinken“, klärte er die Kinder gut gelaunt auf, „in den großen Keltereien werden die Äpfel gar nicht so genau betrachtet, bevor sie in die Kelter kommen, da wird bei keinem Apfel was rausgeschnitten.“
Um ganz genau zu beobachten, wie es vor und nach dem Zerkleinern des Obstes im großen Trichter des Häckslers aussieht, stiegen die Besucher der Kulturwerkstatt auf Stühle – selbstverständlich durften abwechselnd alle dabei mithelfen, die Maische herzustellen und sie anschließend mit Muskelkraft auszupressen. Vorher konnten die geschredderten Äpfel aber noch probiert werden – genauso wie der „Apfelschaum“, der sich auf dem Auffangbehälter bildete. „Mmhh, das schmeckt lecker“, freuten sich die Kinder. Und wieviel Saft dabei entstand, sorgte für allgemeines Erstaunen – immerhin ergeben 1,5 kg Äpfel schon etwa einen Liter Apfelsaft. Der Pegel im großen Kanister, in den der Saft abfloss, stieg also stetig. „Was meint ihr, wieviel passt in den Kanister?“, fragte Eberhardt Roth in die Runde. „Drei Liter?“ wurde von den Kindern geschätzt. „Drei Liter? Das wären ja nur drei Tüten Milch, glaubt ihr nicht, da passt mehr rein?“ „30 Liter steht hier vorne drauf!“, hatte ein Mädchen inzwischen schon gesehen.
Auch der ausgepresste, trockene Trester wurde ausgiebig probiert. „Das schmeckt wie Müsli, da muss nur Milch drauf“, fand ein Junge, der dabei immer wieder zugriff. Alle Kinder hatten eine Flasche und ein Marmeladenglas mitgebracht – der frische Saft konnte nicht nur „vor Ort“ natürlich ausgiebig verkostet werden, alle konnten auch etwas davon mit nach Hause nehmen. Außerdem wurde aus dem gerade gepressten Saft in der Küche des Stadtteilbüros noch gemeinsam feiner Apfelgelee gekocht, der dann allerdings erst mal in Ruhe gelieren musste und später zu Hause zum Frühstück gekostet werden konnte.
„Meine Eltern dürfen auch mal probieren“ und „Also ich geb‘ auch meinen Geschwistern was ab“, wurde von den jungen Teilnehmern der KulturWerkstatt „Wir keltern“ gegen Ende der Veranstaltung großzügig und sehr zufrieden mit der getanen Arbeit verkündet.
Auch die Kinder der Hattersheimer Siedlung werden in den nächsten Wochen immer mal wieder die Gelegenheit bekommen, mit Eberhardt Roth zu keltern. „Wir brauchen ja für die kommenden Veranstaltungen hier auch frischen Saft und auch Süßen“, erzählte Roth, „und wenn wir keltern, kommen auch immer mal ältere Damen vorbei, die nach frischem Saft fragen, um zu Hause dann für sich selbst Apfelgelee zu kochen.“
Das KulturForum Hattersheim bietet in seiner „Kinderkulturwoche“ in den Herbstferien die nächsten interessanten Veranstaltungen für Kinder an: unter anderem kann man dann an einem „Musikworkshop“ der Musikschule Hattersheim teilnehmen, bei „Kiesel, Quarz und Co.“ im Naturschutzhaus Weilbacher Kiesgruben in die faszinierende Welt der Gesteine eintauchen, T-Shirts im Begegnungshaus Eddersheim gestalten, an Führungen auf dem Flughafen Frankfurt oder durch die Schlamm-Entwässerungs- und Verbrennungsanlage in Sindlingen teilnehmen. Für die „Lesenacht“ in der Stadtbücherei sind allerdings nur noch sehr wenige Plätze frei, die Auftaktveranstaltung „Robotertiere aus alle Welt“ mit Kai Wolf bei der Künstlergemeinschaft in der Phrix ist schon ausverkauft.
Anmeldebögen bekommt man im KulturCenter, Am Markt 7, in Hattersheim oder nach einem Anruf unter Telefon 06190/9345–15 bzw. einer E-Mail an 
kartenservice[at]kulturforum[dot]de.

 

 

 

 

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