Weshalb muss der Stadtpark herhalten?

Zu der am Freitag, 8. September, in Betrieb gehenden „Alm Deluxe“ („Partytime in Hattersheim“) schreibt eine Leserin:

Grundsätzlich eine nette Idee, um Gäste aus dem Main-Taunus-Kreis und dem Rhein-Main-Gebiet nach Hattersheim zu holen und damit mit einer ungewöhnlichen, sensationellen Attraktion für unsere liebens- und lebenswerte Stadt Hattersheim zu werben.

Unser Hattersheimer Bürgermeister hat sich „als Macher“ leider keinen Kopf darüber gemacht, was wohl die Hattersheimer Bevölkerung, die Anwohner nahe des Stadtparks, der eine oder andere Gastronom und ein Teil der Eltern des Familientreffs „Grünes Haus“ darüber denken. Zumindest wäre es hier seine Pflicht und gebührender Anstand gewesen, die direkt betroffenen Gruppierungen und interessierte Bürger in einer öffentlichen Versammlung zu informieren und deren Meinung anzuhören. Schon allein aus christlich-demokratischem Verständnis heraus.

Weshalb muss dafür der Stadtpark – ein riesiges Areal für Ruhesuchende, für Spaziergänger, für Eltern mit Kindern, für Jugendliche – herhalten? Die Wiese zum Ballspielen und Toben wird kurzerhand für die „Alm Deluxe“ reserviert und diese dann auch bebaut. Die Stadt, geldknapp auch bei der Grünflächenpflege, hat hoffentlich mit dem Alm-Betreiber eine Vereinbarung für die Renaturierung des Rasens. Der Betreiber wirbt auf seiner Seite mit dem Punkt (Zitat): „wunderschön eingebettet in den Stadtpark“. Wie gut, dass Hattersheim einen solch „wunderschönen Stadtpark“ hat, mit dem der Alm-Betreiber, Nicht-Hattersheimer, werben kann!

Parkplätze hat es rund um das Gelände bekanntlich nicht massenweise. Nun denn, Herr Schindling wohnt ja in Okriftel. Er muss sich also abends keine Gedanken über einen freien Parkplatz nach der Arbeit machen, hat nicht die Dauerbeschallung der ankommenden und abfahrenden Autos von morgens bis spät in die Nacht hinein vor seinem Haus, in seiner Straße.

Vor Jahren war das „Mayer Gustl“ nahe den Kleingärten angesiedelt, eine bayerische Attraktion. Es konnte lange und ausgiebig gefeiert werden, das Weißbier und die Maß flossen gut, Rambazamba zu Oktoberfestzeiten hatte niemanden gestört. Die Gäste fanden den Weg trotz „Außenbezirk“ in die Lokalität, welche sehr lange sehr gut besucht war. Parkplätze waren genug vorhanden. Ruhestörung ein Fremdwort.

Für einen idealeren Standort der Alm – sofern Wiese/Acker wieder in den Urzustand zurückversetzt würde – hätte unser Bürgermeister sicher auch mit dem einen oder anderen Landwirt ins Gespräch und ins Geschäft kommen können. Die Bereitstellung und Verpachtung eines landwirtschaftlichen Ackers in der Gemarkung bei den Kleingärten oder Richtung Okriftel, Eddersheim oder Sindlingen und die Vermarktung des Konzepts hätte so für alle Beteiligten (Landwirt, Alm-Betreiber und die Stadt) von Nutzen sein können. Klar, eine städtische Liegenschaft bringt natürlich mehr Einnahmen in die Stadtkasse!

In den Gremien der Stadt wird zielorientiert über „Präventionsmaßnahmen“ für Kinder und Jugendliche nachgedacht, um unter anderem Alkoholkonsum und Langeweile entgegenzuwirken mit viel Freiraum und Spielplätzen. Die Bolz- und Spielwiese wird für Monate kurzerhand den Kindern und Jugendlichen entwendet. Wie viele Monate werden wohl ins Land gehen, bis die Wiese wieder spieltauglich sein wird? Und quasi vor Augen der Jugendlichen wird auf der Alm-Homepage-Startseite für Bier geworben. Zitat: „Zehn Cent von jedem verkauften Bier fließen direkt in die Sanierung unserer denkmalgeschützten Stadthalle“ und einige Zeilen weiter steht zu lesen – Zitat: „Sogar eine eigene Biersorte bringt die Alm Deluxe mit nach Hattersheim.“ Alles nachzulesen unter www.hattersheim.alm-deluxe.de

Eine bezahlbare oder gar kostenfreie Alm-Hütten-Attraktion als Entschädigung für die nun fehlende Spielwiese (zum Beispiel eine Kunsteislaufbahn) für Kinder, Familien und Jugendliche, wäre bestimmt nicht verkehrt und gut besucht!

Fazit: Eine gute Idee, die professioneller und bürgernäher hätte überdacht und geplant werden müssen.

Rita Becker, Hattersheim
(Leitung „Treffpünktchen“ im „Grünen Haus“) 

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