Große Gaudi auf dem Main

Traditionelles Fischerstechen im Rahmen des Fischerfestes war einmal mehr ein höchst unterhaltsamer Publikumsmagnet

Im Herrenfinale 2018 gewann ein „Erstling“: Jan Mittendorf konnte sich gegen den Routinier Stefan Häb am Ende doch durchsetzen.
(Foto: A. Kreusch)

EDDERSHEIM (ak) – Das Highlight des alljährlichen Eddersheimer Fischerfestes (10. bis 12. August) ist unbestritten das Fischerstechen, bei dem Angehörige Eddersheimer Vereine vor großem Publikum am Ufer sich auf dem Main von Nachen zu Nachen „duellieren“. Auch in diesem Jahr war das Mainufer in Höhe des Pavillons in der Mainanlage wieder dicht von Zuschauern belagert. Weil keine Bänke aufgestellt waren, stand man in mehreren Reihen hintereinander, um seinen Favoriten zujubeln zu können. „Vielleicht könnte die Stadt ja die Treppe zum Main rechts und links erweitern – dann hätte man so was wie eine kleine Tribüne hier und es könnten mehr Leute sitzen“, wurde als Vorschlag aus der Menge geäußert, denn die in diesem Jahr recht große Teilnehmerzahl deutete schon darauf hin, dass man ein bisschen Zeit mitzubringen hatte, wenn man auch noch das Finale sehen wollte.

Zwischen den Zuschauern waren kurz vor dem Fischerstechen die teilnehmenden „Matadore vom Main“ schon gut auszumachen: nicht nur Vereins-T-Shirts, sondern auch „Fred Feuerstein-Kostüme“, ein ganz besonderer „Worscht-Hut“ oder zumindest ein Handtuch um die Schultern (erfahrene Teilnehmer benutzen das, um die Standplattform am Boot vor dem „Kampf“ zum besseren Stand trocken zu wischen) kennzeichneten sie deutlich. „Wo sind unsere Hinterteile?“, war bald, nachdem die Boote von den Oberurseler „Kunstgriff“-Ruderern an die Anlegestelle gebracht worden waren, eine laute Frage zu hören: die Standplattformen für die Fischerfest-Stecher wurden schnellstens gesucht und angebracht, der Kampf in den Fluten konnte – unterhaltsam moderiert von Christian Seelmann – beginnen.

„Heute sehen wir hier dreizehn durchtrainierte Sportler – das ist ein großes Teilnehmerfeld“, kommentierte Seelmann augenzwinkernd den Beginn des nassen Turnieres, „darunter sind sechs Erstlinge.“ Das versprach ein spannendes Fischerstechen zu werden: würde die Erfahrung mancher Teilnehmer sich durchsetzen oder würde das Glück mit den Neulingen sein?

Alte Hasen gegen Erstlinge
Stefan Häb gehört sicher zu den „ältesten Hasen“ unter den Teilnehmern des Fischerstechens, er nahm schon mehr als zwanzig Mal daran teil. „Seitdem ich 15 oder 16 war, habe ich immer mitgemacht, ich starte schon immer für den Gesangverein Liederkranz Eintracht“, erklärt er lachend. Seine Frau Julia hat „erst“ fünf- oder sechs Mal mitgemacht (erst für die RSG, dann für die Freiwillige Feuerwehr), sie musste einmal pausieren, als das gemeinsame Töchterchen auf die Welt kam. Dass sie als Titelverteidigerin diesmal wieder dabei ist, ist für sie selbstverständlich: „Das lass ich mir doch nicht entgehen!“ Das Ehepaar hatte ausgemacht, dass jeweils der, der gerade nicht auf dem Wasser war, auf die Tochter aufpasste.

Während Christian Seelmann noch einmal die Regeln des Fischerstechens durch das Mikrofon erläuterte, erschallten am Ufer schon die Anfeuerungsrufe und Gesänge für die ersten Teilnehmer, die in die Boote stiegen. „Gell, des is des Siegerboot?“, fragte einer die Kunstgriff-Ruderer ganz freundlich, bevor er sich für einen der beiden Nachen entschied und erntete ein schallendes Gelächter dafür. „Wenn du gewinnst, geb‘ ich dir einen aus“, wurde vom Ufer aus in Aussicht gestellt, aber auch: „Wenn du fällst, kriegst du von mir einen ausgegeben!“ Auch Stefan Häb sah das mit dem Ins-Wasser-Fallen“ nicht so eng: „Das ist doch der Gag an der ganzen Veranstaltung, dass da jemand ins Wasser fällt. Es gab bisher nur einen einzigen Teilnehmer beim Fischerstechen, der vor Jahren mal komplett trocken geblieben ist, der hat auch am Schluss den Sieger nicht aus dem Wasser mit abgeholt. Warum der überhaupt mitgemacht hat, weiß ich bis heute nicht“, schmunzelte er, „manche sagen ja, vom Mainwasser kriegt man Haarausfall – aber damit hab ich gar keine Probleme.“ In einigen spannenden Kämpfen auf dem Wasser konnte er seine Erfahrung unter Beweis stellen. „Man muss halt erst gut zielen und dann ziemlich entschlossen zustoßen“, erklärte er, wie man es am besten macht, den Gegner vom schwankenden Kahn ins Wasser zu schubsen. Und obwohl er einen „Fight“ gegen den Vorjahressieger David Dehnst nur deshalb gewann, weil er einen Deut später als sein Gegner ins Wasser fiel, kam Häb damit bis zum Finale.

Am Ufer erklangen zum Teil archaische Fan-Gesänge über „Eddschemer Bube“, während auf dem Wasser gekonnt gekämpft und geschwommen wurde. Auch der „Hotdog- Hut“ von Tim Liebscher aus der FCE-„Grillhütte“ machte Bekanntschaft mit den Mainfluten. „Ach guck: Der Hotdog schwimmt! Das ist gar kein Hut, das ist seine Schwimmhilfe“, wurde am Ufer lachend gemutmaßt.

Während sich im Damenfinale (der erste Lauf war gleich das Finale, weil es nur zwei Teilnehmerinnen gab) die erfahrene Julia Häb gegen Jenny Ruppert von den Geschichtsfreunden durchsetzen konnte, gab sich im Herrenfinals Stefan Häb gegen den „Erstling“ Jan Mittendorf freundschaftlich mit einem Sprung in die Mainwasser geschlagen. Den dritten Platz belegte in diesem Jahr Eric Macek, der sich gegen Tim Liebscher im „kleinen Finale“ durchsetzen konnte.

Für die Zuschauer war es ein bisschen schade, dass das diesjährige Fischerstechen so eng von den beiden Vorstellungen der Wasserski-Show eingerahmt wurde. Die Wasserski-Künstler belegten die Treppe und den Ponton schon lange bevor der traditionelle Wettkampf zu Ende war mit ihren Skiern, die letzten Wettkampf-Teilnehmer mussten sich um den Anlegeplatz herum aus dem Wasser kämpfen, um nicht mit nassen, nackten Füßen auf Wasserski zu treten, und auch der eigentlich traditionelle und obligatorische Start aller Teilnehmer vom Ponton aus zum „Gratulationsschwimmen“ für den Sieger musste daher ausfallen. Man musste sich zwischen den Büchern ins Wasser kämpfen, um den Gewinner abzuholen. Bei aller Anerkennung für die tollen Leistungen der Wasserski-Leute: vielleicht könnten sie einfach auch der schönen und beliebten Eddersheimer Tradition den Platz und die Zeit einräumen, den sie verdient hat. Darüber würden sich die Zuschauer wohl ebenfalls freuen – und sich dennoch danach noch die Wasserski-Vorführungen gerne ansehen.

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