Hier lacht der Spaß aus allen Knopflöchern

Eddersheimer Kümmeldrescher-Sitzung begeisterte wieder mit tollen Büttenreden, Tanzshows, Gesang und viel Lokalkolorit

„Mit 99 Jahren, da fängt das Leben an!“ Mit ihrer Hommage an Udo Jürgens begeisterte die Gesangsgruppe „Gospel4fun“ die Zuschauer der Kümmeldrescher-Sitzung.
(Fotos: A. Kreusch)

 

EDDERSHEIM (ak) – Mit einer fulminanten Kümmeldrescher-Sitzung feierte Eddersheim am Samstag, 18. Februar, seine ganz eigene Fassenacht – „Seel und Seelchen“, „Rheuma und Ischias“ sowie „Käthchen und Lisbeth“ wurden dabei wunderbar ergänzt von den „Schnitzelmuddies“, tanzenden Zwergen und tollen Tanzshows. Es agierten Fassenachter auf der Bühne, denen der Spaß an der Fassenacht buchstäblich aus allen Knopflöchern lachte.

Auch in diesem Jahr rotierten die Mitglieder des Elferrates der Kümmeldrescher wieder: fast jeder, der in der langen Stuhlreihe auf der Bühne im Taunussaal Platz genommen hatte, war zwischendrin auch als Aktiver zu sehen und zu hören, den Vorsitz des Elferrates teilten sich wieder routiniert und humorvoll Christine Gesang und Birgit Bartels.

Traditionell nahmen zu Beginn der Sitzung die Protokoller Stefan Häb und Wolfgang Drescher die Geschehnisse des letzten Jahres in und um Eddersheim auf’s Korn. Dabei kamen natürlich auch die städtischen Politiker nicht zu kurz. Sie erkannten auch in der Fastnacht sofort, dass die CDU die letzte Wahl hier gewonnen hat: „Sie dürfe jetzt hier vorne sitzen!“, wurde gelacht, und die anwesenden Damen und Herren der SPD wurden mit der Erkenntnis getröstet, das sie „zumindest in der Kümmeldrescher-Sitzung ihre Plätze alle behalten“ hätten. Die Protokoller-Erkenntnis, dass Hattersheim jetzt „von Okriftel aus regiert“ wird, sorgte ebenfalls für Heiterkeit, genauso wie die Seitenhiebe auf einen „getürkten“ Putsch, einen singenden Nobelpreisträger, Sportereignisse und die deutsche Gründlichkeit. 

Närrische Zwiegespräche
Eine ganz besondere „Brandschutzuntersuchung“ boten „Seel und Seelchen“, Walburga Seel und Tochter Daniela Seel, dem Eddersheim Publikum: während „Seel“ als gestandene Feuerwehrfrau in der üblichen Einsatzjacke auftrat, präsentierte sich „Seelchen“ in einer schicken „Uniform vom Designer Glööckler“. Vom „Sibbeschläferteig mit meinem Bernd“, davon, dass Hexe „nit uff’s eischene Personal schieße“, „alt werden nix für Feischlinge is“ und warum Schokolade eigentlich Obst ist handelte unter anderem ihr sehr unterhaltsames Zwiegespräch.

Auch die „Zwei Putzfrauen“ Inge Häb und Birgit Bartels spielten sich in einem Frauengespräch auf der Bühne die Bälle zu. Sie konnten sogar manche ihrer „Gesprächsthemen“, beispielsweise Sohn und „Kulissenschieber“ Fabian Bartels oder den Ehemann im Elferrat, Herman-Josef Häb, direkt an ihren Ausführungen teilhaben lassen, was zu allergrößter Heiterkeit im Publikum führte. So erfuhr man, wie Fabian zum Vorstellungsgespräch mit einer Matratze anstatt mit den richtigen „Unnerlaache“ ging und dass Ehegatte Häb „nur noch die Hälft heert – wenn jemand 66 sacht, versteht er 33!“ Auch die „Superdiät“ („vor oder nach’em Esse?“), Urlaubsfreuden zwischen „Worschtzippeln“, Katzen im E-Werk und warum Grog ein Element ist, wurde von den „Zwei Putzfrauen“ närrisch beleuchtet.

Die Damen von „Gospel4fun“ brachten in dieser Fastnachtssession eine sehr witzige „Hommage an Udo Jürgens“ auf die Bühne. Bei ihnen begann das Leben allerdings nicht „mit 66 Jahren“, mit „eindrucksvollen“ Bildern besangen sie herrlich kostümiert, warum auch „mit 99 Jahren“ das Leben besonders lebenswert ist.

Direkt von ihrer „Männerschönheitsfarm“ eilte Melanie Wallenwein zur Kümmeldrescher-Sitzung. „Des iss ja widder eine Qual – wo iss dann hier en scheene Mann im Saal? Hier drinne isser nit zu sehe, ich glaab, ich muss nach Okriftel gehe!“, reimte sie am Beginn ihrer Büttenrede. Warum das aber gar nicht sein müsste und wie auch Eddersheimer Männer auf ihrer „Männerschönheitsfarm“ toll in Form gebracht werden, sorgte bei so manchem Gast für Lachtränen. Nicht nur von ihrem Fanclub, den „Eddschemer Geier-Girls“ bekam sie viel Applaus dafür.

Kümmeldrescher-Taufe mit Mainwasser
Als ein modernes Rotkäppchen und als eine Großmutter mit „kleinem Mund und kleinen Ohren“ führten Verena Waldmann und Isolde Stapf, musikalisch unterstützt von Jean Bormuth, dem närrischen Publikum vor Augen, was passiert, wenn Rotkäppchen sich nicht gleich auf den Weg in den Wald macht, sondern sich erst mal das Märchenschloss anschaut – dort wird es versehentlich von der Spindel in einen 100-jährigen Schlaf versetzt und im Märchenwald gerät alles aus den Fugen: „Der Märchenwald ist durchgeknallt“ ist die Folge, die von den beiden mit viel Humor geschildert wurde.

Der Höhepunkt schlechthin der Eddersheimer Kümmeldrescher-Sitzung ist in jedem Jahr die Taufe von neuen Kümmeldreschern und von Ehrenkümmeldreschern. Mit ihr werden zum einen „Auswärtige“ zu Beinahe-Eddersheimern gemacht (erkennbar an den blauen Zipfelmützen), die in Zukunft sicher gehen können, nicht mehr von „Eddersheimer Bube mit Dreck beworfe zu wern“, zum anderen werden „Einheimische“, die sich besonders um ihren Ortsteil verdient gemacht haben, zu „Ehrenkümmeldreschern“ (erkennbar an den gelben Zipfelmützen) erhoben.

In diesem Jahr wurden unter großer Anteilnahme aller „Alt-Kümmeldrescher“ die beiden Protokoller, Elferrats-Mitglieder und „Männerballetteusen“ Wolfgang Drescher (der Okrifteler wurde zum Kümmeldrescher ernannt) und Stefan Häb (er wurde zum Ehrenkümmeldrescher erhoben) getauft.

Auch in der zweiten Halbzeit der Kümmeldrescher-Sitzung wurden die Zuschauer in der Eddersheimer Narrhalla wunderbar unterhalten.

Mit einer versöhnlich endenden „Schimpftirade auf die Männer“ brachte zunächst Erika Stapf das Publikum zum Lachen, bevor Peter Kozubowski als „Einmann-Männerballett“ die Bühne unsicher machte. Was er über die Missgeschicke seiner sieben Mitstreiter beim Training für die Fassenachtsbühne zu erzählen hatte, artete zu mancher Zwerchfell-Attacke aus.

Als köstliche „Schnitzelmuddies“ kamen die „Alt-Candys“ Katja Prenzer und Jessica Lucks im Traum noch einmal auf die Bühne getanzt – was sie dann nach dem Aufwachen so alles „aus dem Candy-Girl-Nähkästchen“ plauderten, brachte den gesamten Saal zum Lachen. Da kann man nur hoffen, dass der Drang der beiden, im Rampenlicht zu stehen, auch im nächsten Jahr wieder ausbricht. Die Zuschauer waren sich nämlich einig: „Also des war ja e Nummer!“

Waltraud Pöschl hatte für die diesjährige Fastnacht ihren eigenen Werdegang zur Schwiegermutter verarbeitet. Mit viel Witz und Charme schilderte sie, wie sie zunächst (und zuerst vergeblich) versuchte, einen Blick auf den zukünftigen Schwiegersohn zu ergattern und was dann auf so alles auf sie zukam.

Schwungvolle Tanznummern
Mit den beiden Kaffee trinkenden und ganze Kuchen dazu verspeisenden Eddersheimer Originalen „Käthchen und Lisbeth“ (Andreas Marz und Hans Dilsky) kam noch einmal viel Eddersheimer Lokalkolorit auf die Bühne. Die trockenen Dialoge der beiden „alten Damen“ waren wieder sehr treffend und zum Schießen komisch.

Dass es bei den Kümmeldreschern nicht nur tolle Fastnachtsvorträge, sondern auch wunderbare Tanznummern zu sehen gibt, dafür sorgen in jeder Kampagne die verschiedenen Tanzgruppen des Gesangvereins Liederkranz. Gleich am Anfang der diesjährigen Sitzung erfreuten die jungen Tänzerinnen der „Sweetie Stars“ das Publikum mit einer Zeitreise durch die 80er, 90er und 2000er Jahre.

„Rheuma und Ischias“ fand wieder eine äußerst lustige Möglichkeit, eine Tanznummer im Sitzen vorzuführen: Mit „geschminkten“ Knien und festlich als Damen und Herren gekleideten Waden brachten sie die Zuschauer zum Staunen und zum Lachen.

Die wunderbaren „Honey-Ladies“ Karin Kozubowski, Ulrike Kördel, Angelika Waldmann und Birgit Bartels zeigten in glitzerndem „Freestyle Dance“ im Fernsehstudio bei „Let’s Dance“ zu modernen Melodien, wie hoch sie ihre Beine immer noch „schmeißen“ können – vor ihrem Schwung und ihrer Ausdauer kann so manch „jüngeres Semester“ nur anerkennend (und vielleicht auch ein bisschen neidisch) den Hut ziehen.

Auch die „Old Candies“ hatten eine „verkürzte“ Tanznummer für ihr staunendes Publikum auf Lager – immer zwei der Damen fügten sich hinter einer Vorhangkonstruktion zu einer besonders kleinen, besonders beweglichen „Tänzerin“ zusammen. Die Show der vier Arme und der „ausdrucksstarken“ Mimik brachte die Zuschauer zum Kreischen. Selbst von Seiten der Elferratspräsidentin wurde ihnen gerne bescheinigt: „Das war mal wirklich eine Nummer mit Kopf, Hand und Fuß – ihr habt den Saal gerockt!“ 

Die „Sugar Babies“ tanzten zu ihrem närrischen Jubiläum von vier mal elf Jahren beeindruckend beweglich „We run the World“ – und freuten sich darüber, dass der ganze Saal ihnen gerne ein „Zum Geburtstag viel Glück“ sang. Ein Gutschein als Dankeschön vom Elferrat „für einen schönen Abend in Okriftel“ wird den jungen Damen eine Feier im kleinen Kreis möglich machen.

Die in diesem Jahr verjüngte Parade-Tanzgruppe der Kümmeldrescher, die „Candy Girls“, brachten elegante „Contemporary“-Bewegungen auf die Bühne, bevor vor dem großen Finale das Männerballett „Crazy Dancers“ als anmutig-filigrane und knuddelige Nilpferd-Balleteusen die Zuschauer verzückte.

Es ist für alle – für den Gesangverein Liederkranz und auch für die Zuschauer – zu hoffen, dass die diesjährigen Debütantinnen der Kümmeldrescher-Sitzung „Blut geleckt“ haben und im nächsten Jahr wieder neben den „altbekannten“ Akteuren der Eddersheimer Fastnacht zu sehen sein werden.

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